Shattered

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Harry POV

Der Raum war nicht länger mir Stille gefühlt, aber dafür immernoch voll Spannung geschwollen. Jeder versucht sein bestes es so gut wie nur möglich zu ignorieren und das heißt, mich zu ignorieren.

Ich sitze in der Ecke und beobachte die wenigen Leute in diesem Raum, während ich eine Serviette zerpflücke. Das ganze Gelächter und die kleinen Gespräche um mich herum machen mich krank. Mit allem was ich hatte, wollte ich aus diesem Raum flüchten und niemals zu einen von ihnen zurück blicken, aber das kann ich nicht tun. Ich sitze einfach da und höre von der Ferne Gesprächen über Louis' Therapie und wie alles so lief zu.

Ich muss zu geben, ich bin schrecklich stolz auf ihn und allem was er erreicht hat. Er spricht vielleicht nicht direkt mit mir, als er seine Geschichten erzählt, aber ich bin nichtsdestotrotz stolz auf ihn. Die Sache die mich dennoch beschäftigt ist, wie Louis augenscheinlich einfach alles vergessen haben kann, das ihm erst zu diesem Punkt gebracht hatte. Der Grund, warum er überhaupt erst in Therapie musste, war nicht mal annähernd ein Teil des Gesprächs. Vielleicht ist es etwas, über das er nicht sprechen möchte, aber es ist ein großer Teil seines Lebens.

Es scheint als ob der Tag, an dem er in Therapie ging und sogar die wenigen Tage davor nicht die einzigen Dinge waren, die er vergessen wollte. Es werden über keine Erinnerungen an die Vergangenheit gesprochen und wenn etwas erwähnt wird, lenkt er das Gespräch in eine andere Richtung.

Mein Herz lechzt und sehnt sich danach neben ihm zu sitzen, seine Hand zu halten und bei seiner langen Rede über alles was er getan hat, als er weg war, zu lächeln. Ich will da sitzen, mit meinen besten Freunden lachen und Louis mitteilen wie sehr ich ihn vermisst habe. Ich denke die Jungs schließen mich nicht absichtlich aus, aber sie wissen einfach, dass ich nicht ein Teil von all dem seinen wollen würde. Besonders nicht, wenn jemand anderes auf Louis' Schoß thront.

Sie ist wie ein Blutegel, der nicht einmal während des gesamten Nachmittags seine Seite verließ. Jeden Schritt den er machte, machte sie mit ihm. Sie beenden den Satz vom jeweils anderen, gaben sich gegenseitig was zu essen und all der andere Bullshit, der dazu gehört. Ich bekämpfe meine Wut so sehr, dass es sich so anfühlt, als wenn meine Brust zerplatzt. Ich bleibe still mit den Augen nach unten gerichtet, denn ich weiß, das ist es was ich zu habe. Ich muss nahezu aufgeben, aber niemals gänzlich.

"Er ist glücklich weißt du.", höre ich eine weibliche Stimme neben mir sagen. Die Serviette in meiner Hand wird zunehmend interessanter, seit der Blutegel sich von Louis' Schoß erhoben hat. Ich antworte nicht, denn ganz offen gesagt, schulde ich ihr rein gar nichts. Das ich immernoch hier bin, ist die einzige Achtung die irgendwer heute Abend wohl überhaupt bekommt. Ich habe vielleicht erkannt, dass ich in diesem Kampf unterlegen bin, aber das heißt nicht, dass ich nicht immernoch sauer seien kann.

"Er hat so große Fortschritte in seiner Zeit in der Psychiatrie gemacht... Er soll nicht rückfällig werden." Die Art und Weise wie sie es sagt ist beinahe wie eine Anklage und ich kann nicht einfach anders und blicke hoch zu ihr. Sie starrt runter zu mir und ich sehe es so verdammt klar in ihren Augen.

"Was soll das denn bitte heißen?", frage ich sie.

"Versaue nicht sein Glück, nur weil du nicht bekommen hast was du wolltest.", spricht sie kurz.

"Oh und was ist das, was du denkst das ich will?", ich setze mich auf, meine Frage direkter an sie gewendet. Sie rollt mit den Augen und fügt ein fast undamenhaftes Schnauben hinzu.

"Keinen von uns, unser dummer Harry... Du hast offensichtlich gedacht, dass er nach Hause kommen würde und sofort zu dir zurückkehren würde.", sie dreht sich, um mir vollständig ins Gesicht zu sehen. "Und du versuchst nicht einmal deine Gefühle zu verstecken, seit ich mit ihm reingekommen bin."

27 Minutes [l.s] • GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt