vi. family feud

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sixth december

Stöhnend schaute ich meine jüngeren Schwestern an und überlegte, ob ich sie aus meiner Wohnung schmeißen sollte. Natürlich liebte ich sie, doch momentan hatte ich echt keine Lust auf sie und die Zeit für sie konnte ich mir nicht einfach aus dem Arsch ziehen. Die Uni teilte mich in zwei Hälften und dann wollte mein Nachbar noch einmal vorbeischauen und meine Wohnung mit mir festlich gestalten. Noch immer sah sie kahl aus und sehnte sich nach wunderschöne Dekorationen aus dem letzten Jahr.

»Was wollt ihr hier eigentlich?«, fragte ich sie und konnte gerade nicht verstehen, warum sie hier in meiner Wohnung saßen und sich sogar an meinem Kühlschrank bedient hatten. »Stress mit Mom und Dad?«, hakte ich nach und hatte mein iPhone in der Nähe, falls ich unsere Eltern anrufen musste.

Ich glaubte wohl kaum, dass sie Penelope und Petunia die Erlaubnis gegeben hatten. Sie wohnten alle in Philadelphia und mitten in der Schulwoche ließen sie sie niemals außerhalb Philadelphia— Zwar dauerte die Fahrt mit dem Auto nur eine Stunde, dennoch dauerte es mit Bus, U-Bahn eine halbe Ewigkeit.

»Dich besuchen kommen!«, antwortete Penelope und grinste mich frech an. »Mom und Dad stressen komplett herum und die New Yorker Luft kann uns nicht schaden.«, fügte sie hinzu und warf sich mit Schwung auf meine Couch.

»Unterhalte uns einmal, Ellie.«, forderte nun Petunia und stand mit einem Grinsen im Wohnzimmer. »Freust du dich nicht uns hier zu haben? Wir hätten uns erst an Heiligabend gesehen.«

Ich konnte gar nicht in Worte schreiben, wie sehr ich die Zwillinge vermisst hatte. Und ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich meinen Sarkasmus in den letzten Stunden Schlaf vermisst hatte.

Ein paar Stunden Schlaf hatten mir echt gut getan.

»Ich möchte euch echt nicht rausschmeißen, aber in einer halben Stunde erwarte ich auch schon Besuch.«, fing ich an und lächelte sie unecht an. »Ich wünsche euch noch einen sicheren Heimweg und redet bloß nicht—«

»EINEN JUNGEN?«, unterbrachen sie mich und starrten mich an, als hätte ich einen Clown in meinem Zimmer versteckt. »Du und ein Junge allein in deiner Wohnung?«, fragte Petunia und sah mich weiterhin grinsend an. »Hast du einen Freund?«

»Sie hätte uns davon bestimmt schon was erzählt.«

»Bei ihr kann man nie sicher sein.«, zuckte Petunia mit ihren Schultern und sah mich nun mit einem neugierigen Blick an. »Aber für einen Besuch willst du deine eigenen Schwestern aus deiner Wohnung schmeißen?«

»Hast du mich stottern hören?«, erwiderte ich ernst und seufzte anschließend, als ich ihre Blicke sah. »Es hört sich echt kalt an, aber ich möchte auch kein Stress mit Mom und Dad haben. Mom macht sich bestimmt schon Sorgen und ich möchte nicht Schuld sein, wenn sie einen Nervenzusammenbruch erleidet, weil ich ihr von ihrem spontanen Besuch nichts erzählt hatte.«, erklärte ich ihnen und wollte mich aus der Situation heraushalten.

Ich wollte daraus nicht noch mein Problem machen!

»Kannst du ihr nicht schreiben? Bei dir reagiert sie viel ruhiger als bei uns.«, stellte Penelope die Frage und klimperte unschuldig mit ihren Wimpern. »In letzter Zeit wirkt sie total angespannt und lässt alles an uns aus, wenn irgendwas nicht nach Plan läuft.«

»Vermutlich ist sie nur angespannt, weil heute Nikolaus ist und die Kleinen mehr an Nikolaus verlangt haben als für Weihnachten. Ich kann mich noch daran erinnern, als ihr den halben Spielzeug Katalog haben wolltet und ihr ihn auch bekommen habt.«, erinnerte ich sie wieder daran und versuchte auch aus der Sicht unserer Mutter zu schauen.

Zwillinge konnten sehr anstrengend sein.

»Bist du auf Moms Seite?«

»Ne, aber—«, fing ich an und wurde von meinem Klingelton unterbrochen, was gerade einiges rettete.

Und wie ich es mir schon gedacht hatte, rief Mom an:

MOMSTER ❤️

»GEH NICHT RAN!«, brüllten sie mich an und versuchten nach meinem iPhone zu greifen, was ich noch in Millisekunden schnappen konnte. »Wenn du das tust, Ellie,« , fing Petunia an und wurde von ihrer Schwester abgelöst, »kriegst du an Weihnachten kein Geschenk.«

»Damit tu ich euch einen Gefallen.«, grinste ich und nahm den Anruf entgegen. »Hallo, Mom?«

»Ellie? Bitte erzähl mir, dass Petunia und Penelope bei dir sind!«, hörte sie sich verzweifelt an und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie viele Sorgen sie sich noch machte. »Ich wollte sie heute abholen, aber keiner von ihnen stand am Schultor.

»Penelope und Petunia in Manhattan?«, fragte ich nach und sah zu den Zwillingen, die wie wild mit ihren Köpfen schüttelten. Sie hassten mich hinterher für meine Entscheidung, aber dafür machte sich Mom keine Sorgen bis zum Tod. »Die sind gerade bei mir. Sollen die wieder nach Hause?«, fragte ich und konnte sie mit der Nachricht beruhigen.

Wohlmöglich durfte ich mich nun auf Stress mit den Zwillingen einstellen. Und ich wollte nicht in der Vorweihnachtszeit meine asoziale Seite herauslassen.

Daraus sollte wohl nichts werden.

christmas lie ☃️ shawnmendes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt