Fragen, gerade an mich persönlich gerichtet, waren selten angenehm. Einer der Gründe warum ich nie leichtfertig Freundschaften schloss.
"Setzen sie sich bitte."
Nachdem ich es getan hatte, faltete er seine Hände auf dem Schreibtisch über seinen Unterlagen.
"Wie gefällt ihnen ihr Job?"
"Sehr gut."
"Er ist ihnen nicht zu viel?"
"Nein."
"Ich habe gestern ihren Arbeitsplan gesehen."
"Ich habe gerne viel zu tun und bekomme alles auf sie Reihe. Bisher habe ich noch nie einen Abgabetermin versäumt.",
um meine Aussage zu bekräftigen klopfte ich mit meinem Stift auf den Tisch, welcher übersäht mit den Aufsätzen unseres Kurses war."Warum haben sie den Aufschub nicht angenommen?"
"Weil er nicht nötig war."
"Stehen sie momentan sehr unter Druck?"
"Nein, wie gesagt ich habe gerne viel zu tun. Ich bekomme alles unter einen Hut. Kein Problem."
"Kein Problem?",
trotz seiner Maske klang er jetzt leicht gereizt.
"Sie haben abgenommen und ihre Augenringe reichen bis Timbuktu."Bitte was?! Ich verengte meine Augen zu Schlitzen, richtete mich gerade auf und straffte die Schultern. Meine Stimme war kalt.
"Wenn es ihnen um mein Aussehen und eventuell dem Auftreten gegenüber Kunden geht, kann ich ihnen versichern, dass ich sehr wohl geübt im Umgang mit Kleidung und Schminke bin. Mein BMI liegt über 19 und wenn sie es noch genauer wissen wollen: mit meiner aktuellen Kleidergröße sollte ich noch nicht einmal in die Kategorie des gängigen Schönheitsideals fallen, Sir."
Morin, sah mich einfach nur an und sagte nichts.
"Wenn das alles war würde ich mich jetzt gerne wieder meiner Arbeit widmen, damit ich später nicht zu sehr "unter Druck" stehe und ihr Missfallen aufgrund meines Aussehens errege."
Als ich aufstand, stand er ebenfalls auf und sah mir tief in die Augen.
"So war das nicht gemeint. Ich habe mir Gedanken darum gemacht, ob ich sie nicht überfordere."
"Da müssen sie sich keine Gedanken darum machen. Die Arbeit ist das letzte, was mich überfordert.",
knallte ich ihm entgegen.Er setzte an etwas zu sagen, nickte dann aber nur.
Morin griff nach ein paar Zetteln und reichte sie mir."Das merke ich."
Ich warf einen Blick darauf und erkannte meinen Aufsatz. Volle Punktzahl, einzig und allein zwei Tippfehler.
Ich nickte ebenfalls und ging kommentarlos zurück an meine Arbeit.*
Der Rest der Woche verging wie im Flug, die Stimmung zwischen uns war mittlerweile nicht und angespannt sondern eisig, auch wenn Teile von mir dazu ziemlich im Kontrast standen. Sagen wir es Mal so: Kopf und Vagina wollten definitiv nicht das selbe.Am Sonntag trudelte eine Mail von Morins Koordinatorin ein, die ich bisher noch nicht kennen gelernt, aber schon oft mit ihr gemailt hatte. Sie plante und organisierte Morins sonstige Aktivitäten. Was auch immer das zu bedeuten hatte.
Diesmal schickte sie mir eine Liste von den Menschen, mit denen wir uns wegen der Schließung von LWH, dem Unternehmen von Morins Freund, treffen würden.
Ich überflog die Liste nur, doch an einem Namen blieben meine Augen hängen.
Mir brach der Schweiß aus.
Hektisch zog ich mein Laptop näher zu mir und begann auf LWHs Homepage nach Bildern vom Personal zu suchen. Und tatsächlich bestätigte ich meine Befürchtung.
Ich hatte gewusst, dass mich meine Vergangenheit irgendwann einholen würde, allerdings nicht so und nicht mit ihm.
Ich konnte unmöglich mit zu dem Gespräch gehen und genauso wenig zulassen, dass Morin mit jemanden wie ihm in Kontakt kam.
Egal wie bescheuert Jules Morin sich zum Teil verhalten hatte, ich war mir sicher, dass er mit jemanden wie Padrig keine Geschäfte machen wollte und sollte.Mit zittrigen Fingern tippte ich zurück, dass sie mir bitte einen Termin, so schnell wie möglich, mit Morin geben sollte. Dass es dringend sei.
Wie sollte ich das alles erklären? Meinem Chef und Dozenten gleicher Maßen?
Ein Teil von mir hätte am liebsten Robert angerufen und ihn um Hilfe gebeten. Die Hubendors wussten ein bisschen von den Leben, welches ich vor meinem Umzug geführt hatte. Doch dann würden sie noch mehr wissen. Ich kannte Robert gut genug um zu wissen, dass er nicht locker lassen würde, sobald er Lunte gerochen hatte. Nein, ich musste das alleine durchstehen und durchziehen. So wie immer. Und mit den Konsequenzen klar kommen. So wie immer.
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Just One More Night Stand
ChickLitJules Morin. Dozent. Fibian York. Studentin. ....... Geschichte enthält explizite sexuelle Darstellungen. Nicht U18. ...... Auszug: Irgendetwas schien sie in meinem Blick zu sehen, denn ihre Augen funkelten und es schien als ob sie ins Schwanken g...