Kapitel 4

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Tae ist nicht lange geblieben und doch fühle ich mich komisch. Ich fühle eine Mischung aus Angst vor der Reaktion der Anderen, Freude, weil ich mal jemanden bei mir zuhause hatte und Verwirrung, können Tae und ich doch Freunde sein? Ich gehe ins Badezimmer und dusche mich. Anziehen tue ich wie automatisch. Danach gehe ich in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Ich nehme den Schlüssel meines Nachtschränkchens und öffne die Schublade. Mit Buch und Stift sitze ich da.

Mittwoch, 08. Dezember 2021

Was soll ich sagen? Heute war ein Tag. Heute war ein Tag! Ich bin gerne zur Schule gegangen. Ich bin gerne in die Pause gegangen. Ich habe Schmerz empfunden und ich habe Freude empfunden.

Ich glaube ich bekomme einen Freund.

Liebes Tagebuch, heute war wieder ein guter Tag und ich weiß, dass morgen ein ganz schlechter kommen wird, aber ich freue mich darauf, weil ich weiß dass ich jemanden habe, der mich mag. Tae!

Ich lege mein Buch zur Seite. Ich brauche es nicht weg schließen, denn ich habe jemanden Gefunden, den es interessieren würde, was ich denke und fühle.

Ich decke mich mit meiner Decke zu und starre an die Decke. Meine Gedanken sind bei Tae und bei dem morgigen Tag. Morgen werden sie mich fertig machen, aber Tae wird da sein und er wird sich dafür interessieren wie ich mich fühle.

Der nächste Morgen startet wie jeder andere auch. Auf dem Weg zur Schule passiert auch nichts bahnbrechendes, doch als ich den Schulhof betrete, bemerke ich schon die bedrückende Atmosphäre. Die Schüler starren mich an. Sie tuscheln mit einander, wenn ich an ihnen vorbei laufe. „Siehst du, das ist er!" „Das ist er?" „Ja, wenn ich es dir doch sage!" „Das er sich überhaupt traut in die Schule zu kommen!" Ich bin restlos verwirrt. Sonst wird mir keinerlei Beachtung geschenkt, aber heute.... Was ist das nur, dass die Leute hinter mir her tuscheln. Und warum, sollte ich mich nicht mehr trauen in die Schule zu kommen? Hier in unserer Stadt gibt es nur 6 Werwölfe, also daran kann es nicht liegen. Die Menschen, außer Tae, wissen nichts von uns. Was ist hier nur los? Ich betrete das Gebäude und biege in den Flur mit meinem Spind ein, da werde ich an der Schulter angerempelt und mache fast die Bekanntschaft mit dem Boden. Ich sehe mich verwirrt um. Ein mir unbekannter Mitschüler hatte mich angerempelt und es scheint ihm auch kein bisschen leid zu tun. „Na? Wie gefällt dir das?" fragt er mich gehässig und geht einfach weiter ohne auf eine Antwort zu warten.

Was ist hier los? Da werde ich erneut von einem Mitschüler angerempelt. Diesmal kann ich mich nicht auf meinen Beinen halten und mache wirklich Bekanntschaft mit dem Boden. „Da gehörst du auch hin!" sagt der Schüler und lacht über mich. Er steht noch kurz vor mir, bis er einen großen Schritt über mich drüber macht. Die Jungen und Mädchen auf dem Flur schauen verstohlen zu mir rüber und einige Lachen über mich, die Anderen lästern. Ich rappel mich auf und stehe fast, da werde ich wieder zu Boden geschubst, dabei schlage ich mit dem Kopf auf den Boden und mein Ellenbogen haut gegen einen der Schließfächer. Aua! Das Lachen wird lauter. „Sowas wie du hat nichts anderes verdient!" wird mir entgegen gerufen. Ich spüre ein brennen in den Augen. Was ist in der Zeit zwischen Gestern und heute passiert? Was hat sich verändert? Ich bleibe auf dem Boden sitzen. Ich mache mir nicht mehr die Mühe auf zustehen. Die Schüler laufen über mich drüber und manche treten mich ganz aus versehen absichtlich dabei. Nachdem der Gong ertönt verschwinden alle Schüler von den Gängen und erst als keiner mehr zu sehen ist, erhebe ich mich von meinem Platz am Boden.

Meine Arme, Beine und mein Kopf schmerzen. Über meinen Ellenbogen reibend gehe ich zu meinem Spind. Als ich meinen Spind sehe, sehe ich mich erneut verwirrt um. Mein Schrank ist offen, die Bücher liegen nur noch in Fetzen darin und die Tür ist schwarzer Farbe beschrieben worden:

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