Kapitel 13

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Ich fliege.Fliege über die höchsten Wolken hinweg.Unbeschwert.Frei.

Lachend fahre ich mit meiner Hand an einer Wolke entlang.Kleine Wattebüschel lösen sich und tanzen sachte im Wind.Fröhlich lachend fliege ich weiter.Der Himmel ist rosa und leicht goldig schimmern die Wolken unter mir.Herzhaft atme ich die frische,klare Luft ein.Wohlig füllt sie meine Lunge und lässt mich Leben.Leben spüren und fühlen.

Wie ein kleines Kind hoppse ich auf den Wolken herum,bis ich mich schließlich fallen lasse.Laut prustend lande ich in einem seidig,weichen Wolkenschleier.Vergnügt schließe ich meine Augen.

Alles kann so schön sein.Ohne Trauer,Schmerzen,Kummer.Das erste Mal seid langem bin ich wieder fröhlich.Kann lachen.Grinsen.Vergessen.

Ich schwelge in meine Träume ab...

...lachend sitze ich auf einer Wiese.Bienen summen fröhlich um mich herum und suchen sich ihre nächste Blüte.Stark duftend ,strahlen die Blumen in ihren schönsten und stärksten Farben.Versonnen blicke ich hinauf zur Sonne und lasse mein Gesicht wärmen.Wärme.Das hatte mir gefehlt.Verträumt lausche ich dem Summen der Bienen und dem Zwitschern der Vögel.So kann es bleiben.So soll es sein.Zufrieden atme ich aus.Erst als ich Stimmen höre,öffne ich meine Augen.Mein Herz setzt aus und fassungslos sehe ich meinen Eltern zu,wie sie auf mich zukommen.Meine Eltern,die starben als ich noch kleiner war.Meine Eltern!Freudig schreiend renne ich ihnen entgegen,doch als ich kurz vor ihnen bin,verschwinden sie.Um schließlich an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen.Verwirrt und enttäuscht sehe ich zu ihnen herüber."Nicht Nora.Wir sind nur eine Projektion deiner Träume.",traurig sieht mich meine Mutter an."Du kannst uns nicht berühren,denn wir exestieren nicht...nicht mehr.",nun sieht mich auch mein Vater an.Sein Gesicht ist betrübt."Es tut uns so Leid,...dass wir nicht für dich da sein können.Dir nicht helfen können.Dich nicht schützen können.",er schluckt schwer."Aber du musst wissen.Wir sind immer bei dir.Hier.",seine Hand fährt hinauf,an die Stelle,wo einmal sein Herz schlug.Auch meine Hand fährt hinauf zu meinem Herzen.Es schlägt nur schwach."Ich will mit euch kommen.",meine Stimme versagt und schluchzen tritt an ihrer Stelle ein.Der Anblick meiner Eltern ist schmerzlich.Unermesslich weine ich.Lasse meiner Trauer freien Lauf."Ich...ich will mit.",es ist nur ein Flüstern,dass ich zustande bringe.Traurig schütteln meine Eltern den Kopf."Du kannst nicht...".

Die Worte treffen mich hart.Bringen mich dazu,nur noch heftiger zu weinen.Schreien.Schluchzen."Biiihhtteee...",flehendlich sehe ich beide an,doch sie schütteln nur den Kopf.Dann...urplötzlich verschwimmen ihre Umrisse."Geht nicht!",tränenverschmiert laufe ich auf sie zu.Will sie hier behalten.Fest an mich drücken.Nicht alleine sein.Sie nie verlieren.Doch als ich ankomme sind sie weg.Zurück bleibe ich.Sacke zusammen.Liege auf dem Boden und weine.Kralle meine Finger in die weiche Erde.Reiße Blumen heraus."Neeiiinnn...geht nicht...",meine Augen schmerzen,doch noch immer quellen Tränen hervor.Lassen meine Trauer hinaus.Verkörpern meine innersten Gefühle.Erlären meine Seele.Mein Herz.Ich will nicht mehr...erschöpft schließe ich meine Augen.

...

Als ich meine Augen öffne,ist alles anders als vorher.Die Wiese ist weg und an ihrer Stelle tritt ein riesiges Ungewetter auf.Regen prasselt hinab und verdeckt meine Sicht.Ich will aufstehen und weg.Einfach nur weg,doch etwas hält mich auf.Verzweifelt versuche ich mich aufzurichten,doch ein düsterer Strudel zieht mich hinab.Hinab in eine dunkle unbekannte Tiefe.Ich schreie.Was geschieht denn bloß?

Mit einem lauten Schrei,komme ich wieder zu mir.Schrecke regelrecht hoch und blicke in das belustigte Gesicht meines Bruders.Reflexartig weiche ich zurück."Ach ne.Erst rette ich dir dein unbedeutendes Leben und dann bekomme ich noch nicht mal ein 'Danke' zu hören.",seine Stimme ist freundlich und leicht belustigt,doch seine Augen erzählen mir etwas anderes.Im Gegensatz zu seiner Stimme,sind sie kalt und bedrohlich.Leicht zugekniffen und gefährlich.Angsteinflößend.

"Warum tust du das?...Warum?!",verzweifelt sehe ich ihn an."Warum lässt du mich nicht in Ruhe?",ängstlich halte ich seinem durchdringenden Blick stand."Warum ich das tue?Schwesterherz.Ich bin dein Bruder,da ist doch wohl sicher,dass ich dein erbärmliches Leben rette.",seine liebevolle Stimme,lässt mich frösteln.Ich sehe ihn weiter an.Glaube ihm nicht."Du bist meine Schwester !",ein leichtes Räuspern entflieht seinem Mund.Seine Stimme ist falsch.Er ist falsch.

Langsam kommt er auf mich zu.Ich drücke mich weiter an die Wand und neige mich zur Seite.Seine Hand kommt in die Nähe meines Gesichtes,um es wieder nach vorne zu reißen,doch das lasse ich nicht zu.Mit einer schnellen Handbewegung,schlage ich seine Hand weg.Widerstand baut sich langsam in mir auf.Stück für Stück.Widerstand gegen ihn.

Für einen kurzen Augenblick scheint er perplex und überrascht zu sein,doch so schnell dieser Ausdruck auch gekommen ist,verschwindet er.Sein Gesicht zieht sich zornig zusammen und in seinen Augen lodert ein helles Feuer auf."Du wagst es nicht meine Hand nochmal wegzuschlagen!Du widersetzt dich mir nicht nochmal!HAST DU MICH VERSTANDEN?!",seine Hautfarbe wechselt von hell zu dunkelrot.Wütend starre ich ihn an."Nein.",sage ich bestimmt."Was Nein?",sein Ausdruck ist irre."Nein.Ich werde mich nicht unterkriegen lassen.Nicht nochmal.Die letzten drei Jahre hast du es geschafft,aber jetzt ist Schluss damit!".

Was dann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt