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Jules POV

Ich hätte niemals gedacht dass die Worte "Hier ist der Anzug" mich davor bewahren würden eine Frau zu küssen.
Doch genau das taten sie.

Fibian sprang mit hochrotem Gesicht von mir zurück als ob sie sich verbrannt hätte. Ich war nicht minder schockiert über mich.
Zwar waren wir schon den vergangenen Abend recht freundschaftlich miteinander umgegangen und es gab einige flirtreiche Momente zwischen uns, doch das gerade hob es auf ein anderes Level.

Ich war mir immer darüber ganz genau bewusst gewesen was ich sagte und tat. Und jetzt? Trotz meiner Prinzipien stand ich gerade nur so verdammt kurz davor.

Den restlichen Einkauf über sah sie mir nicht mehr ins Gesicht, hielt auffällig viel Abstand und im Auto war es unangenehm still.
Das brachte mich in eine seltsame Stimmung. Eine Mischung aus Gereiztheit (weil ich die Kontrolle über mich verlor), Rastlosigkeit (weil etwas mich in ihre Nähe trieb) und nervöser Unruhe (weil sie meinen Blick mied).
Da ich damit nicht besonders gut umgehen konnte, atmete ich einmal tief durch und versuchte an Professionalität zurückzugewinnen.

Bevor sie aus meinem Auto stieg fragte ich noch möglichst neutral
"Sie kommen morgen ins Büro um ihre Gegenstände in Empfang zu nehmen?".

"Ja natürlich. Auf Wiedersehen. Bis morgen."

Und schon war sie weg. Ohne mich noch einmal anzusehen, ohne ein 'Sir'. Einfach ohne alles.

Und ich? Ich saß wie ein Trottel in meinem Auto mit dieser explosiven Gefühlsmischung im Bauch und sah ihr nach, wie sie in dem Wohnhaus verschwand. Damn. Ich war am Arsch.

Auf dem Weg in meine Wohnung rief ich Leon an.

"Hast du heute Abend schon was vor?",
fragte ich anstatt einer Begrüßung als er den Anruf entgegen nahm.

"Lässt sich einrichten. Ins Underground?"

"Nein, ich brauche heute Abend was anderes."

Leon lachte, sein Tonfall wurde neckend.

"Etwa ins C&B?"

Ich schnaubte. Mit Sicherheit nicht.

"Nein."

"Schade. Aber gut. Tino hat eine neue Stelle in einem Irish Pub, bei dir um die Ecke. Wie wär's damit?"

"Perfekt."

"Bin in einer Stunde bei dir, dann erzählst du mir was ist. Ich hab dir auch so einiges zu erzählen."

"Hm."

Es tutete. Aufgelegt.

Ich war mir ziemlich sicher, was er mir erzählen wollte. Fibian hatte zwar nichts gesagt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er die Nacht mit ihrer Freundin, Cassy, verbracht hatte.

Genervt rieb ich mir über die Stirn. Das roch jetzt schon alles massig nach Ärger.
Zuerst sollte ich mich wieder unter Kontrolle bekommen, beschloss ich als ich zu Hause angelangt die Autotür ins Schloss warf.

Fibian York war attraktiv, ja, und sie stellte definitiv irgendetwas mit mir an, ja. Aber sie war auch klug und fleißig und das waren die Gründe, warum ich sie eingestellt hatte. Ich sollte an meinen Prinzipien festhalten, ein guter Professor, Chef und Mentor sein. Nicht mehr, nicht weniger. Alles andere sollte und durfte keine Rolle spielen.
Doch es war mehr als klar, dass das echt schwierig werden würde.

Just One More Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt