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Fibis POV

Er trat von hinten an mich heran, legte seine Hände auf meine Hüften und streifte mit seinen Lippen über meinen Hals.

"Fibian York."

Erschrocken hob ich den Kopf. Mit knallroten Gesicht rutschte ich so tief in meinen Sitz wie ich nur konnte.

Es war nicht das erste Mal, dass mich seine Stimme in einen Tagtraum geführt hatte. Ich kam einfach nicht gegen ihn an.
Jules Morin.
Seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war es um mich geschehen.
Er war groß, dunkel, sexy und hatte irgendetwas gefährliches an sich. Mit seinen dunkelbraunen Haaren und seinen ebenso dunklen braunen Augen strahlte er etwas mystisch mächtiges und verbotenes aus.

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige war, die das so empfand. Unter den weiblichen Studentinnen gehörte er auf die Top 3 Liste an Gesprächsthemen. Aber nicht nur die Weiber, sondern auch die Kerle sprachen über ihn. Er war mit Sicherheit noch keine dreißig aber hatte schon einen Lehrstuhl an meiner neuen Universität inne.

Ich hatte mich dazu entschlossen, meinen Wohnort und meine Uni zu wechseln und an meinem ersten Tag in meinem neuen Wirtschaftskurs hatte ich mich schon gewundert, wie voll der Vorlesungssaal war. Normalerweise war es nicht weiter verwunderlich, wenn gerade mitten im Semester die Plätze eher ungenutzt blieben. Warum der Kurs so gut besucht war erschloss sich mit jedoch sofort, als Jules Morin den Raum betrat.
Ich hatte ganz oben, in der drittletzten Reihe am Rand einen noch freien Platz ergattern können, der von einer Betonsäule halb verdeckt wurde. Zwar konnte ich ohne Probleme die Tafel sehen, aber mein Sichtfeld wurde zur linken Seite von eben dieser Säule eingeschränkt.
Als er den Raum betrat wurde es auf einmal still und bis auf vereinzeltes, deutlich weibliches, Getuschel war nichts mehr zu hören gewesen.

Ich ging nicht davon aus, dass Dozent-mega-sexy mich bemerken würde, doch bevor er mit seiner Einheit begann, flog sein Blick über die Reihen und für eine Sekunde zu lange heftete sich sein Blick auf mich. Auch ging ich nicht davon aus, dass es jemand anderes bemerkt hatte und schon oft hatte ich mich gefragt, ob ich mir diese Sekunde nur eingebildet hatte.
Ob mein Hirn mir einen Streich gespielt hatte.
Denn innerhalb dieser Sekunde setzte sich etwas in mir in Gang, was ich nicht mehr so wirklich kontrollieren konnte.

Warum ich manchmal an dieser Sekunde zweifelte?
Weil er mich seit dem nicht einmal mehr angesehen hatte.
Gut, zugegebenermaßen muss ich anmerken, dass ich mich auch nicht wirklich auffällig verhielt. Ich hatte mich in den vergangenen zwei Monaten nicht einmal gemeldet gehabt oder mich an der Vorlesung beteiligt. Im Gegensatz zu dem überwiegend weiblichen Teil, der sich darum riss auch nur eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit zu erhaschen und auch meine männlichen Kommilitonen waren auf seine Anerkennung aus.
Es war nicht so, dass ich meine Aufgaben nicht erledigte und ich musste sagen, wenn ich es schaffte, seinem Unterricht zu folgen, ich auch alles lückenfrei verstand, aber oft schweiften meine Gedanken einfach ab und ich war viel zu schüchtern, um etwas zu sagen.
Zwar hatte ich keine einzige Vorlesung verpasst aber ich wollte nicht auffallen. Auf einmal sah man mir meine nicht sonderlich jugendfreien Gedanken noch an!

Und jetzt?
Jetzt stand er vor mir.

Meinen Namen aus seinem Mund zu hören war nicht gerade das, was mich runter brachte.
Ich war nicht einmal davon ausgegangen, dass er ihn kennt.

Wie hatte ich nicht bemerken können, dass er auf einmal vor mir stand.
Jeder aus dem Saal sah mich an und ich wollte nichts weiter als mich augenblicklich in Luft aufzulösen.

Nach der ersten Nacht in der ich von Jules Morin geträumt hatte, hatte ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre den Kurs zu wechseln, aber ich habe es nicht über mich gebracht. Jetzt verfluchte ich mich für diese Entscheidung.
Ich schaffte es nicht einmal, ein einfaches 'Ja' heraus zu bringen.

"Ist mein Unterricht so uninteressant?",
redete er weiter mit mir.

Seine Gesichtszüge waren für mich nicht zu deuten, nur oberhalb seiner Nase am Anfang seiner Augenbrauen hatten sich zwei kleine steile Falten gebildet, die seinem Blick etwas strenges und unnachgiebiges verliehen.

Er wartete auf Antwort von mir.
Verdammt ich fand immer noch nicht meine Stimme wieder.

Zaghaft schüttelte ich meinen Kopf.
Aus den vorderen Reihen drang Getuschel und Gekicher durch den Nebel in meinem Hirn und ich rutschte noch tiefer in meinen Sitz hinunter und sah ihn einfach nur total verschüchtert an.

"Wenn sie die Überprüfung nächste Woche schaffen wollen sollten sie lieber meinen Worten folgen anstatt in der Gegend herum zu träumen.",
meinte er streng.

Ich nickte leicht.
Er drehte sich herum und als er mich nicht mehr ansah schaffte ich endlich leise etwas zu sagen.

"Ja Sir."

Just One More Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt