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Scarlett

Die Fahrt zu Brandons nächstem Ort ist überraschend kurz und als ich meine Augen erneut schließe und öffne, blicke ich immer noch auf einen kleinen Teich umrundet von Bänken, Park und so viel Gestrüpp, dass nur ein einziger Pfad an den eigentlichen Rand des Teiches lässt.

Es hat etwas Magisches an sich.
Das Wasser ist ein Türkisblau, das kaum Bewegung zeigt.
Enten haben sich auf einer kleinen Insel im Teich auf ein Päuschen eingeladen und schnattern ruhig vor sich her.
Und um uns herum sind keine Menschen.

Verwahrlost steht dieser bezaubernde Ort in der Natur.
Genauso gespannt darauf eine weitere Geschichte von Brandon zu hören.
Ein weiterer Platz in seinem Herzen, den er mir zeigt.
Ob mir auch einer gehört?

Brandons sanfte Berührung auf meinem Oberschenkel holt mich zurück in die Realität.

Ein Lächeln ziert sein sonst doch so ernstes Gesicht und bringt Sonnenschein und Wärme mit sich.

Dem Sommertemperaturen entsprechend trifft gleisende Hitze auf mein Gesicht, als ich die Tür öffne und mich umsehe.

Nur eine leichte Brise vom Wasser ausgehend trübt die unangenehme Hitze und führt mich näher an den magischen Ort.
Brandons Körper so präsent hinter mir, dass sein warmer Atem auf meinen Hals trifft und ein Kribbeln an der Stelle auslöst.

Meine Hingabe und Sucht nach ihm verstärkte sich in nur einem Tag drastisch.
Nachdem ich mich wochenlang an seine Abwesenheit gewöhnt habe, prägt mich seine ständige Anwesenheit doch sehr.

Innerlich wünsche ich mir, dass es für immer bleibt, äußerlich weiß ich, dass es nicht geht.
Es ist ein nervenaufreibendes Hin und Her, das mich gedanklich bis an die Grenzen bringt.

Grenzen, die schon seit Monaten eingerissen sind und auf einen nächsten Grund warten, endgültig einzustürzen und alles in mörderischem Tempo mit sich zu reißen.

"Was sagst du dazu, Scarlett?" Brandons sanfte Stimme dringt direkt an mein Ohr, während seine Hand sich heimlich an meine Taille stiehlt.

"Atemberaubend schön", hauche ich, bevor mich seine Hände nach hinten ziehen und ich gefangen in seinem Duft bin.

"Gut", er muss lächeln.
Zumindest gehen seine Mundwinkel nach oben, als seine Lippen auf meinen Hals treffen.

"Was machst du da, Brandon?"

"Dir zeigen, dass du meine Berührungen immer noch brauchst und du sie für immer haben könntest", ein Satz und schon muss ich wieder meine Tränen unterdrücken.

Natürlich will ich Brandon für immer.
Noch nie habe ich jemanden so sehr geliebt, wie ihn.

Doch ich warte nur noch auf das eine Geheimnis, das mir zeigt, wer er wirklich ist.

Vielleicht Geschichten von seinen Verflossenen oder Vergewaltigungen?

"Wieso zerstörst du so schöne Momente immer mit diesen Sätzen?" Frage ich unter Tränen, die mir heiß über die Wangen laufen und meine Sicht behindern.
"Brandon, ich liebe dich von ganzem Herzen. Wenn ich dich sehe, beginnt mein Herz so heftig zu schlagen, dass es mir jedes Mal aufs Neue Angst macht. Ich liebe deine sanften Blicke und Berührungen. Und ich liebe das Funkeln in deinen Augen, wenn du mich siehst.
Aber deine Vergangenheit und dein Tun machen mir Angst. Ich habe Angst davor, dass du mir das Herz brichst.
Innerlich weiß ich, dass du mir wehtun wirst. Täglich warte ich darauf, dass du einen weiteren Fehler begehst und mich endgültig zerstörst."

Auf einmal habe ich das Gefühl, den Halt zu verlieren und kippe leicht, doch Brandons Arme drücken mich fest an sich.

"Logan hat mich früher oft verletzt. Am Anfang haben wir uns gehasst, waren wie Tag und Nacht.
Ich habe gewusst, dass er mich am nächsten Tag wieder mit seinen Worten verletzen würde und er wusste dasselbe.
Dann kamen wir eines Tages an diesen Teich.
Ich war jung und konnte nicht schwimmen, als wir stritten und er mich in den Teich schubste.
Als ihm sein Fehler bewusst wurde und ich am Ertrinken war, war da auf einmal seine Hand.
Er zog mich eigenhändig ans Ufer und aus dem Teich, das für mich damals endlos tief wirkte.
Und obwohl ich wegen ihm fast Ertrunken war, konnte war er doch derjenige, der mich gerettet hat. Er hätte mich sterben lassen können, hat es aber nicht.
Auch, wenn ich dich verletzen werde, werde ich dich dennoch eigenhändig aus deinen Ängsten, Sorgen und Schmerzen retten so wie Logan es an genau diesem Ort bei mir getan hat."

Der Tränenschleier hat sich langsam verdichtet, genauso wie ein Teil meiner Ängste, die mich von Brandon fernhalten.
Dennoch bleibt meine Meinung selbst nach diesem Geständnis dieselbe.

"Ich bin kein Mensch mehr, der Schmerzen aushält und daran wächst. Ich habe zu viel verloren, um daran glauben zu können, dass du mich retten wirst."

Ich drehe mich zu ihm, sodass meine Augen in seine schauen.
Intensiver Blickkontakt.

"Wieso kannst du nicht daran glauben, dass ich der Richtige bin?"
Ehrliche Trauer blitzt in seinen Augen auf.

Stumm sehe ich ihn an.
An einem so romantischen Ort, der auf einmal seinen Glanz verändert und sich unserer Stimmung anpasst.

"Ich würde alles für dich tun, Scarlett..."

"Warum?"

"Weil ich dich von ganzem Herzen liebe."

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Meinungen^^

Nur noch wenige Kapitel bis zum finalen Ende!

Brandon&Scarlett - All I want Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt