Kapitel 5

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Azog der Schänder

Wir waren bereits eine Weile außerhalb der Höhle weitergerannt, als wir endlich an einer mehr oder weniger geschützten Stelle anhielten.

Gandalf begann sofort die Zwerge durchzuzählen und fragte sie ebenfalls, ob sie den Hobbit gesehen hatten, obwohl er genau wusste, dass er meinetwegen gefallen war.
Ich bereute es zu tiefst und mir war klar, dass es mich mein ganzen unsterbliches Leben nicht loslassen würde was in diesen Höhlen geschehen war.
Natürlich wussten auch die Zwerge nicht, was mit Bilbo passiert war, immerhin wurden sie zu diesem Zeitpunkt bereits von den Gobblins davongeschleppt.

"Meister Beutlin hat seine Chance gesehen und sie ergriffen. Er denkt doch seit wir losgezogen sind an nichts anderes als an sein weiches Bett. Wir werden unseren Hobbit nicht wiedersehen. Er ist schon längst weg."

In meinen Augen stiegen Tränen auf. Wie konnte er so von diesem freundlichen kleinen Geschöpf sprechen.

"Nein, bin ich nicht.", ertönte da eine Stimme und ich fuhr erschrocken herum. Dort stand er, in voller Lebensgröße und mit allen Gliedmaßen wo sie sein sollten und grinste uns an. Ich sah mich um, um sicher zu gehen, dass ich ihn mir nicht einbildete, doch in den Gesichtern der Anderen erblickte ich die selbe Verwunderung, die ich selbst verspürte.

Gandalf lief freudig auf ihn zu.
"Ich war noch nie so froh jemanden wiederzusehen!"

"Wie bist du entkommen?", fragte der Zwerg neben Kili, von dem ich ausging, dass es sein Bruder Fili war.

"Nun ja..."
Bilbo griff nervös in seine Tasche und ich sah wie Gandalf erwartend und auch ein wenig besorgt eine Augenbraue hoch zog.
Bilbo schien nicht recht zu wissen, wie er auf die Frage antworten sollte, also versuchte ich die peinliche Stille zu unterbrechen.

"Das spielt doch keine Rolle, er ist wieder da."
Innerlich spürte ich die Erleichterung darüber, dass Bilbo noch unter uns weilte, doch Thorin ließ sich mal wieder nicht so einfach abspeisen.

"Für mich zählt es. Ich will wissen, warum bist du zurückgekommen?"

Bilbo sah uns alle an und holte einmal tief Luft bevor er anfing zu sprechen.
"Ich weiß du zweifelst an mir, das hast du schon immer. Und du hast Recht, ich denke häufig an Beutelsend. Ich vermisse mein Bett, meinen Stuhl, meinen Garten und das ist es warum ich hier bin, das ist Heimat. Das ist es warum ich wiedergekommen bin. Ihr habt so etwas nicht... Heimat. Sie wurde euch gestohlen, aber ich will euch helfen sie wieder zurückzubekommen, wenn ich kann."
Nun sahen ihn die anderen leicht betreten an und es schien fast so, als würde Thorin eine Verbeugung andeuten. Eine Weile schwiegen sie, doch ich konnte es mir nicht nehmen lassen, den Hobbit einmal fest du drücken.

"Jag mir bloß nie wieder so einen Schrecken ein und fall einen Abgrund herunter, hörst du?", flüsterte ich ihm währenddessen ins Ohr.

"Versprochen.", flüsterte er zurück und umarmte mich ebenfalls. Gandalf unterbrach diese Umarmung mit einem Räuspern.

"Wir müssen weiter, wenn es Dunkel wird wimmelt es hier nur so von Orks." Ich löste mich von Bilbo und nickte ihm zustimmend zu.

"Du hast Recht..."
Der Rest den ich sagen wollte ging in einem langen Wargjaulen unter und schleunigst nahmen wir alle unsere Füße in die Hand.

Wieder rannten wir davon und wieder einmal saßen wir in der Klemme, als wir das Ende des Waldes erreichten. Unglücklicherweise standen wir nun an einer Klippe, die mehrere hundert Fuß nach unten abfiel.
So langsam stellte ich mir wirklich die Frage, ob dieses, wie Bilbo es verächtlich nannte, Abenteuer, wirklich die beste Idee für die Verwendung meiner Zeit war.

Dragon's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt