Hîth - Nebel

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Als es schon dunkel wurde, trafen wir mit den Nordamerikaner zusammen. Im Schnelldurchlauf erfuhr ich, dass der Clan Clepsydra, bedeutet Wasseruhr, hiess und dass er aus Matthew, Aubery, Madison und James bestand. Ihre Erdmutter nannte sich Terra Mater und sie waren überzeugt, dass wir ihnen eine andere Lösung bieten konnten als die bisherige. Aber definitiv annehmen wollten sie unsere Version nicht, erst wenn sie die Meinungen der anderen gehört hatten.

Als wir die Vorstellungsrunde hinter uns hatten, entfernte ich mich unauffällig von der Gruppe. Gaia folgte mir. "Können sich die Sternenkinder verbrennen?" Nachdenklich sah sie mich an. "Ja. Als du in Afrika dich und Delvin in Feuer gesteckt hast waren die Lunaris überrascht. Es schmerzt sie, bringt sie aber nicht um." Ich setzte mich auf einen der Steine und liess meinen Blick über die Landschaft schweifen. Weiter unten um Tal wuchsen viele Pflanzen auf dem nährhaften Vulkanboden, doch hier oben auf einer Höhe von knapp 2'100 Meter über Meer war die Vegetation nicht mehr gross. Es wuchsen Gräser und kleine Sträucher. Da wir uns nicht auf der höchsten Spitze befanden, sondern beim Vulkankrate, lag hier kein Schnee. Tiere hatte ich keine gesehen, aber wenn ich Gaia glaubte, hatten die sich bereits aus dem Staub gemacht. "Die Asiaten sind auch da. Sie warten auf ein Zeichen von uns.", sagte Delvin plötzlich. Erschrocken zuckte ich zusammen, denn ich hatte ihn nicht kommen hören. "Ich habe mich gerade entschieden, dass wir uns über der gefährlichsten Stelle treffen, dort wo die Erdschicht zwischen der Lava am dünnsten ist." "Bist du verrückt? Die sind nicht Feuerresisent." Sein verblüffter Gesichtsausdruck brachte mich zum Grinsen. "Ja, stimmt, Schlaumeier. Genau deshalb gehen wir dahin, damit sie nicht auf die Idee kommen, ihre Mächte zu benutzen. Wenn einer was macht baden alle." Delvin nahm meine Hand und zog mich auf die Beine, sodass ich direkt vor ihm stand. "Ich fühle mich manchmal richtig dumm neben dir.", gab er murmelnd von sich. "Nein, du bist nicht dumm. Du bist nur viel vorsichtiger als ich. Und das ist auch gut so." Seine Augen schauten liebevoll auf mich hinab. "Ich habe die beste Freundin der Welt.", sagte er und gab mir einen sanften Kuss. "Ja, stimmt, du hast ein unverschämtes Glück." Er boxte mir spielerisch in die Schulter.

"Na komm, wenn wir das vertrauen von allen Clans wollen, dann müssen wir alleine zu unserem Ziel. Wir gehören keinem Clan an." Ich nickte zustimmend und nahm seine Hand in meine. Wir wollten uns gerade in die Luft reissen lassen, als Gaia ihre Hände auf unsere Schultern legte. "Seid vorsichtig und wenn ihr mich braucht, bin ich sofort da." Dann schossen wir in die Luft und versuchten herauszufinden, wo dass die Lava am nächsten der Erdoberdläche war. "Da drüben.", meinte Delvin und zeigte auf eine ungefähre Stelle. Ich nickte zustimmend und wir schwebten dahin.

"Und wie bekommen wir jetzt ihre Aufmerksamkeit?", fragte ich. "Hier ist genug Sand für sechs kleine Wirbelstürme. Schicken wir doch zu jedem Clan einen." "Super Idee." Ich hatte nie die Absicht gehabt, Delvin dumm dastehen zu lassen und wollte ihm zeigen, dass ich sehr viel Wert auf seine Ideen legte. Während wir je drei Stürmchen bauten und sie zu den Clans flitzen liessen, kam mir etwas in den Sinn. "Du, wer hat die Südamerikaner eigentlich informiert?" "Die Asiaten warens nicht, die Afrikaner und Australier auch nicht. Vielleicht hatten die Nord- mit den Südamerikaner Kontakt und sie haben sie auch gleich hergerufen. Oder unsere Deligierten haben sich aufgeteilt." Es hatte funktioniert, die Sternenkinder kamen zusammen und liessen sich in einem Halbkreis vor uns nieder, direkt über der undichtesten Stelle."Auch egal, Hauptsache sie sind hier.", flüsterte ich.

"Ich habe ein Casino wieder aufzubauen, also macht endlich.", knurrte Maodeyan. Da fiel mir auf, dass wir ein Sprachproblem hatten. Delvin schien dasselbe aufgefallen zu sein. "Nein, auch wenn ihr zu allen sprecht, sie verstehen es.", fiel uns Gaia dazwischen, bevor wir etwas sagen konnten. "Na dann.", meinte ich und startete meinen Vortrag (hier die europäische Fassung ^^)

"Wir danken euch allen, dass ihr hierhergekommen seid, um uns anzuhören. Ich weiss, das hört sich jetzt an wie eine Sekte für Verschwörungen, aber wir sind im Auftrag unserer Erschafferin hier. Vor ein paar Wochen hat uns die Erdmutter Gaia zu Sternenkinder gemacht. Delvin und ich sind inzwischen weltweit gesuchte Serienkiller. Nach anfänglichen Turbulenzen mit der Polizei und vielen Missgeschicken haben wir schliesslich erfahren, dass wir den Auftrag zugeteilt bekommen haben, euch zu informieren, dass ihr nicht mehr im Namen der Erdmutter, des Mondvaters und der Sonnenmutter handelt. Schon lange nicht mehr."

Die angespannte Luft begann nach meinen Worten zu vibrieren und die Sternenkinder begannen untereinander zu reden. "Was Lavenya damit meint, ist, dass ihr euren Auftrag nicht richtig verstanden habt. Aus unerklärlichen Gründen vergessen wir während der Wandlung vom Menschen zum Sternenkind einen Teil von Gaias Informationen. Und wie der Zufall es will, ist es immer derselbe Teil. Und weil Gaia ihre Vertreter auf der Erde nur ein Mal besuchen kann und ihr sie weder sehen, noch hören könnt, konnte sie euch nicht sagen, dass ihr etwas falsch verstanden habt."

"Ja natürlich, darum wisst ihr alles.", lachte jemand vom Aerocluso-Clan.

"Wie ihr vielleicht gemerkt habt, haben wir die weitaus stärkeren Kräfte als ihr. Gaia steht hier neben mir und hört uns zu." Ich zeigte auf den Boden neben mir. "Sie soll uns das doch bitte beweisen." Gaia sah mich zweifelnd an. "Ich darf das nicht.", wisperte sie. "Du hast eben erzählt, du kommunizierst über die Elemente mit 'deinen Kindern'. Du brauchst nichts anderes zu tun." "Ja aber das sind keine direkten Botschaften. Wenn ein Wald von einer Käferart befallen wird und kaputtgeht dann ist das meine Botschaft an die Sternenkinder, dass sie sich um den Wald und die Natur kümmern sollen. Wenn ein Hurrikan über ihr Land fegt, dann haben sie irgendwo einen Fehler gemacht und wenn die Ernte gross ausfällt bin ich zufrieden. Ganz einfach. Keine direkte Kommunikation." Ich klatschte mir sie Hand auf die Stirn. "Und das hättest du mir nicht sagen können?" Daraufhin lächelte sie mich entschuldigend an. Super... Jetzt würden die sicher alle glauben, wir seinen Verrückte.

"Na ja, es ist so, dass Gaia nicht direkt zu euch sprechen darf. Das ist so eine Regel zwischen ihr und den anderen Planetenhütern." Vereinzeltes Lachen war zu hören. "Und was ist es denn nun? Was machen wir falsch?", fragte Aubery.

"Das ist simpel: Ihr sollt nicht die Verbrechen wieder begehen, die ihr schon zu Menschenzeiten gemacht habt. Damals gab es jemanden, der euch dazu bewogen hat, diese schrecklichen Taten zu begehen. Ihr bekommt hier eine zweite Chance und die sollt ihr nicht dazu benutzen, weiter falsche Dinge zu tun. Bringt die zu der gerechten Bestrafung, die dieselben Fehler gemacht haben wie ihr. Bei Delvin und mir sieht es so aus, dass wir Mörder vor Gericht bringen sollten. Die Menschen, die von Grund auf so sind und nicht zu Verbrecher gemacht werden, sollen von euch 'bestraft' werden. Klar, wir bringen keinen Killer um, das bringt ja nichts. Das menschliche Gericht soll über die Personen entscheiden. Und wir helfen den Menschen, die bis dorthin zu bringen."

Und als ich endete, ging es erst richtig los. Erst redeten alle wild durcheinander und bald bildeten sich Gruppen.

Die einen, die davon überzeugt waren, dass wir die Wahrheit sagten. Diese Gruppe bestand aus Aurora, Juls, Nero und Anouk und den Glawars.

Diejenigen, die noch nicht zu 100% überzeugt waren; das waren Alberto, Elionore und Taylor, die Crew und die Clepsydra.

Und zum Schluss natürlich die, die komplett und wie vermutet dagegen waren. Die Aerocluso und die Terraemotus.

Diese warfen den anderen Beleidigungen an den Kopf und brachten es fertig, dass die andern sie verstanden. Die Beleidigungen flogen uns um die Ohren und verzweifelt blickte ich mich um. Anouk, die jedes Wort von Maodeyan und seinen Leuten verstand, kochte vor Wut und übersetzte gerade den anderen, was vor ihnen gesagt wurde.

Die Luft summte vor Spannung und die Clans schrien sich schon gegenseitig an. In wenigen Augenblicken konnte hier alles kaputt gehen. "Lavenya, hast du das eben auch gespürt?", fragte Delvin, der plötzlich ganz bleich im Gesicht war. "Nein, was denn?"

Und dann wusste ich, was Delvin gemeint hatte. Und diesmal spürte ich es nicht nur, ich hörte es auch. Der Boden ächzte und es rumorte tief unter dem Krater. Die Aerocluso hatten sich an den Händen gefasst, die Terraemotus schlossen sich ihnen an. Verzweifelt schlossen sich die Lunaris, die Glawars und die Crew zusammen. Ich wusste, dass sie ihre Kräfte nicht benutzen wollten, aber sie wehrten sich.

Es knackte, etwas zischte und die Lava schoss aus dem Boden.

Gäa's VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt