Mark's POV
Während der Heimfahrt fühlte er sich noch so taub. Konnte nicht begreifen, was eben geschehen war. Dass Talpa ihn einfach so aus der Show radierte...irgendwie hatte er ja damit gerechnet. Aber ihn so vorführen? War das seine Rache für das Interview? So kannte er Esteban nicht, ganz und gar nicht. Er hatte es gewusst, hatte mit den Verantwortlichen bereits einen Deal geschlossen.
"Das war noch nicht das letzte Wort." Mark sah zu seinem Freund. Es war süß von ihm, wie er versuchte, ihn aufzumuntern, doch es war alles gesprochen. Er war raus.
Dankbar legte er seine Hand auf Nitti's Schulter, doch Worte fand er nicht, die er ihm hätte sagen können. Denn natürlich hatte es ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, es so zu hören. Und mit diesem Ende war ihm auch nochmal schmerzlich bewusst geworden, wie sehr er dieses Format doch liebte, es für ihn schon zu einer so kostbaren Konstante geworden war.
Sein Handy vibrierte in der Hosentasche. Wie automatisch holte er es raus, musste allerdings schlucken, als er den Namen las. Wollte er ihn hören? Mit ihm reden? Mark schloss seine Augen und lehnte sich zurück, wartete, bis Esteban aufgegeben hatte. Fairer halber öffnete er WhatsApp und schrieb ihm "Ich kann jetzt nicht." Irgendwie wollte er ihn nicht komplett aus seinem Leben streichen, aber im Moment hatte er nicht den Nerv für eine Auseinandersetzung. Und die Kraft.
Als er eine Hand auf seinem Bein spürte sah er auf. "Wir sind da." Nitti sprach sanft, was ihn unwillkürlich schmunzeln ließ. Das war es, was zählte. Freunde, die bei einem blieben, auch, wenn es schwierig würde. Er durfte nicht Trübsal blasen, das hatten Menschen wie Nitti und all die anderen nicht verdient. Nickend lächelte er ihn an und stieg aus.
Als sie im vierten Stock aus dem Aufzug traten, hielt Nitti ihn kurz zurück. Durchdringend sah er ihn an. "Mark, wenn es dir nicht gut geht, sag' mir bitte bescheid. Spiel nicht den starken Macker, ja? Du hast alles Recht der Welt, dich einfach nur beschissen zu fühlen. Aber ich will nicht, dass dir was passiert, weil du uns nicht alles zeigen willst." Die Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben und Mark musste zugeben, dass sie nicht unbegründet war. Mehrmals war ihm heute schwindlig gewesen, auch, wenn er sich sicher war, dass es nichts ernsthaftes war. Doch nach der ganzen Vorgeschichte durfte er nicht leichtfertig wirken.
Also wandte er sich ihm direkt zu. "Ich werde ehrlich zu dir sein, Nitti, versprochen. Wenn es mir nicht gut geht, wirst du der Erste sein, dem ich es sage. Jetzt bin ich wirklich nur müde und...ja, auch enttäuscht und...traurig." Spontan nahm er seinen Freund in den Arm und flüsterte nur: "Danke, das du da bist." Dieser war zu überrascht, um sofort zu reagieren, erwiderte dann jedoch die Umarmung, und Mark war froh, diesen tollen Freund zu haben. Als sie sich lösten, lächelte er ihn an und schloss dann die Tür auf.
Schon als sie auf den Gang traten konnten sie Männerstimmen vernehmen und beide sahen sich grinsend an, denn diese kannten sie nur zu gut. Nachdem sie sich die Jacken ausgezogen hatten, klopfte Nitti ihm auf den Rücken. "Wenn das keine schöne Überraschung ist." Da musste Mark ihm recht geben. Freudig öffnete er die Tür zum Wohnzimmer und konnte die vier sitzen sehen. Die Mädels mit Alec in der Mitte auf dem Großen, Sascha auf dem kleinen Sofa. Sie stoppten ihre angeregte Unterhaltung, als sie eintraten. Sofort blickten alle zu ihnen, doch das Lächeln der zwei Freunde, die er schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte, wirkte dann doch etwas gequält. Vielleicht, weil man ihm den anstrengenden Tag auch irgendwie ansehen konnte.
"Hey, Cowboys." grüßte er die Beiden, die ihm schon entgegenkamen und ihn fest in eine Umarmung nahmen. "Wie gut, dich zu sehen." Sascha schien ganz gerührt und auch Alec schüttelte den Kopf, musterte ihn besorgt und klopfte ihm auf die Schulter. "Mensch, Forster, hast du uns einen Schrecken eingejagt." Sie gingen wieder zu den Sofas und auch Nati wurde umarmt, während Lena ihm über die Wange strich, ein: "Du siehst müde aus." murmelte und einen Kuss erhielt, was ein allgemeines "Ohhh." zur Folge hatte. Gerne hätte er ihn intensiviert, doch es war nicht die Zeit dazu. Alle setzten sich, Mark ins Eck zu Lena und Nitti zu Sascha.
"Sieht so aus, als hätte das alles doch auch seine positive Seite." Alec lachte kurz auf und auch Sascha freute sich. "Wird auch Zeit. Dieses traurige Anschmachten konnte man ja nicht mehr ertragen." Mark horchte auf. War das so offensichtlich gewesen? Der Hoss lachte. "Fühlst du dich ertappt?" Alec lehnte sich hinter Lena etwas zu ihm und stupste ihn in die Seite. "Die Einzige, die das nicht geschnallt hatte, war unsere Leni. Wir sind Männer, wir checken sowas." Mark musste herzhaft lachen. War ja auch egal, ob sie es bemerkt hatten. Sie war jetzt bei ihm und das machte ihn glücklich. Noch einmal musste er ihre Lippen spüren, holte sich einen zarten Kuss ab und das tat so gut.
Nati hatte in der Zwischenzeit für die Ankömmlinge zwei Bier geholt, die sie dankend annahmen, obwohl Mark nicht wusste, ob es ihm tatsächlich gut tun würde. Aber dennoch trank er nach dem gemeinsamen Anstoßen erstmal einen großen Schluck. "Leni hat gemeint, du warst im Adlershof. Alles klar?" Mark stoppte kurz, sah zu Alec, wusste nicht, was er sagen sollte, suchte kurz den Blickkontakt mit Nitti schräg gegenüber von ihm, der ernst nickte. Also zuckte er mit den Schultern. "Die Lifeshow der 'Kids' darf ich noch." war alles, was er über seine Lippen brachte, merkte, wie ihn das Thema doch schlauchte. Alec schien verstanden zu haben, da er ihn erstaunt musterte. "Was soll das heißen?" fragte er doch. Auch Lena neben ihm, wurde ernst, legte ihre Hand auf sein Bein. Wieder zuckte er mit den Schultern, senkte den Blick. "Es ist vorbei."
"Sie haben ihn rausgekickt." Nitti klang fassungslos. "Und Esteban hat mitgemacht." Mark konnte die Bestürzung aller förmlich spüren, Lena schlang sofort beide Arme um ihn. "Hey." meinte sie aufmunternd. "Lass' dich deswegen nicht unterkriegen. Die werden noch merken, was sie davon haben. Die Online-Plattform läuft auch gerade wegen deiner Fans so gut. Da kommt keiner ran. Das wird ihnen spätestens bei der ersten Sendung ohne dich klar werden."
"Genau." warf Alec ein. "Du warst das Zugpferd. Und es steht im Raum, dass die Fantas dieses Jahr bei den Großen nicht mehr mitmachen wollen. Wer soll dann für den Spaß sorgen?" Sascha lachte plötzlich. "Paddy." kam ihm über die Lippen und Mark musste auch schmunzeln. Mit Paddy bei 'The Voice' war schön gewesen und dieser war durch ihn während der Shows auch locker geworden, hatte er ihm doch immer wieder irgendwelche Bälle zuwerfen können, auf denen er aufgesprungen war. Nein, er würde sich nicht unterkriegen lassen.
Er hob sein Bier und stieß nochmal mit allen an. "So, und jetzt erzählt mir mal was von euch. Über mich steht ja alles in der Presse, kann man nachlesen." lächelte er in die Runde, doch bevor Sascha etwas sagen konnte, piepte Nitti's Handy und dieser sah auf das Display. "Aha." machte er und Mark musterte ihn neugierig. Der lächelte unsicher, meinte dann nur: "Wir haben morgen und übermorgen frei. Esti hat alle Termine abgesagt."
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Fate
FanfictionWenn das Schicksal einen herausfordert, emotional durcheinanderwirbelt, man nicht mehr weiß, wo man steht, wer man ist. Das muss Mark Forster am eigenen Leib erfahren, lernen, mit Gefühlen und Gedanken umzugehen, die ihn zermürben und niederschmett...