Jules POV:
Ich tippte auf meinem Handy darum, als Fibian Yorks Augen zu und ihr Kopf nach vorne auf ihre riesige Tasche fielen.
Vorrangig tat ich so als würde ich E-Mails lesen und beantworten, doch in Wahrheit bekam ich kaum etwas von dem mit, was ich da las.
Meine Gedanken drehten sich um sie - wieder einmal.Man müsste schon blind oder ein Idiot sein, um nicht zu bemerken, dass Fibians Augenringe in letzter Zeit immer größer und sie immer dünner wurde.
Manchmal fragte ich mich, ob ich ihr zu viel zumutete, doch sie beschwerte sich nie und auch ihre Ergebnisse waren tadelllos. Auch an der Uni hatte sich an ihren Leistungen nichts geändert, nicht nur in meinem Fach. Mir war klar, dass das nicht ganz richtig war, aber ich hatte mich bei meinen Kollegen etwas umgehört.
Der Auftrag, den ich gerade angenommen hatte, würde ihr Arbeitspensum nicht gerade verringern, doch als wir darüber gesprochen haben schien sie sich ehrlich darüber zu freuen. Paradox.Ich änderte den Zielort beim Taxifahrer zu ihrer Adresse. Dort angekommen versuchte ich sie verbal auf alle mir erdenkliche Arten zu wecken, doch sie nuschelte mir nur irgendetwas in französisch entgegen, was ich aber nicht ganz verstand. Seufzend bezahlte ich den ungeduldigen Taxifahrer, stieg aus und öffnete ihre Tür. Sanft rüttelte ich sie an den Schultern.
"Miss York sie müssen jetzt aufstehen und aussteigen. Sie können gleich im Bett weiterschlafen."
Noch total im Dilirium hob sie endlich den Kopf und nuschelte
"Bett klingt gut."Ich nahm ihr das Monster an Handtasche ab und half ihr beim Aussteigen. Als sie nach dem Teil, das geschätzte drei Tonnen wog, greifen wollte hielt ich sie davon ab.
"Die trage ich. Versuch du ohne dich auf die Nase zu legen in deine Wohnung zu kommen."
Sie war so müde und dattrig, dass sie nicht einmal im Ansatz protestierte.
Es war ihr anzusehen, wie sie sich die Stufen hochkämpfen musste. Beim Aufschließen ihrer Wohnungstür lehnte sie sich gegen diese, so dass sie ziemlich weit nach vorne stolperte als sie sich öffnete.
Daran störte sie sich aber nicht weiter machte im gehen ihren Mantel auf."Schmeiß das Ding einfach aufs Sofa.",
sagte sie während sie sich ohne sich umzudrehen die Stiefelletten von den Füßen streifte.Ich betrat ihre Wohnung, zog die Tür hinter mir zu und sah mich interessiert um.
An sich war es eine normale Studentenwohnung. An sich ordentlich, würden nicht über all Papier- und Bücherstapel herumstehen. Im Prinzip glich ihre Wohnung so einem riesigen Büro.
Ich fand besagtes Sofa und legte die Tasche darauf. Dabei fiel mir das Logo auf.
Überrascht hob ich die Augenbrauen. Nicht gerade günstig soweit ich wusste.Anstatt ins Bett zu gehen stand Fibian jetzt aber wankend vor einem riesigen Plan an der Wand, welcher überseht war mit Post-Its, Pfeilen und Farben. Ein heilloses Chaos in meinen Augen, aber für sie scheinbar wohlstrukturiert.
Sie stöhnte und rieb sich die Augen."Bett ist gestrichen.",
murmelte sie und wollte sich auf Richtung Küche machen.Ich griff von hinten nach ihren Oberarmen und zog sie zurück. Ihre Körperspannung und Koordination war schlicht weg nicht existent. Sie wäre mir umgefallen, hätte ich sie nicht festgehalten.
"Warum kannst du nicht ins Bett?"
Sie deutete auf einen Eintrag.
"Ich muss die 2 Bücher heute noch zurückgeben."
Sie deutete auf einen Notizzettel.
"Aufsatz für Morin fertig stellen."
Und tippte dann auf eine Art Stundenplan auf dem mein Name stand und anschließend auf eine Liste voll alltäglicher Dingen wie waschen, putzen, Wäsche, einkaufen von denen kaum etwas durchgestrichen war.
"Davon abgesehen."
"Das meiste davon kannst du noch machen, nachdem du geschlafen hast. Den Aufsatz darfst du am Wochenende fertigstellen und die Bücher kann ich mitnehmen, wenn ich jetzt eh zur Uni fahre."
"Ich hab noch nie eine Timeline nicht eingehalten…",
versuchte sie einzuwenden.Jedoch ging die Hälfte ihres Satzes in einem tiefen Gähnen unter.
"Sehe es als eine Art gewährten Aufschub. Als Terminverschiebung. Und jetzt ab mit dir ins Bett."
Ich schob sie in Richtung Bett.
"Nagut",
nuschelte sie und legte sich samt Strumpfhose und schwarzen Kleid einfach hinein.Sofort waren ihre Augen zu und sie rollte sich wie eine Katze zusammen. Ich nahm eine dünne Decke vom Bettkasten und deckte sie damit zu.
"Augustin hätte dir hierfür wahrscheinlich halb Frankreich geschenkt…",
flüsterte sie und war dann eingeschlafen.Wer war Augustin? Und warum sollte er mir halb Frankreich schenken? Woher hatte sie eine solch teure Tasche? Von Augustin?
Genervt von mir selbst schüttelte ich den Kopf. Es ging mich alles nichts an. Aber alles was mit ihr zu tun hatte konnte ich mir einfach nicht aus dem Kopf schlagen.
Zurück an ihrem großen Wandkalender suchte ich nach den beiden Namen der Bücher. Ich vermutete sie in ihrer großen Tasche und tatsächlich fand ich sie auch dort. Auf dem Weg zur Tür stellte ich ihre Stiefeletten noch zu den andren Schuhen und hängte den Mantel auf. Gerade als ich die beiden Hardcover in meine Aktentasche stecken wollte klingelte ihr Festnetztelefon. In meiner Bewegung verharend wartete ich, ob das Geräusch sie wecken würde. Tat es nicht, doch nach ein paar weiteren Runden klingeln sprang ihr Anrufbeantworter an."Hey ich bin wohl gerade nicht da oder habe keine Zeit, also, wenn es etwas wichtiges ist, hinterlasse doch eine Nachricht oder Versuche es später noch einmal. Tschüüü-hüüüss."
Und danach ein *beep*."Hallo meine Liebe, hier ist Enni. Melde dich Mal bei mir und komm zum Essen vorbei. Robert meinte du hättest jetzt sicher einen Freund, den kannst du gerne mitbringen und uns vorstellen. Wir beißen nicht, aber das weißt du ja. Und du bist dir sicher, dass du nicht mit Frances mitmöchtest? Wir würden uns alle freuen. Wie gesagt, melde dich einfach, bis dann!"
Okay, was?!?Enni musste die Frau von Professor Hubendor sein. Aber was hatte sie damit gemeint, dass Fibian sicher einen Freund hätte? Wer war Frances? War er ihr Freund? Oder Augustin? Warum hatte sie nichts gesagt und warum sah sie mich immer noch mit dem gleichen Blick an, mir dem sie mich auch schon vor 2 Wochen verrückt gemacht hatte? Hatte sie mich ersetzt?
Oh man, mein Kopf explodierte gleich.
So leise aber schnell wie möglich verließ ich ihre Wohnung. Zum Glück sah mich kein Student dabei.
Völlig durch den Wind machte ich mich durch die Eiseskälte auf zur Uni............
Tjaaaa, wie heißt es noch so schön Morin?
"Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand'."
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Just One More Night Stand
ChickLitJules Morin. Dozent. Fibian York. Studentin. ....... Geschichte enthält explizite sexuelle Darstellungen. Nicht U18. ...... Auszug: Irgendetwas schien sie in meinem Blick zu sehen, denn ihre Augen funkelten und es schien als ob sie ins Schwanken g...