Kapitel 11

2.4K 131 11
                                    


Ich gehe wieder zu den Anderen ins Wohnzimmer. Sie sitzen noch immer alle hier versammelt und warten gespannt darauf, dass sie endlich erfahren was ihren Alpha so beschäftigt. Als ich den Raum betrete, richten alle Augen sich hoffnungsvoll auf mich. Was soll ich ihnen sagen? Dass er sich sorgen macht, dass er seinen Mate finden könnte? Dass er keinen Mate haben will? Dass das andere Rudel mit seiner Mate droht, die er noch nicht kennt? Mir steht der Kopf schief. Keine richtigen Gedanken kann ich fassen. Ich bin konfus und ich habe keinen Plan. Ich öffne den Mund. Ich will ihnen alles sagen, doch mir fällt nicht ein wie. Mein Hirn kann die Informationen nicht greifen, die es gerade erhalten hat. Mein Herz zieht sich bei den Aussagen, die er getätigt hat, zusammen. Ich bin einfach nur fertig. Mein Kopf ist Matsch. „Ich weiß es nicht.“ ist alles was ich raus bringe, dann drehe ich mich zum Ausgang, nehme meine Jacke und verlasse das Haus. Ich will aber auch nie wieder hier her kommen. Mein Weg nachhause dauert lang. Ich habe mir nicht gemerkt, wie Tae hier gefahren und so muss ich zurück suchen.

Doch ich suche nicht. Ich laufe einfach. Ich laufe Straße, um Straße, um Straße. Irgendwann ist dann doch mein Haus in Sicht. Ich öffne die Tür, ziehe mir meine Jacke aus, nur um zu merken, dass ich meine Schuhe vergessen habe. Ich gehe in die Küche und mache mir etwas zu essen, nur um zu merken, dass ich Cornflakes mit Ketschup gemischt habe. Ich gehe in mein Badezimmer und dusche mich, nur um zu merken, dass ich vergessen habe mich vorher aus zu ziehen. Ich verlasse die Dusche und zerre mir die Kleidung vom Leib. In mir steigt Wut auf. Die Kleidung, die ich trage geht unter dieser Kaputt. Ich schaue in den Spiegel und sehe einen schwachen, verletzlichen, kleinen Omega. ,Kein wunder warum Mami und Papi dich nicht mehr wollten.' Ich will dieses Bild nicht sehen. Ich will nicht diese Person sehen, die es nicht Wert ist, dass Mami und Papi um diese Kämpfen. Ich hole aus und lasse meine Hand gegen den Spiegel sausen. Hand trifft auf Spiegel. Ein stechender Schmerz fährt durch meine Hand, doch es interessiert mich nicht. Solange ich nicht mehr dieses Elend sehen muss, ist mir der Schmerz egal.

Ich ziehe mir die Splitter mit der bloßen Hand aus meiner Hand und verletzte mich so weiter. Doch es stört mich nicht. Ich wasche meine Hände mit klarem Wasser und sehe zu, wie es sich mit meinem Blut mischt. Mit einem Handtuch um meiner Hand ziehe ich mir eine Boxershort an und gehe in mein Schlafzimmer. Mein Blick fällt auf mein Tagebuch. Ich nehme es in die Hand und schlage die Seite auf, auf der Tae etwas geschrieben hat und reiße sie heraus. Den Zettel lege ich ordentlich auf meinen Nachttisch. Das Buch wird von einer Hand zur anderen hin und her geschoben, bis ich es auf schlage und nach und nach alle beschriebenen Seiten raus reiße. Bis nur noch ganz wenige leere Seiten darin sind. Mein Bett ist voll mit Zetteln, doch das stört mich nicht. Ich nehme meinen Stift und setzte ihn an.

Mittwoch, 31. August 2022

Ich bin es nicht Wert, dass Mami und Papi bei mir bleiben. Ich kann nichts! Ich habe niemanden! Ich bin es nicht Wert von meinem Mate geliebt zu werden! Wer sollte mich schon wollen? Wie könnte mich jemand mögen? Ich bin ein nichts und interessieren tut es niemanden! Ich hasse mich selbst, weil mein Mate es auch tut.

Liebes Tagebuch, heute habe ich es verstanden.

Ich lege mein Buch neben den ordentlich gefalteten Zettel. Ich hebe den Zettel auf, halte ihn mir noch einmal vor Augen und lege ihn dann in die Schublade und schließe diese ab. Ich nehme den Schlüssel und werfe. Ich achte nicht darauf, wo er landet, denn das ist mir egal. Ich lege mich hin. Dass die einzelnen Zettel immer noch auf meinem Bett liegen ist mir egal. Ich schaue an die Decke und kann nur daran denken, wie hässlich sie eigentlich ist.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn ich werde wie jeden Morgen um 6:00 Uhr von meinem Wecker geweckt. Jeder Knochen in meinem Körper fühlt sich steif an. Meine Wangen glühen und ich habe Kopfschmerzen. Es wahr scheinbar kein erholsamer Schlaf. Ich quäle mich aus meinem Bett und interessiere mich nicht an den Blättern, die ich dadurch in meinem ganzen Zimmer verteile. Hier und da kann ich auch ein reißen hören. Es ist mir egal. Ich ziehe mir irgendwelche Klamotten an und gehe in die Küche. Doch ich habe keine Lust mir irgendetwas zu machen, also verlasse ich sie auch schnell wieder und ziehe mir Schule an. Zu einer Jacke kann ich mich auch nicht überreden. Wir haben Sommer. Ich verlasse um 6:37 Uhr mein Haus. Viel zu früh um zur Schule zu gehen, doch mir ist es egal. Trottend laufe ich den Weg entlang und wer hätte das gedacht, ich komme viel zu früh an der Schule an. Es ist noch kein Schüler auf dem Hof und auch die Lichter in dem Gebäude sind noch nicht an. Die Türen sind auch noch verschlossen, aber was solls. Ich kann schon mal nicht zu spät kommen, aber auch das wäre mir egal.

Definiere selbst wer du bist!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt