1. "The last year"

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Mein Wecker klingelte und ich schlug einmal drauf. Zum Glück war der das schon gewöhnt und schaltete sich sofort aus. Murrend zog ich mir meine Decke wieder über den Kopf und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.

„Jade! Ich habe deinen Wecker genau gehört!", hörte ich aus dem Flur. Na klasse, jetzt hatte ich verloren.

„Jaha!", grummelte ich zurück und wickelte mich noch fester in meine Decke ein. Wenn ich in ihr verschwand, dann konnte mich niemand finden und zur Schule schicken. Super Plan. Ging nur nicht auf, denn meine Mutter kam in mein Zimmer, sah den Deckenhaufen auf meinem Bett liegen und lachte auf. „Komm schon, Jade. Das letzte Schuljahr fängt an. Nur noch ein Jahr, dann kannst du tun, was du willst. Das hältst du auch noch durch."

Ich seufzte und nahm mir die Worte meiner Mutter zu Herzen. Ich raffte mich auf und ließ meine Decke schweren Herzens auf dem Bett liegen.

„Na also, das ist meine Prinzessin.", meinte meine Mutter zufrieden und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Lustlos schlurfte ich ins Badezimmer und sah mir im Spiegel meine Augenringe an.

Vielleicht hätte ich nicht bis spät in die Nacht mit meinen Freunden schreiben sollen, aber ich sah sie so gut wie nie, sie wohnten in einer anderen Stadt. Als ich umgezogen war, war ich erstmal alleine gewesen. Jetzt hatte ich hier in London, wenn man alle zusammenrechnete,  insgesamt einen Freund, aber es reichte aus. Und in letzter Zeit konnte ich nicht so viel mit meinen Freunden schreiben, weil sie viel zu tun hatten, Perrie musste sich beispielsweise um ihre Mutter kümmern, die sich ein Bein gebrochen hatte. Leigh-Anne und Jesy wollten umziehen und alle anderen halfen dabei.

Aber gestern Nacht hatten alle Zeit. Harry, der einzige Freund, den ich hier hatte, und ich hatten stundenlang mit ihnen per Videochat geredet und als Harry dann nach Hause musste, habe ich noch geschrieben, Harry von zuhause auch. Er war jetzt bestimmt genauso müde wie ich.

Ich kämmte meine Haare und überschminkte meine Augenringe, bevor ich mir wahllos ein Shirt aus dem Schrank nahm und meine Jeans von gestern anzog. Ich warf meinem Spiegelbild noch ein aufmunterndes Lächeln zu und ging dann in die Küche, wo meine Mutter mir gerade eine Laugenstange in eine Tüte packte und neben eine Wasserflasche stellte.

Ich goss uns beiden Tee in die Tassen und holte zwei Schälchen aus dem Schrank. Wir waren ein eingespieltes Team, meine Mutter und ich. Jeder hatte seine kleineren und größeren Aufgaben und wir halfen uns gegenseitig selbstverständlich. Gemeinsam löffelten wir unsere Schale Müsli, wir redeten nicht. Morgens brauchte ich etwas Zeit, bis ich auftaute. Meine Mutter wusste das und versuchte deswegen gar nicht erst, ein Gespräch aufzubauen.

Ich war schneller fertig, stand auf und stellte meine Schale zum Abwasch. Dann packte ich meine Tasche, ich brauchte am ersten Schultag nach den Sommerferien ja nicht so viel und legte die Flasche und die Tüte mit der Laugenstange dazu. Im Flur zog ich mir meine Schuhe an und meine Mutter verabschiedete sich von mir.

„Bis heute Nachmittag, Essen ist im Kühlschrank, auch für Harry.", sagte sie und ich nickte. Harrys Eltern kamen immer erst spät nach Hause, er aß fast immer bei mir mit. Dann waren wir beide nicht alleine.

Ich lief die Treppen unseres Mietshauses herunter. Hier lebten vor allem ältere Leute und ich hatte immer das Gefühl, sie mit meinen Schritten auf der Treppe zu wecken. Innerlich entschuldigte ich mich pausenlos bei ihnen. Ich ließ die Haustür unten hinter mir ins Schloss fallen und lief zur Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite.

Während ich wartete, las ich die Nachricht, die ich schon von Harry bekommen hatte. 'Na, auch so müde?' Ich grinste in mich hinein und stimmte ihm zu. Im Bus schrieben wir die ganze Zeit miteinander, er fuhr leider nicht mit meinem Bus.

An der Schule stieg ich zusammen mit anderen Schülern aus, die mich nicht beachteten. So war es immer. Aber eigentlich war es mir so lieber.

Ich ging in das Gebäude hinein und gleich in die Aula, wo die Einführung ins letzte Schuljahr stattfinden sollte. Eine ermutigende Rede zum Abschlussjahr gab's gratis dazu. Dass die keiner hören wollte, war offensichtlich egal.

Ich setzte mich relativ weit hinten hin, kurz darauf ließ Harry sich neben mich auf den Stuhl fallen. „Abschluss, wir kommen.", sagte er, als auch schon ein Lehrer versuchte, richtig in das Mikro zu reden und dabei kläglich scheiterte. Es fiepte kurz und ich verzog mein Gesicht, so wie fast alle hier. Schließlich funktionierte es doch noch und einer aus der Schulleitung sagte ein paar warme Worte.

Fünf Minuten zu spät kamen die coolen Jungs. Sie kamen zu viert und ließen sich sogar noch hinter Harry und mir geräuschvoll auf die Stühle plumpsen. Sie bekamen ein paar bewundernde Blicke ab, Harry und ich tauschten nur einen genervten. Dann durften wir endlich zu unserem Unterricht.

Harry und ich tauschten uns über unsere Stundenpläne aus, zum Glück hatten wir alles, bis auf Musik, Kunst und Sport zusammen. Ohne ihn würde ich das nicht aushalten hier.

„Guten Morgen!", begrüßte unser Englischlehrer uns, die Klasse antwortete mit einem müden Gemurmel. Die Zeiten, wo man noch voller Begeisterung antwortete, waren schon länger vorbei.

Harry und ich hatten Plätze in der zweiten Reihe in der Mitte, neben uns saß niemand. Wir wurden immer von allen anderen isoliert. Ich wusste nicht einmal, warum. Von Anfang an war ich die Komische gewesen, nur dass Harry auch schon der Komische war, bescherte mir einen Freund. Gemeinsam schlugen wir uns durch den Alltag.

Hinter uns saßen blöderweise drei der vier obercoolen Typen, die laut lachten und fast pausenlos redeten. Vor uns saßen noch andere, in der letzten Reihe, neben den Jungs, saß ihr kleiner Fanclub.

Ich begann, auf meinem Block zu kritzeln, ich schrieb leidenschaftlich gerne Lieder. Ich hatte mir selber beigebracht, Klavier und Gitarre zu spielen, mit etwas Hilfe meiner Freunde. Sie waren auch die einzigen, außer meiner Mutter, die mich jemals singen gehört hatten. Ich zeigte mich einfach nicht gerne anderen Menschen.

Ich bekam nur am Rande mit, dass die Tür noch einmal aufging, und kritzelte weiter, bis ein fester Stoß zwischen meine Rippen mich hochfahren ließ. Ich sah Harry böse an, der starrte aber nur geradeaus. Der gesamte Rest der Klasse ebenfalls, wie mir auffiel, also folgte ich dem Blick und verschluckte mich an meiner eigenen Spucke.

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*räusper* *ans Mikro treten* Ladies and Gentlemen, es ist mir eine Ehre, Sie hier willkommen heißen zu dürfen! *Fanfaren spielen* *tosender Applaus*

Oder so... Ist ja auch egal. Hallöchen du! Ich freue mich, dass du dich offenbar dazu entschieden hast, dieser Story eine Chance zu geben und hoffe, dass ich dich nicht enttäuschen werde. Wenn du irgendetwas sagen willst, schreib  es mir in die Kommentare, egal was, ich antworte auf (fast) alles (wenn ich Zeit habe). Aber ich freue mich immer über Meinungen, Votes und alles mögliche, was euch sonst noch so einfällt :)

Das hier ist das erste Kapitel meiner neuen Story (wer hätte es gedacht?), aber bevor ich hier richtig loslege, beende ich noch Learn to Love. Wahrscheinlich dauert es also noch ungefähr eine Woche, bis hier das nächste Kapitel kommt.

Ansonsten, joa, viel Spaß beim Lesen, haut rein, bis dann! <3

Changes [1D/LM/5SOS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt