Alma - Glück

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Lavenya P.O.V.

Während dieser vier Stunden im Wagen langweilte ich mich beinahe zu Tode. Ich schlief zwischenzeitlich wieder ein.
Ich träumte von einer Türe, an die jemand klopfte. Mein Alter Ego in der Traumwelt öffnete die Türe und Delvin stand ebenso überrascht da. Ich wartete, dass irgendetwas passierte, aber auch er starrte mich nur fragend an. "Super Traum.", knurrte ich vor mich hin. "Auch am Schlafen?", fragte er mich. "Mein eigener Traum will wissen, ob ich schlafe? Wirklich?" Wir musterten uns beide verwirrt. "Nein, du bist in meinem Traum, nicht umgekehrt.", wiedersprach er mir nach einer Weile. "Hör mal, ich liege in einem Campingwagen der sich irgendwo auf einer Autobahn in Schweden befindet und ich langweile mich zu Tode. Dann schlafe ich endlich ein und du willst mir weise machen, dass ich in deinem Traum bin?" "Schweden sagst du?" Ich nickte. "Wenn wir wirklich beide schlafen und wir in einem gemeinsamen Traum reden können, dann weiss ich jetzt, wo du bist! Das heisst, den anderen bin ich zehn Schritte voraus!", freute er sich. "Was?" "Alberto hat mir verboten nach dir zu suchen, ich werde kommen und..." Den Rest hörte ich nicht mehr da ich aus dem Schlaf gerissen wurde. Das Quietschen der Reifen endete mit einem Rumms der mich beinahe aus dem Bett warf. Ich hörte den Fahrer verärgert Fluchen und die Autotüre aufreissen. Sofort begann er draussen herumzuschreien und ich hörte auch die zweite Türe aufgehen. Meine Chance um zu verschwinden!
Ich liess mich auf den Boden gleiten und schlich zur offenen Türe. Allerdings bemerkte ich zu spät, dass sich die Leute auf der Seite des Beifahrers befanden. Das Auto des jungen Pärchens, das von meinem Chauffeur gerade haarklein gemacht wurde, stand Seite an Seite zum Campingwagen, an dem auch ein beträchtlicher Kratzer zu sehen war. Die Frau des Herrn blickte mich verwundert an und noch bevor ich verschwinden konnte, schrie sie los. "Edgar! Edgar!" Ihre Hände fuchtelten herum und der Mann drehte sich zu mir. Sein Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu fuchsteufelswild. Wenn er irgendwas in den Händen gehabt hätte, dann wäre es mit Sicherheit gleich zu fliegen gekommen. Doch ich machte mich aus dem Staub, bevor es gefährlich werden konnte, für mich und für sie.
Als ich sein Toben nicht mehr hören konnte wurde ich langsamer und versuchte mich zu orientieren. Links und rechts von der Strasse war Wald, nirgends ein Verkehrsschild. Also entschied ich mich für eine Richtung und auch wenn nur sehr wenige Autos unterwegs waren, setzte ich meine unfreiwillige Wanderung im Wald fort. Ich entfernte mich immer weiter von der Strasse. Zwischendurch musste ich einen Fluss überqueren und kam schliesslich zu einem See, der sich laut Tafel Öre sjö nannte. Ich entschied mich, am Ufer einen Platz zum Übernachten zu suchen, weil es langsam eindunkelte. Zwischen zwei Steinen fand ich den Eingang zu einer kleinen Höhle und verkroch mich darin.
Gerade als ich dabei war einzuschlafen, rief mich jemand. Ich kannte die Stimme nicht, aber sie kam definitiv von draussen. "Lavenya, komm raus, du brauchst dich vor mir nicht zu fürchten." In allen Thrillers war das der Part des Bösen. Ich lugte zwischen den Steinen hinaus und entdeckte eine Frau, die auf dem Wasser stand.
Ihre Haare reichten bis an die Wasseroberfläche und verteilten sich ab dort auf dem Wasser. Die Haare sahen aus wie Fäden von silbern fliessendem Metall und leuchteten sanft. Sie war sehr kräftig gebaut und ihre Kleidung war nicht weniger furchteinflössend. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, das dann auch über das Wasser floss. Die Mischung der Haare und dem Kleid war eine schauerliche Darstellung und der Gürtel um ihre Taille, an dem ein riesiges Schwert hing, an dem gruselige Muschelketten herabhingen, verursachten mir eine Gänsehaut.
"Ich bin Gaia. Bitte komm.", bat sie mich. Wiederwillig krabbelte ich aus meiner Höhle und stand nun vor ihr. "Ich habe gehört dass du in Schwierigkeiten steckst.", sagte sie. "Kann sein.", erwiderte ich trotzig. Das war also die Frau, die mich in ein Sternenkind verwandelt hatte und trotzdem von mir verlangte, immer wieder jemanden umzubringen. "Kann ich dir helfen?", wollte sie wissen. Ich zuckte nur die Schultern. Sie blickte mich skeptisch an. "Als ich dich vor wenigen Tagen sah, warst du weitaus freundlicher." "Delvin hat mir gesagt, dass ich nur meinen Erinnerungen glauben sollte, also kann ich das nicht beurteilen." Gaia streckte mir ihre Hand entgegen. "Ich möchte dir noch einmal die wichtigsten Dinge deiner Existenz erklären." Meine Hand griff von alleine nach ihrer und sie zog mich zu sich aufs Wasser. Wir schwebten über dem See und hielten erst ungefähr in der Mitte.
"Du hast wirklich schlimme Dinge gemacht und die kann ich auch nicht ungeschehen machen. Aber tief drinnen bist du nicht dieses kaltblütige Wesen, das seine Opfer mit ihrer eigenen Angst foltert. Du und Delvin, ihr seid wirklich sehr gerissen und das gefällt mir. Deshalb habe ich euch beiden stärkere Kräfte verliehen, damit ihr in meinem Auftrag neue Sternenkinder rekrutieren könnt." "Und warum müssen wir trotzdem wieder Menschen umbringen?", fragte ich. "Ist es das was dich belastet?" Ich nickte. "Ich möchte nicht dass vergessen wird, weshalb ich euch dieses schöne ewige Leben gewähre. Genau wie ich sollt ihr die Menschen lernen, eure Fehler nicht wieder zu begehen. Leider haben aber viele die Aufgabe falsch verstanden. Du müsstest, ihrem Glauben nach, irgendeiner Person, das eurem Raster entspricht, das Leben nehmen. Das stimmt aber nicht. Du sollst diejenigen bestrafen, die auch deine Taten begangen haben. Anouk sollte also Gebäude zerstören und die Natur walten lassen, du und Delvin dafür sorgen, dass die Mörder verhaftet und bestraft werden können." Das waren ja richtig tolle Aussichten. "Und warum hat Delvin dann mir das falsch erklärt." Sie lächelte. "Ganz einfach. Jedes Mal wenn der Körper von Mensch auf Sternenkind wechseln muss, vergisst er einen Teil wieder. Und wie es der Zufall will, ist es immer derselbe Teil. Ich kann normalerweise ein verwandeltes Sternenkind nicht mehr besuchen, ausser dich und Delvin, weil ihr ja direkt zu mir gehört." "Will heissen, Delvin weiss auch nicht mehr alles?" "Genau."

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Vielen vielen Dank für die 220 Reads!! Ihr habt keine Ahnung wie sehr mich das freut! Was denkt ihr, wie geht es weiter? Bin gespannt auf eure Ideen ^^

eure Leaena

Gäa's VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt