Was dann...

Kapitel 16

Ich laufe.Meine Füße sind wund und meine Beine haben keine Kraft mehr,doch trotzallem laufe ich weiter.Raffe mich für jeden kostbaren Schritt auf.Mein Bruder verfolgt mich immer noch unerlässlich.Hass spornt ihn an.Und mich?Hoffnung.Hoffnung auf Freiheit.Auf ein Leben ohne Schmerzen.

Äste peitschen mir ins Gesicht und Dornen zerkratzen meine Beine.Zweige verfangen sich in meinen Haaren und zerren an ihnen.Doch ich laufe weiter.Mein Gesicht ist Tränen überströmt und meine Sicht verschleiert,doch das wütende Brüllen meines Bruders veranlagt mich weiter zu laufen.Schutz zu finden.

Ein umgestürzter Baum kommt in Sichtweite und versperrt mir den Weg.Übermütig renne ich auf ihn zu und springe.Hebe ab.Fliege.Hart lande ich auf ihm.Rutsche beinahe ab,doch klammere mich noch rechtzeitig an ihm fest.Halte für eine Minute inne,um Kraft zu sammeln und einmal tief durch zu atmen.Der Baum erschüttert,als mein Bruder auf ihn springt.Ich schreie.Er ist einfach zu schnell.Ich richte mich mühselig auf und springe hinab.Moos federt meinen Sprung ab und doch spüre ich heißen Schmerz meinen Rücken hochziehen.Verkrampft beiße ich die Zähne zusammen und fliehe vor meinem Bruder.Aber vergebens.Meine Kraft lässt nach und mein Atem ist laut und stoßweise.Ich kann nicht mehr.Will nicht mehr.Meine Beine sacken weg und ich falle auf weiches Moos und Blätter.Kuller einen Hügel hinab und bleibe schließlich an einer Klippe liegen.Der Felsen ist kalt und hart.Mein Kopf liegt gefährlich nahe am Abgrund,doch ich habe nicht mehr genügend Kraft ihn beiseite zu heben.Nein,ich liege dort.Warte auf ihn.Auf mein Ende.Kann nicht mehr.Ich fühle,wie der Boden unter mir erzittert,wenn das tosende Wasser hinab, in die Schlucht,fällt.Ein Wasserfall,denke ich vergnügt.

Vergebung.Da fällt es mir wieder ein.Dieses Wort.Und endlich verstehe ich was damit gemeint ist.Das es mein Bruder war,der es dort an die Wand geschrieben hatte.Warum er das tat.Plötzlich wird mir alles klar und ich fange an ihn zu verstehen.Eine Träne läuft meine Nase entlang und traurig muss ich lächeln.