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Normalerweise war ich bei allem was die Uni betraf wohl strukturiert, aber heute war einfach nur ein Chaostag.

Den nicht stattgefundenen Schlaf spürte ich bei jedem Atemzug, war unkonzentriert und kleine Hindernisse warfen mich komplett aus der Bahn.

Zum Mittagessen wollte ich mich eigentlich mit Cassy treffen, die mir aber kurz vorher absagte. Sie schwänzte. Bei ihr wäre es gestern Abend 'spät' geworden. Was das heißen sollte konnte ich mir nur zu gut vorstellen.
Hätte das Treffen mit Morin nicht angestanden: ich hätte es ihr gleich getan.

Allein bei dem Gedanken an ihn schlug mein Herz schneller.
Wie sollte ich das aushalten?

Im entsprechenden Vorlesungssaal ließ ich mich seufzend in meinen Sitz sinken. Heute beachtete mich wieder niemand, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sich das ändern würde, sobald jemand etwas von Morins Jobangebot mitbekam.
Er kam wie immer pünktlich auf die Minute. Heute fiel es mir nicht schwer ihm während der Vorlesung zu folgen und ihn anzusehen. Auch meine Müdigkeit war die weggeblasen und ich sah, dass sein Blick ebenfalls das ein oder andere Mal zu mir schwenkte. Nicht oft und nicht auffällig, aber gemessen an dem, dass ich bis vor circa einer Woche dachte, dass er nicht einmal meine Existenz kannte, ziemlich häufig.

So verrückt es klang: ich hatte mich immer noch nicht entschieden. Und die Deadline rückte immer näher und näher. Mit jeder Minute die verstrich wurde ich hippeliger und nervöser.

Er beendete die Einheit und ich machte mich daran, meine Sachen einzupacken.

Am Raum 305 angelangt hörte ich Morins laute Stimme bis auf den Flur. Was er sagte - oder viel mehr brüllte - konnte ich durch die Tür hindurch nicht verstehen.
Ich sollte definitiv nicht klopfen und warten jedoch....
Keine Ahnung was mit mir los war, aber ich straffte  die Schultern setzte eine neutrale Mine auf und klopfte an.
Vielleicht war es ja der Tatsache geschuldet, dass ich mir Morin nicht wütend vorstellen konnte, jedenfalls nicht laut tobend, ich weiß es nicht. Aber etwas in mir drängte mich in seine Nähe.

Mit einem lauten "WAS?!" riss er die Tür auf.

Er klang nicht nur wütend, er sah auch so aus. Ich wiederstand der Versuchung in den Raum zu spähen um dem Grund seiner Verstimmtheit ausfindig zu machen.
Stattdessen sagte ich mit fester Stimme ohne Begrüßung:

"Wir können den Termin auch verschieben, Sir."

Seine Augen weiteten sich für einen Moment, als er mich erkannte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich gerade nicht mehr auf den Schirm gehabt hatte.

"Nein nein Miss York",
erwiederte er deutlich ruhiger als zuvor.
"Kommen sie doch schon herein."

Verblüfft hob ich eine Augenbraue nach oben, machte aber einen Schritt in den Raum, als er den Türrahmen mit einladenden Geste freigab.

Meine Augen scannten sofort den anderen Mann vor mir, der ebenfalls etwas zornig aussah und mich mit einem spöttischen Blick von oben bis unten musterte.
Er war mir sofort unsympathisch. Zwar würden ihn die meisten Menschen als attraktiv bezeichnen, er war groß und dunkelhaarig, aber er war auch aalglatt und ich mochte ihn nicht. Ich kannte diese Art von Männern zu genüge: wohlhabend, egozentrisch und aufgrund ihres Reichtums komplett verblendet mit der Auffassung sich alles heraus nehmen zu können.

"Wie du siehst, Alister, ich habe einen Termin und keine Zeit für deine schwachsinnigen Anliegen."

Morins Stimme war eiskalt und abweisend. An seinem Hals sah ich seine Hauptschlagader stark pulsieren, was mir zeigte, wie sehr er sich unter Kontrolle halten musste.

Alister machte nur einen abfälligen Laut während er mich noch einmal auf eine widerwärtige Art musterte.

"Meine Zeit ist definitiv mehr wert als die Zeit von dem Püppchen."

Das hätte er nicht sagen sollen.

Morin sah aus als ob er ihm gleich den Arsch aufreißt.

Just One More Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt