iiii. weirdos

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fourth december

»Wann bist du gestern eingeschlafen?«, fragte Martin mich in der Kantine und könnte durchaus beobachten, wie oft ich in nur einer Minute einnickte und am liebsten in einem durchgeschlafen hätte. Leider musste ich mich noch die zwei Wochen gedulden und den Stress ertragen. Auch meine wunderschönen Freunde, die alle Hausarbeiten pünktlich erledigen konnten und hinter noch Feiern gingen — Ich wünschte, dass ich sowas könnte!

»Gegen Mitternacht oder sogar später.«, antwortete ich ihm und versuchte nicht erneut einzuknicken. Die heiße Suppe sah nicht sonderlich gut in meinem Gesicht aus. »Mein Nachbar ist noch vorbeigekommen und sowas.«, fügte ich hinzu und schob mein Tablett etwas nach vorne, damit ich meinen Kopf auf die freie Stelle platzieren konnte.

»Dein Nachbar? Bei dir im Haus wohnen nur alte Menschen.«, hakte Gideon nach und kannte nur die älteren Menschen in dem Haus, die oft bei mir nach Zucker fragten. Und immer dann, wenn Gideon mit mir versuchte zu lernen. »Was wollte der alte Webster?«, fragte er leicht verwirrt nach und Cindy, die ihren Kopf auf seiner Schulter angelegt hatte, verzog ihr Gesicht komisch.

»Der Webster in deiner Wohnung?«

»Noch irgendwelche Wünsche? Der Webster ist nicht der einzige Nachbar.«, machte ich klar und wollte nicht, dass sie weiterhin über den Webster sprachen. »Ich hab einen Nachbarn, den ich selten gesehen habe und er selbst nur selten da ist. Der ist Jünger und—«

»Ein der?«, fiel Kim mir ins Wort und hatte heute wohl gute Laune, da sie nun mit ihren Augenbrauen wackelte. »Sieht er gut aus?«, fragte sie und eröffnete am Tisch unter uns Mädchen eine Diskussion, ob mein Nachbar heiß aussah oder nicht. Darüber wollte ich mit ihnen schon gar nicht erst diskutieren, da ich ihn einfach als meinen Nachbarn sah. Nicht mehr und nicht weniger. »Wir müssen ihn kennenlernen!«

»Eh, ne?«, antwortete ich und ließ die Antwort wie eine Frage klingen. »Das hört sich voll komisch an, Kim. Standest du am Samstag nicht noch auf diesen einen Zwilling?«, erinnerte ich sie an ihren Verflossenen, für den sie sich nun wenig interessierte.

»Er kann dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst!«

»Achte auf deine Wortwahl, junge Dame.«, ermahnte Gideon sie und sah mit einem gespielten ernsten Blick an. »Aber Kim Kim hat Recht. Wenn dein Nachbar dich bis nach Mitternacht noch wach gehalten hat, müssen wir ihn uns unter die Lupe nehmen.«, stimmte er ihr zu und ich dachte wirklich, dass er auf meiner Seite stand.

Wie sehr man sich in Menschen täuschen konnte.

»Er ist nur selten da.«, murmelte ich und fand nun, dass ich ihnen davon nicht erzählen sollte.

»Ist das eine Ausrede?«, fragte Cindy mit einem breiten Grinsen nach und konnte es mit ihren leicht buschigen Augenbrauen nicht lassen. »Gib es zu, dass dein Nachbar heiß ist und du ihn uns deshalb nicht kennenlernen lässt.«

»Er kann sogar hässlich sein und ich lasse ihn euch trotzdem nicht kennenlernen.«, konterte ich und wollte nun echt nicht mehr darüber diskutieren. »Das ist voll weird, wenn ich dann plötzlich mit euch vor seiner Haustür stehe, Leute.«, stöhnte ich schlussendlich auf und rollte mit meinen Augen.

Was sollte er dann von mir denken? Dass ich gar nichts für mich behalten konnte und komische Freunde hatte? Welcher Freund oder Freundin wollte den Nachbarn seiner Freundin kennenlernen? Ich meine, wer?

Ja, Shawn sah nicht schlecht aus. Wenn nicht, sogar besser als mein Ex-Freund, der sich selbst als "Adonis" bezeichnete und in diesem Glauben peinliche Bilder auf Instagram postete.

»Schämst du dich für deine Freunde, Ellie?«, stellte Gideon mir nun die Frage und half mir momentan echt nicht weiter.

»Ihr Punkt ist, dass niemand seinem Nachbarn seine Freunde vorstellen würde.«, mischte Martin sich ein und schenkte mit ein Lächeln, dass ich dankend erwiderte. »Und? Bock Silvester bei mir zu feiern?«

»Der edle Ritter in seiner strahlenden Rüstung.«, kommentierte Kim sein Eingreifen in die Unterhaltung. »Wann kommt ihr mal zusammen? Zusammen seid ihr echt niedlich und es kann nicht sein, dass Martin—«

»Wir lieben uns nicht.«, unterbrachen wir Kim und schauten uns mit einem vielsagenden Blick an.

Martin und ich hatten unsere eigene Geschichte, die nicht jeder am Tisch erfahren musste. Zwischen uns lief nicht sehr viel — Ein paarmal änderten wir unseren Status von Freunden zu Fuck Buddies, was dann auch nur zwei Monate gehalten hatte. Hinterher entschieden wir uns nur für die Freundschaftsbasis und erzählten unseren Freunden nichts darüber.

Gideon hätte erst einen Beweis gefordert, um es uns glauben zu können.

Cindy hätte sich vielleicht nicht dafür interessiert, da sie nur Augen für Gideon hatte und Kim? Die hätte die "Neuigkeit" an die große Glocke gehangen und wenn nicht, sogar eine Party geschmissen.

Und danach noch eine..

»Was nicht ist, kann noch werden.«, zwinkerte Kim und ging auch schon auf Martins Themenwechsel ein.

Während dann alle am Tisch über die Silvester Party sprachen, spielte ich nur leicht desinteressiert mit meinem Handy und benutzte dann auch einmal Spiele, die ich zuvor nie wirklich auf meinem Handy bemerkt hatte und sie mir gerade gelegen kamen.

Doch es dauerte höchstens drei Minuten bis eine Nachricht meine Aufmerksamkeit zu sich zog und mich zwang mein Spiel zu beenden:

Bock nachher was zu starten?

Hab ich dich nich gestern gesehen?

McDonalds hat gerade ne geile Aktion!

Sehen uns um Drei bei McDonalds bei uns da in der Nähe

»Ich sollte langsam gehen und mal meine Bude aufräumen.«, stand ich auf und nahm mein Tablett. Dennoch bemerkte niemand von ihnen überhaupt was und redeten unbekümmert weiter. »Bis dann, muchachos.«, verabschiedete ich mich trotzdem bei ihnen und machte mich aus dem Staub.

Natürlich ließ ich mir kein Essen auf der Welt entgehen!

christmas lie ☃️ shawnmendes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt