Gerichtsverhandlung

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Jimin

Nun sitze ich hier, in diesem kleinen Gerichtssaal. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes, sitzt mein schlimmster Alptraum, diese Person die mich tief im innersten zerstört hat, mich misshandelt und auf so viele Arten erniedrigt. Ich kann ihn kaum ansehen, doch er hat sein Blick stetig auf mich gerichtet. Auf seinen Lippen ein höhnisches Grinsen, seine Augen glänzen, so als ob er Freude an der ganzen Situation hat. In diesem Augenblick sieht man deutlich wie krank dieser Mensch ist. Keine einzige Reue ist in seinem Gesicht abzulesen, eher Freude und Lust. Freude mich leiden zu sehen, Lust mich noch einmal zu Quälen, Lust auf mich. Während er selbstsicher und lässig auf seinem Stuhl sitzt, bin ich ein häufchen Elend. Zusammen gekauert, der Versuch mich so klein wie nur möglich zu machen, der Blick hauptsächlich auf meine Hände gerichtet. Ich wage es kaum ihm ins Gesicht zu schauen und dennoch wandert mein Blick ab und an zu ihm, auf der Suche nach einem Gefühl wie Reue oder Entschuligung in seinen Augen. Doch ich suche vergbens, werde wohl auch niemals etwas finden.
——
„Mr. Dong, angeklagt der Entführung und Misshndlung des hier anwesenden Park Jimin."

Es ausgesprochen zu hören, ist wie ein Schlag ins Gesicht. Dieser eine Satz hallt in meinem Kopf wie ein schmerzhaftes, ohrenbetäubendes Kreischen. Taeyangs Blicke auf mir sind wie Pfeile die meine Haut durchbohren, sein eckelhaftes Grinsen wie Säure die sich in meine Augen frisst.
Der Richter ergreift erneut das Wort.
„Ich bitte Sie Herr Park hier vorne Platz zu nehmen." Er zeigt auf einen Stuhl und einen Tisch in der Mitte des Raumes. Mit wackeligen Beinen stehe ich auf und gehe auf den Stuhl zu, wo ich mich letztlich hin setze. „Sie sind nun im Zeugenstand und ich belehre Sie wahrheitsgemäss zu Antworten und die Geschehnisse nicht zu verfälschen." Ich nicke zur antwort. „Ihr Name ist Park Jimin, 19 Jahre alt und von Beruf Student. Sie sind mit dem Angeklagten Herr Dong, weder Verwandt noch verschwägert." Nervös knete ich meine Hände und versuche einen klaren Kopf zu bewahren. „D-das ist richtig e-euer Ehren." Ein zufriedenes Nicken seinerseits. „Wie haben sich der Angeklagte und Sie kennengelernt?" Ich bereue es ihn kennengelernt zu haben, doch war es eigentlich unumgänglich. „Das war vor ungefähr zwei Jahren. Der Vater meines besten Freundes, zu dieser Zeit, hat wieder geheiratet und seine neue Frau hat Taeyang in die Ehe mitgebracht." Ich hatte mich ehrlich gefreut, am Anfang, noch einen Freund gefunden zu haben. Doch stellte sich Taeyang als grösster Alptraum raus. Hätte ich das bloss gewusst. „Sie wurden bereits vorher von dem Angeklagten entführt und gefangen gehalten. Für dieses Vergehen, hat Herr Dong bereits eine sechs monatige Haftstrafe verbüssen müssen. Wie ist es danach weiter verlaufen?" Verlangt er nun, dass ich ihm alles genau erzähle? Noch einmal die ganze schmerzliche Story laut aussprechen? Ich hole tief Luft, bereite mich darauf vor, noch einmal alles auszugraben. „Nach dem Taeyang eingesperrt wurde, habe ich die Stadt verlassen, wollte alles hinter mir lassen und neu anfangen. Zu mindest so gut es geht." Ich mache eine Pause, versuche mich zu sammeln. „Doch nach der Haftstrafe hat er es irgendwie geschafft mich zu finden. E-er hat mir aufgelauert, hat mich auch einmal in einer Seitenstrasse abgefangen, mich da schon... Er hat mich da schon grob behandelt. Doch bei diesem einen ‚Zusammentreffen' ist es nicht geblieben." Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich versuche sie krampfhaft zurück zuhalten. Bohre meine Fingernägel in meine Handflächen, versuche so von meiner schmerzenden Brust abzulenken. „E-eines Tages hat er mir Bilder meines jetzigen Freundes geschickt, ge-gedroht ihm..." Eine Träne rollt über meine Wange. Eine einzige, die sich eine brennende Spur über mein Gesicht bahnt. „...Er hat gedroht e-r tue Yoongi etwas. Also bin ich eines Abends los und wollte Taeyang zur rede stellen." Mit einer einzigen Handbewegung wische ich mir die Träne von der Wange. Will keine Schwäche zeigen, auch wenn es mir so verdammt schwer fällt. Vorallem wenn ich sehe wie gleichgültig Taeyang dort auf dem Stuhl sitzt, so als ob ihn diese ganze Sache rein gar nichts angeht. „Diese angesprochene Sms ist uns als Beweismittel gegeben." Auf einem Projektor werden die Fotos, der Sms gezeigt. „Was ist dannach passiert, Herr Park?" Ich reisse mein Blick von der Leinwand und konzentriere mich auf meine Hände. „Wir trafen und in einer Gasse, nur in der Hoffnung er würde mit sich reden lassen. Doch Taeyang ist gekommen um sich das zurück zuholen, was er glaubt es stünde ihm zu. Das bin ich." Ein Schnauben aus Taeyangs Richtung ist zu hören und als ich zu ihm schaue, hat er, seine Arme auf den Tisch vor ihm gestützt. „Wir wissen beide, dass du mir gehörst Jimin. Und das für immer. Du gehörst mir alleine." Ein Schauer des Eckels befällt mich und ich schüttle wie in trance meinen Kopf. Der Verteidiger von Taeyang flüstert ihn etwas zu und darauf hin lässt er sich wieder in seinen Stuhl zurück fallen. „Sprechen Sie weiter Herr Park." Einen Augenblick kommt kein einziges Wort über meine Lippen, doch ich komme schliesslich der Aufforderung des Richters nach. „Er hatte nicht mit sich reden lassen, hat mich bedrängt und dann mit etwas nieder geschlagen. An alles was ich mich nacher erinnere ist wie ich in diesem Raum aufgewacht bin." Ein klicken ist zuhören und ich kann sehen wie das Bild auf der Leinwand sich ändert. „Eine Wunde am Kopf des Opfers, bestätigt diese Aussage." Mein Kopf ist zu sehen und die Wunde. Auch wen es Tage sogar fast Wochen dauerte bis diese Aufnahme gemacht wurde, konnte man die Wunde noch immer sehen. „Sie sind ganz tapfer Herr Park, doch ich bitte Sie mir zu erzählen was in den Tagen der Gefangenschaft alles passiert ist. Sie müssen nicht ins kleinste Detail gehen. Aber dennoch erzählen was er getan hat." Ich schliesse meine Augen, all diese Bilder die aufeinmal wieder in meinen Kopf gedrängt kommen. Diese Bilder die ich so gut verdrängt habe oder aufgearbeitet mit der Hilfe von Frau Choi, meinen Freunden und Yoongi. Der Gedanke an Yoongi und das er draussen auf mich warten wird, gibt mit genug Kraft um weiter zu sprechen. „Zuerst waren es bloss Schläge mit der Hand, oder grobes packen meines Oberarms. Doch mit der Zeit wurde er immer aggressiver. Bei jedem Regelverstoss hat er mich gepackt, in die anliegende Lagerhalle geschleift m-mich an den Metallketten befestigt. Er hat... Er hat mich mit einem Gürtel geschlagen, musste jeden Schlag mitzählen.." Stumme Tränen verlassen meine Augen. „Von was für Regeln sprechen wir hier?" Ich schliesse meine Augen, will diese Regeln nicht mehr laut aussprechen und doch verlassen die Worte meinen Mund fast wie von alleine. Zu tief sitzen sie, sind ein Teil der Person die ich jetzt bin. Ich werde sie nie wieder vergessen. „1. Nenne ihn Master oder Sir.
2. Wenn der Master spricht, in sein Gesicht sehen.
3. Verweigere dem Master niemals etwas.
4. Sprich immer in ganzen Sätzen mit dem Master.
5. Du bist seins."
Ein zufriedenes Lachen dringt an meine Ohren. „Ich bin stolz auf dich Babyboy, du hast sie nicht vergessen." Ich presse meine Augen zusammen, dränge die Tränen zurück. „Wie könnte ich auch. Du hast mich gebrochen." Die Worte kommen bloss als ein Flüstern, doch ich bin mir sicher der ganze Saal hat es gehört. „Herr Dong, seien Sie still oder ich verhänge ein Bussgeld." Der Richter schaut wenige Sekunden zu Taeyang, ehe er sich wieder mir zuwendet. „Bitte fahren Sie fort." Ich will nicht mehr weiter erzählen, will einfach nur zu Yoongi, will dass er mich in den Arm nimmt und für immer fest hält. Doch es ist unumgänglich, ich muss weiter erzählen. „Bei den Schlägen blieb es nicht. Eines Tages hat er..." Ich breche ab, will es nicht laut aussprechen. Zu sehr schäme ich mich und ich kann spüren wie das Gefühl des Schmutzes meinen Körper wieder einmal mehr befällt. Automatisch fahre ich mit meinen Händen über meine Arme. „E-er hat..." Doch ein weiteres Mal breche ich ab, ein Schluchzer verlässt meine Kehle. Ich umschlinge meinen Oberkörper mit meinen Armen. Will so den Gedanken verdrängen.
Die Stimme von Frau Choi, so lieblich und hell. „Euer Ehren, wenn Sie erlauben, würde ich gerne meinem Patienten ein Glas Wasser geben." Ich weiss nicht was der Richter sagt, doch ich höre wie ein Stuhl zurück geschoben wird und Absätze die auf dem Holzboden widerhallen. „Jimin." Eine Hand auf meiner Schulter, das Glas vor mir auf dem Tisch. „Konzentriere dich auf deine Atemzüge, so wie ich es dir vor dem Gerichtsaal gesagt habe. Durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Du schaffst das." Frau Choi schaut mich ein letztes Mal aufmunternd an ehe sie auf ihren Platz zurück geht. „E-es tut mir leid e-euer Ehren." Der Richter winkt ab. „Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen." Und das tue ich auch. Ich atme mehrmals ein und wieder aus bevor ich weiter spreche. „Eines Tages, hat er sich s-seine Befriedigung geholt. E-er hat...Er hat mich v-vergewaltigt. Mehrmals, er h-hat es mehrmals getan." Nun breche ich vollends zusammen. Mehrere Schluchzer verlassen meinen Mund, Tränen strömen über mein Gesicht, welches ich in meine Hände stütze. „Es hat dir doch auch gefallen." Taeyangs Stimme hallt in meinem Kopf wieder. Seine Worte zerrissen mich, doch mit solchen Aussagen schneidet er sich selbst ins Fleisch, gibt indirekt zu was er getan hat. „Gehts Herr Park, oder brauchen Sie eine Pause?" Ich schüttle meinen Kopf und greife zum Glas um daraus einen Schluck zu trinken. „Gut, vielen Dank, Sie waren sehr mutig. Sie dürfen wieder neben Frau Choi Platz nehmen.
Alles weitere nehme ich nicht mehr wirklich wahr. Frau Choi wird gefragt, wie mein Zustand gewirkt habe, als ich ihre erste Sitzung besuchte. „Depressiv, gebrochen und hat jede Art von Berührung abgelehnt. Vorallem aber männlichen Kontakt. Er war am Tiefpunkt seiner Selbst." Wieder einmal mehr sind meine Arme um meinen Oberkörper geschlungen. Ich ertrage die Nähe zu diesem Monster keine Sekunde länger und doch bin ich gezwungen hier sitzen zu bleiben. Frau Choi spricht über Taeyang, wie sie ihn einschätzt und sie verwendet genau das Wort das auch verwenden würde; Krank!
Nun wird der Polizist, der die Ermittlungen geleitet hat in den Zeugenstand gerufen und er erläutert dem Richter wie das Ganze zu ende gegangen ist. Ab da schalte ich komplett ab. Nicht noch einmal will ich diesen Schuss durchleben müssen, das mich Taeyang kaltblütig ermorden wollte, nur weil er mich nicht haben konnte, niemals haben wird. Die Stimme des Richters dringt zu mir durch. „Wir ziehen uns jetzt zurück und werden in Kürze das Urteil berichten."

Diese Kürze zog sich länger hin als mir lieb war. Nach 30min vieleicht auch 40, kam der Richter entlich wieder und wir mussten alle aufstehen. „Im Namen des Gesetzes spreche ich den Angeklagten für schuldig." Erleichterung! Ja das ist das richtige Wort. Es durchströmt meinen gesamten Körper. „Der Angeklagte wird wegen Entführung, Misshandlung, Vergewaltigung und versuchter Mord für 20 Jahre Haft verurteilt. Ausserdem wird er in Psychische Behandlung begeben." Meine Beine geben nach und ich breche auf meinem Stuhl zusammen. Endlich, endlich bekommt er seine gerechte Strafe und vorallem sehe ich wie seine Mauer bricht. Sein Gesicht ist Wutendbrand. „Ich werde wieder kommen!!! Du wirst auf ewig mir gehören!! Hörst du Jimin?!" Nun schreit er im ganzen Saal, doch beamte packen ihn und führen ihn nach draussen, wahrscheinlich in eine Arrestzelle. Der Spuck ist endlich vorbei. Ich habe es geschafft, habe alles hinter mir. „Die Verhandlung ist hier mit abgeschlossen."
Kann ich nun endlich nach vorne blicken?
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Omo 1934 Wörter. Wie ich gesagt habe, mein längstes Kapitel
Ich weiss absolut nicht wie so eine Verhandlung abläuft also seid mit nicht böse wenn irgendetwas falsch ist.
Ich habe ziemlich lange für dieses Kapitel gebraucht und für Jimin ist es wie ein Schlussstrich den er endlich ziehen kann um vielleicht endlich glücklich zu werden.
Ich hoffe so sehr das es euch gefällt.
PS; wie schon gesagt, wird diese Story baald fertig sein. 😭
Loooove u all
xoxo 😘

Liebe mich für immer❣️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt