iii. hello neighbor

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3rd december

Die Verabredung stellte sich als komplettes Desaster heraus! Sie hatte alles sehr schön eingeplant und sehr viele Möglichkeiten ausgerechnet. Trotz allem reichte es nicht und der Kerl entschied sich lieber für die Kellnerin im Diner, die auffällig miteinander flirteten. Das konnte ich selbst am hintersten Tisch im Diner beobachten und konnte mit seinem Bruder auch darüber sprechen. Theo stellte sich nicht als einen kompletten Arschloch dar und zeigte sogar Mitleid für Kim, die das Gute in der Situation sehen wollte.

Leider ging alles daneben und Thilo konnte das "Date" mit der Nummer der Kellnerin verlassen, die ich beim Verlassen des Diners absichtlich anrempelte und mich dafür auch nicht entschuldigte. Sie hätte einfach den älteren Mann neben uns bedienen können, statt ihr Hemd weiter aufzuknöpfen und ihm schöne Augen zu machen.

Und dann warf sie ihre blonden Haare schwungvoll über ihre Schultern und blendete dabei aus, dass er in Begleitung war — Was für eine blöde Schlampe! In der Weihnachtszeit wollte ich nicht fies sein, aber Blondie holte aus mir das Schlimmste heraus!

Seitdem Desaster meldete sie sich nicht und reagierte auch nicht auf meine Nachrichten, die ich ihr über die Nacht geschickt hatte. Neben Netflix und einer niedergeschlagenen besten Freundin, konnte ich mich kaum auf meine Hausarbeiten konzentrieren und schob sie auf Morgen auf. Ein Fehler, aber was sollte ich schon tun? Archie Andrews und Jughead Jones halb nackt in einem Pool durfte ich mir nicht entgehen lassen! 

Und da lag ich nun am ersten Advent...

Immer noch müde und unausgeschlafen, während der Fernseher nur noch ein paar Teleshopping Produkte anzeigte. Die Dezembersonne schien direkt in mein Wohnzimmer und ich fühlte direkt, dass ich mich heute an die Hausarbeiten setzen musste. Keine Ablenkung– gar nichts! Aber da machte mir mein Nachbar ein Strich durch die Rechnung und störte mich beim Kaffee kochen in der Küche.

In meinem peinlichen Pyjama und verwuschelten Haaren. Wundervoll, nicht?

»Hast du schon auf die Uhr geschaut?«, fragte ich ihn und ließ ihn trotz den Umständen in die Wohnung.

»Es ist schon fast Ein Uhr.«, erwiderte er und schaute mich leicht verwirrt an, bevor er mit dem Kopf schüttelte und mich dann schüchtern anlächelte. »Ich kann auch nachher wiederkommen, wenn du dich auch aus deinen Schlafklamotten befreit hast.«

»Quatsch mit Soße.«, winkte ich ab und sah an mir herunter. Den "My Little Pony" Pyjama fand ich nicht schlecht, aber schon peinlich ihn gegenüber einer fast fremden Person anzuhaben. »Wo drückt der Schuh?«, fragte ich ihn und ließ mich auf die Couch fallen.

»Ich will noch einiges mit dir klären, bevor du dann meine Familie triffst.«, erwiderte er und starrte mir in die Augen. »M-Moment! Das hörte sich komisch an.«, fiel ihm auf und startete einen neuen Versuch: »Wir müssen uns etwas kennenlernen und auf die selbe Geschichte kommen, die ich Aaliyah erzählt habe.«

»Aaliyah? Deine Schwester, stimmt's?«, fragte ich ihn und versuchte mir den Namen auch schon zu merken. Im Namen merken durfte ich keinen Oscar erhalten. »Wie lang sind wir nun zusammen?«, fragte ich ihn anschließend und klopfte auf den freien Platz neben mich, damit der gefühlte Riese sich hinsetzen konnte.

Fühlte sich viel angenehmer an, wenn er nicht stehen würde und ich alleine auch der Couch saß.

Zögernd nahm er das Klopfen wahr und platzierte seinen Hintern neben mich. Dennoch bestand zwischen uns etwas Abstand, damit ich ihn auch bloß nicht biss.

»Ich hab meiner Schwester davon in den Sommerferien erzählt. Dann müssten es schon fast vier Monat sein.«, rechnete er mathematisch aus und konnte mich allein damit beeindrucken, dass er rechnen konnte. Meine Mathematikkenntnisse ließen zum Wünschen übrig! Aber es beeindruckte mich auch, dass er das Geheimnis fast vier Monate mit sich herumschleppen konnte.

»Du hast mich schon in den Sommerferien süß gefunden?«, neckte ich ihn und musste auflachen, als sein Gesicht sich in der Farbe Rot verfärbte. »Tut mir leid, aber das finde ich süß.«, erklärte ich ihm unter meinem Lachen und versuchte mich dann auch schon zu beruhigen. »D-Du hast nur eine Schwester oder sollte ich bald mit vier Schwestern und zwei Brüdern an Weihnachten rechnen?«, fragte ich ihm nach den Stand seine Geschwister und atmete erleichtert aus, dass ich nur einer Schwester ins Gesicht lügen musste. 

Meiner Familie hatte ich natürlich nichts über die Sache mit meinem Nachbarn erzählt und Shawn konnte echt glücklich darüber sein, dass er meine Großfamilie nicht kennenlernen musste. Unter zwei älteren und einem jüngeren Brüdern und vier weiteren jüngeren Schwestern verlor man sehr schnell den Überblick. Manchmal verlor selbst ich den Überblick und verwechselte öfters die Namen.

Eine Sache, die meine Mutter öfters machte und sich manchmal auch mit meinen dreizehn- und fünfzehnjährigen Schwestern anlegt.

»Was studierst du eigentlich?«, wechselte er das Thema und sah sich das Chaos nochmal an. »Was du studierst muss wohl echt nervenaufreibend sein.«

Lehramt? Nein, natürlich nicht!

»Wo denkst du hin? Lehramt ist nicht nervenaufreibend.«, schüttelte ich mit dem Kopf und fuhr mir durch meine Haare. »Ich studiere Englisch und Geschichte, was wohl komplett nach hinten losgeht.«, beantwortete ich seine Frage.

»Spricht die Ironie aus dir?«

»Du musst wissen, dass ich es fließend spreche.«

christmas lie ☃️ shawnmendes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt