Brandon&Scarlett - All I want

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Scarlett

Kurz überlege ich, einfach weiterzuschlafen, als mein Wecker zum zehnten Mal klingelt.
Ich weiß, ich kann mich auf Dauer nicht in den weichen Decken meines Boxspringbettes verstecken.
Aber warum sollte ich diese beruhigende Wirkung nicht noch etwas länger ausnutzen?

Nach dem elften Klingeln wäge ich erneut meine Möglichkeiten ab.
Wenn ich heute nicht duschen gehe und mich nicht schminke, kann ich bis zum dreizehnten Klingeln liegen bleiben.
Wenn ich bis zum letzten Klingeln warte, verpasse ich zwar die Schule, muss aber Brandon nicht begegnen.

So sehr ich die zweite Möglichkeit auch liebe, entscheide ich mich schlecht gelaunt für die erste und zwinge mich sogar schon beim zwölften Klingeln aus dem Bett.

Nachdem ich in ein lockeres, weißes Kleid -laut Wetterbericht soll es heute zu Höchtstemperaturen kommen- geschlüft bin, spare ich Zeit, indem ich mir einen einfachen Messy Dutt mache und setze mich dann wieder auf mein Bett.

Mit einem Blick auf die Uhr bemerke ich, dass Ava in zehn Minuten in meinem Zimmer erscheinen müsste.

Es ist schon fast zur Tradition geworden, dass wir, bevor der Schulbus kommt, in meinem Zimmer sitzen und reden.

Aber wir reden nie über Privates.

Leider...

In letzter Zeit ist Ava immer verschlossener als früher.
Sie geht spät abends noch raus und in der Schule sitzt sie häufig bei den Cheeleadern oder -würg- Brandon.

Ihr Verhalten macht mir immer mehr Angst.
Sie benimmt sich immer mehr wie eine kleine Rebellin.
Will sie sich damit an der Trennung meiner Eltern rächen?

"Morgen..." Ava sieht sogar verschlafener aus, als ich mich fühle.
Anscheinend haben ihre Haare heute noch keine Bürste gesehen und als Kleidung hat sie eine -für meine Verhältnisse- zu kurze Hose und ein Tanktop gewählt.

Was haben die Cheerleader und Brandon ihr eingeredet?
Sich hinter Schichten von Make Up und unter kurzen Röcken vor den Problemen der Welt zu verstecken?

"Schonmal daran gedacht, sich zu kämmen?", ziehe ich sie auf, obwohl ich eigentlich gar nicht richtig in der Stimmung dazu bin.

"Sagt die mit dem Messy Dutt", Ava lacht und lehnt sich an den Türrahmen.
Ihre grünen Augen leuchten.

Eigentlich etwas schönes, oder?
Warum fühlt es sich dann nicht so an?

"Lach du nur...", grummle ich und schnappe mir meinen Rucksack.
Obwohl der Bus erst in zwanzig Minuten kommt, möchte ich dieses Haus so schnell wie möglich verlassen.

"Scarlett...?" Avas Augen haben aufgehört zu funkeln und sehen mich besorgt an.

"Hmm?"

"Was ist los mit dir?"
Ich weiß es nicht, Ava... Ich wüsste es selbst gerne. Glaub mir...

"Dasselbe könnte ich dich fragen..."

"Ach ja?" Ava lacht, aber in ihrer Stimme schwingt etwas Nervöses mit sich.
Schon wieder erdrückt mich die Tatsache, dass sie etwas vor mir verbirgt. Das kleine Mädchen, dass früher immer mit allem zu mir kam.
Das Mädchen, für das ich töten würde.

"Ja... Ava, was ist eigentlich mit dir los? Du hast dich so sehr verändert... Gestern rufst du einfach Brandon an und heute läufst du rum wie eine der Schlampen auf unserer Schule."

Am liebsten würde ich meine Worte wieder zurücknehmen, als ich sehe, wie sie verletzt zu Boden sieht.

"Du weißt gar nichts..."