Kapitel 45

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Mark's POV


Noch am selben Tag saß Mark mit einem Reporter der Berliner Zeitung in der Alten Jakobstraße und beantwortete mit Esteban im Hintergrund jede Frage in seiner gewohnt lockeren, freundlichen Art. Nur bei den Anspielungen zu Max musste er sich zusammenreißen, um nicht sofort die Flucht zu ergreifen, da es ihm jedesmal das Herz zerriss, wenn er an ihn dachte.

Der Journalist drückte ihm kurz die Schulter. "Ich kann gut nachvollziehen, wie es Ihnen geht. Ein guter Freund von mir liegt auch gerade mit einer schweren Erkrankung in der Klinik." meinte er mitfühlend und Mark musste dennoch lächeln. Es war eine angenehme Atmosphäre gewesen und er bedankte sich dafür. Dann verabschiedeten sie sich und verließen zügig das große Gebäude.

"So." Esteban hatte mit Verlassen des Hauses wieder sein ernstes Gesicht aufgezogen und meinte nur zu ihm: "Morgen um 7:20 Uhr dann beim Frühstücksfernsehen." Und schon lief er ohne ein weiteres Wort von ihm weg zu seinem Auto, das im Innenhof stand. Mark seufzte kurz traurig auf, trottete in Richtung Nitti's Wagen, sah seinen Freund schon dort angelehnt stehen und warten. "Und, wie war's?" fragte er gleich, doch Mark konnte nur zuversichtlich nicken. "Ganz gut, denke ich. Er war sehr nett." "Dann fahren wir zu dir?" Nitti stieg schon auf der Fahrerseite ein, ohne seine Antwort abzuwarten und Mark musste darüber schmunzeln. "Jep." sagte er müde zu sich selber, öffnete auch die Tür und ließ sich auf den Sitz fallen.

Für heute war er endlich entlassen, doch Esti hatte bereits Termine für die nächsten Tage festgelegt, die er alle absolvieren musste. Einer davon war auch ein Zusammentreffen mit der Produktionsfirma von 'The Voice Kids'. Er seufzte und schnallte sich an. Schweigend fuhren sie nach Hause. Der Tag war anstrengend gewesen.

Dort angekommen vernahmen sie schon auf dem Gang lachende Frauenstimmen und Mark's Laune ging sprunghaft nach oben. Lena und Nati waren lauthals in der Küche beschäftigt und kicherten um die Wette. Es freute ihn, dass die zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben sich so gut verstanden, seine Mutter einmal ausgenommen.

"Vielleicht kochen sie ja was." murmelte Nitti mit einem Grinsen und zog ihn mit zu den beiden. Tatsächlich standen sie vor dampfenden Kochtöpfen und schnatterten laut weiter, hatten sie überhaupt noch nicht bemerkt. Sachte legte Mark seine Arme um den schmalen Körper seiner Freundin und sie juchzte überrascht auf, drehte sich sofort um und fiel ihm um den Hals, was ihn grinsen ließ. Immer noch konnte er nicht glauben, dass sie jetzt zu ihm gehörte.

"Ihr ward aber lange weg!" meinte sie und schon hatte sie sich zu ihm hochgelehnt und ihre Lippen auf seine gepresst. Den relativ kurzen Kuss genießend schloss er doch die Augen und schmatzte nach, als sie sich wieder lösten. "Das Essen." murmelte sie entschuldigend, wandte sich wieder um, fragte aber sogleich: "Wie war es bei deinem Manager? Habt ihr alles regeln können?"

Mark hörte Nitti bitter auflachen. "Jedenfalls geht es weiter. Aber Mark hat einen Marathon vor sich." Er wusste, dass sein bester Freund von dem Gespräch enttäuscht gewesen war. Das war er aus einem anderen Grund auch, weil Esteban auch seinen eigenen Fehler nicht zugegeben hatte. Immer wieder hatte Mark ihn während der Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass er es nicht konnte und sie doch Fragen stellen sollten, doch sein Manager war strikt dagegen gewesen. Diesem Druck hatte er einfach nicht standgehalten, weshalb er schließlich in Panik die Flucht ergriffen hatte. Natürlich hätte er sich beherrschen sollen, aber es war ihm einfach nicht möglich gewesen. Doch Esti hatte zu dem Thema seine eigene Meinung und er sollte es irgendwie abhaken. Wenigstens würden sie die Tour durchziehen und das mit den Terminen würde er auch irgendwie schaffen. Für seine Band würde es schon klappen.

"Was meinst du damit?" Damit wurde Mark aus seinen Gedanken gerissen. Nati stand mit einem Kochlöffel in der Hand vor ihnen, was zu niedlich aussah. "Nur ein paar Interviews und so." antwortete er schnell, wollte das Thema jetzt nicht mehr hören. "Was kocht ihr denn Leckeres?" fragte er stattdessen. Nati grinste schelmisch. "Wir waren einkaufen, weil bei dir ja tote Hose war und wollen euch jetzt verwöhnen." Damit werkelten sie weiter an dem Essen. So wie es aussah waren Klöße dabei, das konnte gut werden.

"Dann lassen wir die Damen mal alleine." Nitti holte für sie zwei je ein Wasser aus dem Kühlschrank und deutete an, ins Wohnzimmer zu gehen. Dort angekommen ließ sich Mark erschöpft auf das weiche Polster fallen und lehnte sich mit dem Kopf zurück, schloss die Augen. "Bist fertig, ne?" Nitti hatte nochmal versucht mit Esti zu sprechen, doch dieser hatte nur noch mehr zugemacht und danach kein einziges unnötiges Wort mit ihm gewechselt. Das tat schon ziemlich weh, doch Mark kannte auch seinen Stolz, wusste, dass er Zeit bräuchte.

Er nahm das Wasser an, das ihm sein Freund reichte, und einen großen Schluck aus der Flasche. Auch Nitti trank fast die Hälfte auf einmal. "Willst du dich nicht ein wenig hinlegen, bis sie fertig sind? Das wird morgen heftig." Mark wusste, dass sein Freund sich Sorgen machte, also folgte er ihm und legte sich flach auf das Sofa, zog das Kissen etwas höher, um es noch bequemer zu haben.

"Was wird heftig?" Lena kam auf sie zu und setzte sich mit fragendem Blick zu Mark, strich ihm zart über seine Narbe an der Stirn. "Ich muss morgen früh raus." versuchte Mark etwas auszuweichen. Es war nur ein Interview und dieses Gespräch. So wild würde das auch nicht werden.

"Er muss morgen früh zum Frühstücksfernsehen und dann zu Talpa." Nitti konnte es nicht lassen, aber Mark war ihm nicht böse, eigentlich sollten sie ja auch offen sein. Lena sah erst zu Nitti, dann zu ihm und schüttelte verwirrt den Kopf. "Du sollst Bettruhe halten, dich ausruhen! Habt ihr gestern noch gemeint. Warum plötzlich so viele Auftritte? Das kann für deine Gesundheit doch nicht gut sein." Lena war alles andere als erfreut und zog die Augenbrauen zusammen. "Was macht das für einen Sinn?"

Mark griff nach Lena's Hand. "Esti möchte die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass es mir gut geht, damit die Tour ohne Probleme starten kann." Lena legte ihre Hand an seine Wange. "Hätte das nicht noch ein paar Tage warten können?" Sie sah zu Nitti. "Redet doch noch einmal mit ihm, das sollte er doch verstehen." Doch Nitti sah betreten nach unten. Ihr Blick ging wieder zu ihm. "Das Gespräch war nicht gut." murmelte sie verstehend. Mark versuchte sie anzulächeln, wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Eine Weile sah sie ihn mit ihren warmen Augen an, strich ihm über die Wange. Dann atmete sie tief ein. "Also, wir essen jetzt gemütlich etwas und gehen heute einfach mal früh ins Bett." Und damit drückte sie ihm einen zarten Kuss auf die Lippen, welchen er sofort erwiderte. Sein Herz machte sofort einen Hüpfer. Was brauchte er denn mehr?


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