Scarlett
Das letzte Wochenende bis Mittwoch verbrachte ich wie in einer Blase.
Meistens saß ich auf dem Boden nah angekuschelt an meinen Riesenteddy und starrte zu meiner Schlafzimmertür.
Ava habe ich die restlichen Tage nicht gesehen.Für viele müsste das Ganze nicht nachvollziehbar sein.
Aber an genau dem Tag, an dem mir alles offenbart wurde, zerbrach eine kleine Welt, die ich mir über die Jahre und die letzten Monate aufgebaut hatte.Eine Welt, die ich als Schutz sah.
Sie war mein geheimer Ort.
Wenn man mich verletzte, mich beleidigte, dann gab es immer noch diese Welt, in der ich meine Familie und all die Menschen hatte, die ich liebte.
Alles hatte seinen festen Platz.Und genau diese Ordnung, die mein Leben bestimmte, ist jetzt weg.
Erst dachte ich, dass Brandon mit einem riesigen Hammer kommen und sie zerstören würde, so wie die Jungfräulichkeit unzähliger unschuldiger Mädchen.
Am Ende war es mein Onkel.Seufzend betrachte ich die grüne Tasse in meinem rosanen Mädchenzimmer, die auf dem weißen Nachttisch vollkommen fehl am Platz ist.
Für mich ist sie ein Zeichen.
Ich hasse Grün, so wie auf einmal alles.Meine zittrigen Finger finden ihren Weg zu dem Henkel der grünen Tasse und umschließen sie vorsichtig.
Der Tee darin ist noch warm und langsam fährt das wohlige, wärmende Gefühl meine Fingerspitzen nach oben zu meinem eiskalten Herzen und lässt für kurze Zeit vergessen, dass diese Eiszeit wahrscheinlich nie mehr verschwinden wird.Dann schweift mein Blick zu der rosanen Wand in Richtung Avas Schlafzimmer.
Kurz klopfe ich einmal, nur um zwei Sekunden später das beruhigende Klopfen erneut zu hören.Es ist jeden Tag dasselbe.
Das erste Klopfen bedeutet "Mir geht es ganz gut und dir?", sobald es wiederkommt, meint Ava dasselbe.
Bei einem zweimaligen Klopfen hingegen geht es einem ganz und gar nicht gut.
Doch das zweimahlige Klopfen kam noch nie.
Wahrscheinlich weil wir es lieben, uns gegenseitig zu belügen.Lächelnd denke ich an die Zeit zurück, in der es nur Ava, mich und die riesige noch bereisbare Welt gab.
Damals, als selbst Ava nichts wusste.
Damals, als wir beide noch unwissend waren.Ein lautes Seufzen entwischt meiner Kehle, dann lege ich die Lippen an die Tasse und trinke einen vorsichtigen Schluck.
Eins muss ich meiner Mutter lassen, sie weiß, wie ich meinen Tee gerne trinke.
Waldbeertee mit anderthalb Löffeln Zucker.
Süß, aber nicht zu süß.Weitere Schlucke Tee finden ihren Weg in meinen Magen und erwärmen mein Innerstes, bis mich die Wärme auch dort betäubt.
Kaum zu glauben, was ein warmer Tee doch alles vergessen lassen kann.Doch sobald mein Gedanke wieder zu Brandon schweift, sammeln sich Tränen in meinen Augen und reflexartig wandern meine Hände zu meinem Handy.
Seit Freitag sind es fast fünfzig verpasste Anrufe und vier Nachrichten.
Allein mein riesiger Teddy gibt mir den Mut, die erste Nachricht zum ersten Mal zu öffnen.
Scarlett?
Mir wurde gesagt, dass du nicht in der Schule warst. Ist alles okay? Du hast auf meine Nachricht heute Morgen noch nicht geantwortet.
[Freitag, 18:57]Baby?!
Wieso antwortest du nicht?
Die Rollläden an deinem Haus sind unten, beim Klingeln tut sich nichts.
Habe ich dich verletzt oder etwas falsch gemacht?
Wenn, dann unabsichtlich
[Samstag, 13:12]Es tut mir leid. Was auch immer es ist.
Bitte komm zu mir.
Ohne dich ist die Wohnung so leer und verlassen.
[Sonntag, 9:54]Die vierte Nachricht höre ich mir nicht mehr an.
Ein Schleier aus Tränen bedeckt mein Gesicht, während ich mir Brandons Stimme vorstelle.
Ich kann das alles nicht.Brandon wird mich verletzen.
Er ist nicht das, was ich brauche.
Auch er wird mich betrügen und wahrscheinlich hat er es schon.Durch mein lautes Schluchzen muss Ava wohl aufmerksam geworden sein, denn ich nehme ihr Klopfen an der Wand wahr.
Kurz überlege ich, was ich tun soll.
Dann entscheide ich mich für die Wahrheit und zum ersten Mal seit fünf Tagen ertönt das Doppelklopfen als Echo in unserem Haus.Nur wenige Zeit später kommt Ava herein.
Auch sie hat eine Tasse Tee in der Hand.
Grüntee wahrscheinlich."Alles ok?" Weinend schüttle ich den Kopf und sofort stürzt Ava -natürlich ohne Tasse, diese ziert nun meinen Nachttisch neben meiner- auf mich zu und und nimmt mich fest in den Arm.
"Wie soll ich das jemals verkraften?"
"Sperr den verletzen Teil deines Herzens weg. Manchmal ist es gut, darüber hinwegzusehen und sein Leben weiterzugehen." Avas beruhigende Stimme hallt in meinem Ohr wider.
"Hast du darüber hinweggesehen?" Sie nickt traurig.
"Hat es funktioniert?""Ich hatte fünf Tage, um über alles nachzudenken. Ich bin bereit, mich der Wahrheit zu stellen."
"Und die wäre?" Skeptisch hebe ich eine Augenbraue.
Auch ich hatte fünf Tage Zeit und kann mit Stolz sagen, dass ich es endlich kann."Dass unsere Mutter jemand anderes braucht um glücklich zu werden. Wenn das mein Vater ist, dann müssen wir es wohl akzeptieren."
Annerkend nicke ich.
Mein Baby ist erwachsen geworden."Verzeihst du ihr?"
Wieder nickt sie.
"Auch dafür hatte ich fünf Tage Zeit."[~]
Am Abend nach dem belehrenden Gespräch mit Ava sitzen wir zum ersten Mal als neue Familie an unserem großen Esstisch im Wohnzimmer unseres Hauses.
Trotz der beunruhigenden Stimmung fühle ich mich nicht mehr halb so schlecht wie heute Morgen.
Ich fühle mich fast erleichtert, dass es Ava wieder besser geht."Schmeckt es euch?" Die zitternde Stimme meiner Mutter durchbricht die Stille und sofort stimmen wir drei ihr nickend zu.
Ava, mein Onkel und ich.Dennoch hat keiner von uns den Mut dazu, das Gespräch in eine neue Richtung zu leiten und so ergreift nach einigen Minuten wieder meine Mutter, die wie noch nie erwähnt den bezaubernden Namen Kate trägt, das Wort.
"Das Rezept ist von meiner Mutter.""Es schmeckt wirklich gut, Scha- Kate", fügt mein Onkel -Calvin, wenn ich schon den Namen meiner Mutter verrate- schnell hinzu und sieht dann schüchtern auf seinen Teller.
Er versprüht einen in der Nase unangenehm kitzelnden Geruch von After Shave.Eindeutig ein Kontra gegen ihn.
Denn jeder weiß, wie sehr ich auf den Geruch achte.
Fast schon wie ein Hund.Also keine Ahnung, warum mich Brandon als Kätzchen bezeichnet.
Erneut schweifen meine Gedanken zu Brandon ab und meine Augen werden erneut gläsrig.
Ich habe ihn abgeschoben.
Warum also fällt mir das so schwer?________________________________
Meinungen zu Calvin? ;-)
Dieses Buch kommt seinem Ende immer näher und selbst ich als Autor fiebere ihm unmittelbar entgegen.
Und am Ende rufe ich alle meine Leser noch einmal zu etwas Werbung auf, damit dieses Buch noch mehr Reichweite und Leser bekommt^^
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Brandon&Scarlett - All I want
Romance1. Teil "Du bist verrückt, wenn du denkst, ich könnte dich leiden." Ich schaue in seine schokoladenbraunen Augen und verliere mich augenblicklich darin. "Du denkst du hasst mich?" Er grinst mich an. "Weißt du, Hass ist auch nur ein Gefühl wie Liebe...