Kapitel 1

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Barfuß tappse ich den Korridor entlang.Immer wieder drehe ich mich um und lausche.Warte das mir jemand folgt.Doch da ist niemand.Langsam schleiche ich mich weiter.Lange dunkle Schatten zeichnen sich auf den Wänden ab.Es ist unheimlich,doch ich gehe weiter.Mit einem Ziel vor Augen.Stufen kommen in Sicht und ich steige sie hinauf, unter den Dachboden.Ängstlich klammere ich mich am Geländer fest.Wenn mein Bruder mich findet ist alles aus!,schießt es mir unaufhaltsam durch den Kopf.Dann werde ich zurück in meine Zelle gesperrt und muss seine Schläge ertragen.Ich zucke bei dem Gedanken zusammen.Schon öfters habe ich seine Wutausbrüche ertragen müssen und immer wieder lag ich danach zusammen gekauert in einer Ecke.Tränen bilden sich in meinen Augen und ich unterdrücke ein Schluchzen.Jedes Geräusch kann mich verraten!Ich betrete die Tür und husche hinüber zu einer Lucke.Leise schiebe ich sie nach oben.Eisige Luft schlägt mir entgegen und lässt mich kurz blinzeln.Die Augen noch halb zu gekniffen stelle ich einen Fuß auf das Sims.Jetzt würde alles besser werden.Ich werde in eine neue Welt gelangen,eine Welt ohne Schmerzen und ohne Angst.Eine Welt in der ich sorglos tuen kann was ich will und in der ich meine Eltern wieder sehen werde.

Noch etwas unsicher hebe ich auch den anderen Fuß auf das Sims,dabei gerate ich ins Schwanken und halte mich notgedrungen am Geländer fest.Adrenalin schießt mir durch den Körper und für eine schreckens Sekunde halte ich den Atem an.Mein blaues Top flattert leicht im Wind.Es erinnert mich an einen Schmetterling im Sommer.Den letzten Sommer den ich mit meinen Eltern verbracht habe,war vor ungefähr 3 Jahren,dann hatte er sie getötet und mich misshandelt.Doch das würde aufhören,ich bin schon fast am Ziel.Ich tappse auf das Dach.Meine Füße zittern bei jedem Schritt,denn der Dachboden ist leicht gefroren.Bei jedem Schritt werden sie tauber und ein blauer Farbton umringt meine Füße.Meine Zähne klappern ununterbrochen und meine Haare flattern ungebändigt im Wind.Meine Fingernägel bohren sich in meine Handfläche und hinterlassen kleine Wunden aus denen das Blut in kleinen Rinnsälen hinab fließt und schließlich dumpf auf den Boden aufkommt.

Die Füße sorgfältig an den Rand plaziert,schaue ich nach oben.Es ist eine sternenklare Nacht und über den Dächern von Helsinki erstrahlt in einem hellen weiß ein Vollmond.Blätter rascheln im Wind und ziehen meine Aufmerksamkeit nach unten.

Ein letztes Mal strafft sich mein Körper und obwohl ich meine Füße nicht mehr spüre,gehen sie einen Schritt nach vorne.Bereit mich fallen zu lassen.Sehnsüchtig warte ich auf das Gefühl der Freiheit als mich von hinten eine Hand grob am Arm packt.Ich schreie auf.

Was dann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt