viii. shopping tour

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eighth december

»Momentan hänge ich mehr mit meinem Nachbarn ab als mit meinen Freunden.«, teilte ich ihm mit und hatte meine Hände tief in meiner Manteltasche versteckt, während ich neben ihm herlief und versuchte seinem Tempo zu folgen. Natürlich hatte er für seine Größe passend lange Beine, die ihn auch schneller laufen ließen. Da hatte ich mit meinen Beinen, was für eine durchschnittliche Größe total klar ging, gar keine Chance mitzuhalten.

Ich erinnerte mich selbst an ein Küken, dass hinter seiner Mutter hinterher watschelte.

»Warum fragst du mich dann, ob ich dich zum Shoppen begleiten möchte?«, erwiderte er in einem fragenden Ton und stellte eine berechtigte Frage. Warum hatte ich ihn, als meinen Nachbarn und Scheinfreund, überhaupt gefragt? Ich hätte auch meine Freundinnen fragen können, die sich schon langsam misstrauisch wurden.

Daher hatte ich ihnen für heute Abend für ein Girls Night im Club zugesagt und brauchte nur noch ein passendes Outfit, um heute überhaupt auftauchen zu können — Ohne ein passendes Outfit wollte ich erst gar nicht aus dem Haus gehen!

»Ich könnte deine modebewusste Seite gebrauchen.«, gab ich ihm die Antwort auf seine Frage und zuckte mit meinen Schultern. »Du hättest auch einfach "Nein" sagen können und ich hätte bestimmt den alten Webster gefragt.«, grinste ich schlussendlich und musste allein wegen seinem Gesichtsausdruck laut auflachen.

Die Sonne schien nicht besonders hell um die Uhrzeit, dennoch saß eine teure Ray Ban Sonnenbrille auf seiner Nase und verdeckten somit seine rehbraunen Augen. Seine braunen Locken versteckte er unter einer schwarzen Mütze. Er hatte sich nicht besonders auffällig angezogen: dunkle Jeans, eine dunkle Jacke und dazu noch dunkle Boots.

Dagegen hatte ich mich wie ein "bunter Pudel" angezogen. Meine braunen Haare versteckte ich unter einer grauen Bommelmütze und trug passend dazu einen schwarzen Mantel, der mir bis zu den Knien ging. Ein grauer Hoodie mit der Aufschrift "NETFLIX" in rot und Ankle Boots mit hohen Absätzen perfektionierten mein Outfit nur.

Und da ich mich für eine Shopping Tour nicht geschminkt hatte, wirkte ich neben ihm wie ein Kleinkind.

»Hättest du nicht.«, murmelte er leicht hörbar und lief nun etwas langsamer, damit ich mit ihm mithalten konnte. »Und glaubst du nicht, dass der Webster etwas pädophil ist? Ich möchte nicht einfach irgendwelche Behauptungen aufstellen, aber—«

»Ne, du hast schon recht.«, unterbrach ich ihn und griff ihm an seinem Handgelenk, um ihn besser in ein Laden ziehen zu können. »Allein wie er immer guckt, lässt mich erschaudern.«, kicherte ich leicht und schaute mich auch schon im Laden um.

ZARA zählte zu meinen Favoriten, wenn es um Läden ging. Oftmals kaufte ich meine Klamotten auch bei Hollister oder irgendwo im Internet. Aber wenn ich mich zwischen all den Läden entscheiden müsste, dann würde ich mich ohne zu zögern für ZARA entscheiden.

»Alles klar, Shawn. Ich geh heute mit meinen Freundinnen und ich brauch ein neues Outfit.«, informierte ich ihn und grinste ihn breit an. »Nun hast du die Ehre mich zu beraten. Du kannst dich schon einmal auf mehrere Stunden hier einstellen, da ZARA einfach nur mein Leben ist!«

Daraufhin seufzte er nur und folgte mir nur langsam, während ich mir die Klamotten ansah und versuchte mich für eins zu entscheiden. Es störte mich überhaupt nicht, dass ich nun einen Jungen als Modeberater geholt hatte. Ich kannte ihn nicht sehr lange und natürlich fand ich es im ersten Moment komisch, ihn mehr als meine Freunde um mich herum zu haben, aber Shawn war ein echt lieber Kerl und ich hatte mich schon an seine Nähe und blöden Fragen gewöhnt.

Trotz seinem Status auf der ganzen Welt, sah ich ihn gar nicht als einen Superstar. Er wirkte für mich bodenständiger als ein paar Menschen, die nicht in der Öffentlichkeit standen und mit diversen Attacken im Netz zu kämpfen hatte. Ich glaubte wohl nicht, dass niemand das Gerücht über seine Sexualität nicht mitbekommen hatte. Darüber hatte er schon mit mir gesprochen und ich konnte allein aus seiner Stimme heraushören, wie sehr es für ihn schmerzte.

Solang es seine Persönlichkeit nicht beeinflusste, wie plötzlicher Verrät oder sowas, dann fand ich selbst einen homosexuellen oder bisexuellen Shawn gar nicht verkehrt. Er blieb immerhin noch ein Mensch.

»Hast du es bald, Ellie?«, fragte er mich schon gefühlt zum hundertsten Mal und lief weiterhin trottend hinter mir her.

Neben einem möglichen Outfit für heute Abend hatte ich noch ein paar Shirts und Hosen eingepackt, die mir sehr ins Auge fielen. Dabei musste ich mir erst die passende Größe heraussuchen und vielleicht auch die Farbe, wenn sie mir nicht gefiel. Das nahm natürlich sehr viel Zeit, was mir nicht sehr auffiel, aber dafür Shawn. Er schaute schon fast pausenlos auf seine teure Uhr und ließ ein genervtes Stöhnen heraus.

»Sí.«, nickte ich grinsend mit meinem Kopf und lief zu seiner Erlösung dann auch zu den Umkleiden. Er konnte von Glück sprechen, dass es dort ein paar Stühle oder sogar eine Bank gab, auf die er sich setzen konnte. »Du kannst es dir gemütlich machen. Kann wieder etwas dauern.«, betonte ich und verschwand auch schon mit meinen Sachen in die Umkleidekabine.

Ich legte die Klamotten ab und zog meinen schweren Mantel aus, in dem ich schon fast schwitzte. Bevor ich mich in den neuen Sachen zwang, warf ich noch einen Blick auf mein Handy und erstarrte schon fast, als ich Martins Nachricht sah:

Bock heute Abend was zu starten?

So hatte er mich immer angeschrieben, wenn er vorbeikommen wollte oder ich vorbeikommen sollte. Ich wusste, wenn es nur unter uns bleiben sollte, dass wir nie trinken würden oder einen Film schauten. Aber ich erinnerte mich genau, dass wir die Sache beendet hatten.

Nur du & ich?

Daraufhin packte ich mein Handy ein und starrte in den Spiegel. Warum schrieb er mir nun sowas?

christmas lie ☃️ shawnmendes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt