Bruder
Mein Körper kämpft.Kämpft gegen sein innerstes Ich an.Das Ich,was nicht ich selbst bin.Das,was sich über die Jahre in meinen Körper eingeschlichen hat und dort verankert blieb.Das,was immer wieder die Oberhand gewinnt und mein wahres Ich verdrängt.
Jedes Mal zurchzuckt mich ein heißer Schmerz und lässt mich auf meine Knie sinken.
Auch jetzt durchfährt mich wieder dieser Kampf,der eh schon verloren ist und doch kämpfe ich weiter dagegen an.Hoffnung.Das ist es was mich antreibt.
Ich höre das panische Flehen meiner geliebten Schwester,die diesen grausamen Anblick nun das erste Mal zu sehen bekommt.Ich will ihr helfen,ihr sagen,dass alles in Ordnung ist...das es nur eine Phase ist.Ich will ihr sagen,dass ich dagegen ankämpfe und das ich das nicht selbst bin,der irre Mensch der sich in meinen Körper einschleicht.Doch es geht nicht.Das grausame Ich hat schon die Oberhand ergriffen.Wie in Trance öffne ich meine Augen,die ich kurz zuvor,als die Schmerzen und der Kampf begonnen,zugekniffen hatte.Zusammengekrümmt liege ich auf dem Felsen.Meine Schwester ist nirgends zu sehen.Besser für sie,denke ich verbittert.Mein Körper rafft sich auf und torkelt die ersten zwei,drei Schritte vorwärts.Da sehe ich sie!Will ihr sagen,dass sie wegrennen soll,doch vergebens.Aus meinem Mund dringen nur Knurr-Geräusche.Mit dem Messer in der Hand geht mein Körper auf sie zu.Immer näher und näher komme ich ihr.Ich kämpfe.Versuche meinen Körper daran zu hindern,doch ich schaffe es nicht.Vergebens muss ich zusehen,wie meine Schwester erstarrt vor mir steht und erst das Messer und dann mein anderes Ich anstarrt.Mit erhobenen Arm sticht mein anderes Ich das Messer in ihre Richtung,doch noch kurz bevor es ihre Haut durchbohren kann,duckt sie sich und entkommt der Klinge nur um Haaresbreite.Ich höre wie sie erleichtert aufatmet.Blitzschnell wankt mein Körper herum und wirft sich auf sie.Mit einem lauten Rumms fallen wir zu Boden.Verbittert versucht sie sich zu wehren,doch die Sohlen meiner Schuhe drücken ihr schmerzhaft ins Fleisch.Meine Fäuste ballen sich und kurz darauf verpassen sie meiner Schwester üble Schläge.Traurig muss ich zusehen,wie meine Schwester anfängt zu weinen.Ihre Schmerzen versucht zu unterdrücken.Ich sage etwas zu ihr,doch ich kann selbst nicht verstehen was ich da sage.Doch eins weiß ich-es ist nichts gutes.Die Momente verstreichen und ich kann nichts weiter tun als zu zugucken.Verbittert gebe ich auf.Es ist Aussichtslos.
Doch urplötzlich steht meine Körperhülle auf und entfernt sich von meiner Schwester.Wir gehen ein paar Schritte geradeaus.Dann bleibt er vor einem glitzernden Gegenstand stehen.Verwundert sehe ich hinunter und erkenne verschreckt,dass es das Messer ist,was meinen Körper hierhin befördert hat.Ich will mich dagegen wehren,dass Messer aufzuheben,doch mein böses Ich zwingt mich dazu.Langsam krümmt sich mein Körper und streckt seine Arme und Hände danach aus.Sobald er das Messer gepackt bekommt,schließen sich meine Finger feste um den kalten Griff.
Mein Körper sieht es sich bewundernd an und ist wie weggetreten,als sich plötzlich ein Umriss bemerk bar macht.Ruckartig dreht sich meine Körperhülle um und blickt in das entsetzte Gesicht meiner Schwester.Schritt für Schritt geht er auf sie zu.Ich sträube mich dagegen,will das er meiner Schwester nichts antut,doch Widerstand ist zwecklos.
Nur noch fünf Schritte trennen uns.Ich versuche sie anzubrüllen,sie solle wegrennen,doch aus meinem Mund kommen nur schauerhafte Geräusche.
Panisch sehe ich ihr in die Augen und stelle entsetzt fest,dass sich in ihnen Entschlossenheit spiegelt.Nein!Bitte nicht.,ist das einzige was ich noch gedanklich zustande bringen kann,als sie langsam Schritt für Schritt nach hinten geht.Steine werden beiseite gekickt und fallen seitwärts über den Rand hinunter in die Tiefe.Angst keimt in mir auf.Sie durfte nicht springen!
DU LIEST GERADE
Was dann...
Mystery / ThrillerWas,wenn dein eigener Bruder die Eltern umbringt?Was,wenn er dich daruf hin einsperrt?Du mutterseelen allein bist und verzweifelt mit dem Tod spielst?Was,wenn seine Wutanfälle dir Schmerzen bereiten-es keinen Ausweg mehr für dich gibt? Was dann...