Kapitel 15

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Sobald ich die Türschwelle übertrete,drehe ich mich um und verriegele sie.Dann sehe ich mir den Raum genauer an.Auch er ist dunkel und kahl.Die Fenster sind milchig weiß und an der rechten Wand leuchtet in hellroter Schrift ein Wort.Vergebung.Verstört starre ich es an.Was hatte das zu bedeuten?Langsam gehe ich darauf zu.Fahre mit den Fingern vorsichtig die Wand entlang.Der Duft von Blut steigt mir in die Nase und sofort bleibe ich stehen.Von draußen kann ich das wütende Toben meines Bruders vernehmen,doch hier drinnen scheint alles still.Toten still,denke ich verbittert.Nur noch ein paar Meter liegen zwischen der Wand und mir,doch ich traue mich nicht weiter.Etwas hält mich zurück.Als würde eine unsichtbare Mauer vor mir hinaufragen und mich daran hindern weiter zu gehen.Vergebung.Was hatte das zu bedeuten?Und wer hatte es dahin gemalt?Mein Bruder ?Holz splittert und holt mich zurück aus meinen Gedanken.Verschreckt schieße ich herum.

Vor mir steht mein Bruder.Das Messer erhoben und einem wahnsinnigen Blick im Gesicht.Ein düsteres Grunzen entflieht seiner Kehle als er mich hilflos dort stehen sieht.Langsam schreitet er auf mich zu.Mit jedem Schritt den er setzt,bröckelt meine selbstbewusste Fassade.Die Tür ist zersplittert und an einigen Stellen blutig.Er tritt weiter.Was soll ich nur tun?!Hier ist nichts,was mir Schutz bieten könnte.

"Deine Entscheidung wird dir das Leben kosten müssen,Schwesterlein.Du zwingst mich regelrecht dazu.",sein Lächeln ist falsch.Er wollte mich hier haben!Mein Körper schwitzt und mein Atem geht schnell.Ich weiche nach rechts aus.Will mir meinen Fluchtweg planen,doch das wird zerstört,als er erhobenen Hauptes auf mich los stürmt.Das Messer glitzert gefährlich in seiner Hand.Ich schreie panisch auf und fliehe.Weiche ihm knapp aus und renne auf die geborstene Tür zu.Als ich durch springen will,bleibe ich hängen und stürze.Falle hart auf den Boden.Schmerzlich verziehe ich mein Gesicht.Doch sofort stehe ich wieder auf und laufe weiter.

Mein Bruder ist mir dicht auf den Fersen.Tränen rinnen meine Wangen hinab,bei der Vorstellung das mein Bruder einmal ein liebenswerter Mensch war.Ein richtiger Bruder.Ein Bruder der seine kleinere Schwester schützt.Ihr hilft.

Doch das ist er nicht mehr.Ich laufe.Schlage Türen auf und zu,doch nichts hindert ihn daran.Sein Hass ist zu groß.Ein paar Mal erwischt er mich fast an dem Saum meines Tops,doch ich weiche ihm schnell aus.

Gemeinsam rennen wir aus dem Haus hinaus und in den Wald.

Was dann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt