Kapitel 1

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Das Wochenende zog wie jedes andere davor auch an mir vorbei. Es passierte nichts besonderes. Ich habe in meiner Bude gehockt und an meinem Handy gespielt. So wie ich es auch geplant hatte. Keine zu großen Ziele setzten! Heute war als wieder Montag und ich werde von meinem Wecker um 6:00 Uhr morgens in der Frühe geweckt. Stöhnend mache ich mich Fertig und gehe in die Küche. Ich öffne den Kühlschrank und nehme mir etwas essbares heraus und schmeiße es in meine Schultasche. Anschließend ziehe ich mir Schuhe und Jacke an, es wird ja langsam kalt draußen und verlasse meine Wohnung. Der Weg zur Schule ist nicht lang und dennoch schaffe ich es immer wieder, dass ich mich fast selbst dazu überrede wieder um zu kehren. Jedoch immer nur Fast. Wäre die Schule noch 300 Meter weiter weg, würde ich wahrscheinlich Dauerschwänzer sein. Auf dem Schulhof bleibe ich kurz stehen und besehe mir das Gebäude. Es ist zu einer Art Routine geworden. Schließlich kann ich mich aber doch dazu überwinden in das Gebäude zu gehen. Es bringt ja doch nichts davor stehen zu bleiben. Mein Weg führt mich wie immer erst zu meinem Schrank und anschließend zu meinem Klassenraum, meinem Platz ganz hinten links am Fenster. Block und Stift ausgepackt und der Blick aus dem Fenster. Nach und nach kommen immer mehr Klassenkameraden in den Raum und es wird wie immer unerträglich laut. Die Glocke klingelt und der Lehrer kommt und mit ihm die ersehnte Ruhe. Nach zwei Unterrichtseinheiten ist Pause. Ich stehe wie jeden Tag draußen bei meinen Bekannten. Sie erzählen und ich nicke immer, wenn es von mir verlangt wird.

Auch heute ist wieder Getuschel zu hören: „Wie gut die Aussehen!" „Ja! Oder?!" „Der eine geht in meine Klasse!" „ECHT?! Welcher denn?" „ Tae heißt er. Das ist der mit der tiefen stimme und dem Muttermal auf der linken Wange" „OMG! Der sieht ja mega gut aus!" „JA! Oder?!" Ab da schalte ich wieder ab und kurz darauf klingelt es zur nächsten Stunde. Neue Schüler... Stimmt! Da war ja was. Ich habe noch keinen von denen Gesehen. Ist aber auch besser so. Ich gehe in meine Klasse und lasse mich seufzend auf meinem Platz nieder. Ich hasse Montage! Wie jeden Tag zieht auch dieser an mir vorbei. Doch als ich meinen Klassenraum nach meiner letzten Stunde verlasse fühlt sich etwas beängstigend anders an. Die macht mich nervös. Sehr nervös. Ich habe mich in den letzten 3 Jahren so sehr an mein Leben an mein Dasein gewöhnt, dass diese Veränderung alles zerstören könnte. Ich laufe also langsam und vorsichtig den Flur entlang. Es scheint alles normal zu sein. Jedoch ist da etwas in der Luft. Ein Gefühl.... Ich gehe zu meinem Fach um meine Bücher dort ab zu legen und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kann es riechen. Die Veränderung liegt in der Luft und ich vernehme sie durch ihren Duft. Ich schaue mich panisch um. Auch wenn ich jetzt weiß woran es liegt, kann ich nicht sagen, dass es mich beruhigt. Ganz im Gegenteil! Gerade weil ich weiß, was mich so nervös macht, werde ich noch ängstlicher.

Ich kann nur nicht vernehmen, von wo der Duft kommt. Ich schmeiße mein Fach fast schon zu und stürme nach draußen und da sehe ich den Ursprung meiner Angst und der Grund meiner Verzweiflung. Draußen vor der Schule steht eine Gruppe von Jungs. 6 sind es an der Zahl. Die Neuen von denen ich schon einiges Gehört, jedoch noch nichts gesehen hatte, bis jetzt! Sie stehen da und unterhalten sich und scheinen mich überhaupt nicht zu bemerken. Dieser Fakt lässt mich ein klein wenig aufatmen. Ich verstecke mich an der Hauswand, sodass sie mich nicht sehen können, ich jedoch sie. Ich schaue mir jeden einzelnen an. Sie sehen wirklich alle gut aus. Muss ich den Tuschlern ja recht geben und von dem was ich hören konnte hatte der , der mit dem Körper schräg zu mir stand wirklich eine tiefe Stimme. Ich ziehe die Luft durch die Nase. Ich will mir ihren Geruch einprägen, damit ich ihnen aus dem Weg gehen kann. Ich will nichts mit ihnen zu tun haben! Ich darf nicht mit ihnen in Kontakt treten. Sie würden alles zerstören was ich hier habe. Ich präge mir ihren Duft ein und muss stutzen. Ich ziehe erneut die Luft ein und schließlich stockt mir der Atem und tränen steigen in meine Augen. Das einzige an das ich denken kann ist: Ich bin erledigt! Mit diesem Gedanken richte ich meine Tasche auf meiner Schulter, ziehe meine Kapuze so tief in mein Gesicht wie nur möglich und stürme so schnell wie nötig von dem Schulgelände nachhause.

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