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Scarlett

Brandons Wohnung ist wirklich riesig für ein Internat.
Und für zwei pubertierende Jungs, die sich an jedem Mädchen im Umkreis von 100 Kilometern vergehen, unglaublich schön eingerichtet.

"Und du willst immer noch nicht zugeben, dass ein Innenausstatter eure Wohnung eingerichtet hat?" Frage ich zum wiederholten Mal und lache auf, als Brandons Hände die empfindliche und kitzlige Stelle an meinem Fuß finden.

Wer es immer noch nicht glaubt: Ja, Brandon und ich schauen uns gerade wirklich auf einem riesigen Flachbildfernseher Titanic, meinen absoluten Lieblingsfilm, an und er massiert mir gerade wirklich die Füße.
Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob er entweder von Aliens entführt wurde oder ein Roboter ist.

"Wie schon gesagt: Der heiße, wunderschöne Mann, der gerade deine Füße massiert, hat ein unglaublich gutes Auge für Inneneinrichtung." Brandon zwinkert verführerisch und ich seufze bei den entspannenden Berührungen seiner Hände wohlig auf.

"Und dieser Mann will sich wirklich den Anblick einer verheulten Strohscheuche geben, nachdem Jack gestorben ist?" Misstrauisch ziehe ich eine Augenbraue hoch in der Hoffnung, dass seine wahren Absichten endlich auffliegen.

"Erstens du bist wunderschön und zweitens ja, will er."

Darauf weiß ich nichts zu erwidern und sehe mit klopfendem Herzen wieder in Richtung Bildschirm, wobei ich mir sicher bin, dass Brandon weder meine Füße auf seinem Schoß noch den gerade laufenden Film beobachtet sondern ganz allein mich.

Nach einer halben Stunde und mehrmaligen Aufseufzen -denn welches Mädchen wünscht sich selbst keinen Jack?- ist die Popcornschale in meinem Schoß fast leer.

Enttäuscht stelle ich die Schüssel beiseite und bemerke, wie Leben in den Körper neben mir kommt.

Nur wenige Sekunden später liegen nicht mehr meine Füße quer auf seinem Schoß sondern meine Oberschenkel und sein Arm ruht seelenruhig um meine Hüfte.

"Was wird das?" Frage ich skeptisch und sehe in sein breites Lächeln.

"Darf ich etwa nicht mit meiner Freundin kuscheln? Machen andere Pärchen doch auch", fügt er hinzu und lächelnd schüttle ich den Kopf.

"Hier geht es nicht um andere Pärchen sondern um uns", eine wohlige Gänsehaut überfährt mich.
Uns.

"Laut einigen Ratgebern gefällt Frauen so etwas", er beginnt zu grübeln, wobei sich mehrere Falten auf seiner Stirn bilden.

"Das ist wirklich süß Brandon und das meine ich ernst, aber mach lieber das, was du für richtig hälst."

"Ich will einfach nichts falsch machen." Erneut überfährt mich eine Gänsehaut. Dann beugt er sich zu mir und haucht verführerisch: "Du weißt genau, was ich für richtig halte."

Kopfschüttelnd wende ich den Blick von ihm ab und versuche mich wieder auf den Film vor mir zu konzentrieren.
Zum Glück habe ich nicht viel durch Brandons unnötiges Gelaber verpasst.

"Soso, willst du mich jetzt ignorieren?" Seine amüsierte Stimme dringt an mein Ohr, doch ich schaue einfach weiter zum Bildschirm, der gerade das dramatische Schaubild des Untergangs der Titanic zeigt.

Fast schon kommen mir die Tränen bei der Vorahnung, was jetzt passiert.

"Du ignorierst mich für diesen Lackaffen?"
Brandon scheint beleidigt und irgendwie finde ich das unglaublich süß. 
Trotzdem bleibe ich standhaft.
Das Ende meines Lieblingsfilms will ich mir nicht entgehen lassen.

Von mir kommt wieder kein Kommentar.
Gebannt werde ich Zeuge, wie sich Rose auf eine im Wasser treibende Tür rettet und hilflos zusieht, wie ihr Geliebter seinem Kältetod immer näher kommt.

Nun beginnen auch einzelne Tränen sich in meinen Augen zu sammeln, bis ich fast nichts mehr sehe und als Jack entgültig im Meer versinkt, tot, ist es um mich geschehen und leise schluchzend lasse ich den Tränen ihren Lauf.
Brandon scheint auf einmal vergessen.

Bei mir ist nur seine rechte Brust, die die Tränen meiner linken Wange aufsammelt und schon nach wenigen Sekunden nass ist.

Und bei meiner Lieblingsszene, in der Rose verfroren auf den Schiff nach ihrem Namen gefragt und offiziell Jacks Namen annimmt -Rose Dawson-, höre ich gar nicht mehr auf zu weinen.

Einzeln spüre ich, wie Brandons warme Hand meine Tränen von meiner Wange wischt und mich liebevoll auf seinen Schoß zieht.

Sicher in seinen Armen traue ich mich, auch den Schluss anzuschauen und lasse Brandon dann letztendlich den Fernseher abstellen.

"Ach Baby, wie kann man bei so einem Film nur weinen", scherzhaft kneift er mich in die Wange.
Doch wenn man meinen Lieblingsfilm auch nur annähernd schlechtredet, mutiere ich zur Raubkatze.

"Siehst du doch", fauche ich beleidigt und wische mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht.

"Sei doch nicht gleich beleidigt, Kätzchen. Aber mal ernsthaft der Film ist doch vollkommen unrealistisch. Welche Frau würde sich von einem reichen Mann trennen, nur um im Gegensatz einen armen Bettler zu nehmen." Das war sein Todesurteil.

"Nimm das zurück!" Er schüttelt den Kopf und wütend löse ich mich aus seiner Umarmung, um mich meterweit entfernt auf dem anderen Ende des Sofas zu setzen.
"Ich liebe diesen Film."

"Ich nunmal nicht." Mault er seufzend und versucht mich, zurück zu sich zu ziehen.
Er hat seine Chance vertan.
"Komm schon. Was kann ich tun, dass du wieder zu mir kommst?"

Meine Miene hellt sich auf und meine Mundwinkel verziehen sich zu einem fiesen Grinsen.

"Jetzt habe ich Angst", murmelt er scherzhaft und hebt unsicher eine Augenbraue.
"Aber ernsthaft, was willst du jetzt?"

Lächelnd krabbel ich in meinem kurzen Kleid so gut es geht zurück auf seinen Schoß und mache es mir darauf gemütlich.

"Wir schauen den Film jetzt nochmal."

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Wer ist auch so ein Titanic Fan wie ich?;-)
Wahrscheinlich bin ich genauso emotional wie Scarlett.

Ach und: Falls ihr irgendjemanden kennt, dem diese Geschichte ebenfalls gefallen könnte, könnt ihr ihm gerne dieses Buch empfehlen.
Macht also gerne etwas Werbung, damit dieses Buch noch mehr Leser bekommt^^

Brandon&Scarlett - All I want Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt