Wahrscheinlich sah ich gerade aus, wie ein Geist, der versehentlich im Körper eines lebendigen Lebewesens gelandet war. Ich würde viel lieber auf dem Friedhof sein und Knochen der ganzen Leichen zählen, als hier auf dem harten Holzstuhl des stickigen Klassenraumes zu hocken.
Irgendwann, als ich alle Risse an den vier Wänden des Raumes schon mindestens vier mal gezählt hatte, klingelte es und ich stand erleichtert auf. Doppelstunde Deutsch hätte ich hiermit erfolgreich überlebt. Wenn man mal davon absah, dass ich schon so gut wie tot war. Aber lebendig oder tot, life must go on.
Und wenn ich an diesem Tag nicht gerade dabei war, die ganzen toten Fliegen auf den verstaubten Fensterbänken zu zählen und für jedes ein Gebet in den Himmel zu stoßen, dann schweiften meine Gedanken immer wieder zu den Jungs zurück. Zu Jins leckeres Essen, Taehyungs knuffiges Lächeln, Namjoons Zuversichtlichkeit, Hoseoks gute Laune, Jimins süße Frechheit, Sugas beruhigenden Worte und zu Jungkook.
"Bertrude Heinrich, Fensterbank Nummer dreizehn, weile in Frieden und bete im Himmel dafür, dass ich in meinem nächsten Leben auch eine Fliege werde." Eine Fliege, die sich nicht um die komplizierte Welt kümmern musste.
"Die wievielte Fliege war das schon?" Fragte Lina neben mir, sichtlich besorgt um meine Gesundheit. "Bertrude ist die achte."
"Y/N, so kann das doch nicht weitergehen!" Lina nahm meine Schultern und rüttelte mich, als hoffte sie, dass alle bösen Geister somit von mir weichen würden. "Wenn das so weitergeht, dann ist das nächste, was ich dir zum Geburtstag schenken werde kein Kilo Gummibärchen sondern ein Jahresticket in die Psychiartrie."
"Sogar ein Jahresticket?" Lina blickte mich an, als würde sie jeden Moment einen Baseballschläger aus ihrem Schulranzen packen wollen um mich damit zu schlagen. "Hör mir mal zu Y/N. Wir haben noch genug Zeit, alles wieder gerade zu biegen. Also hör auf, so zu tun, als wüsstest du, dass in wenigen Stunden die Erde von Aliens niedergemetztelt wird!"
"Oh, Y/N, hat dich der Asiate wieder verlassen?" Das war Tom. Um Gottes Willen nicht Tom Martinson von Holstein. Tom Weber. Ihn hatte ich glaube ich auch mal wegen einem Date gefragt. Vor eins oder zwei Monaten. Seitdem verspottete er mich. "Kein Typ wird dich jemals lieben Y/N, kapier es doch. Und was denkst du wollte dieser Asiate von dir? Dachtest du wirklich, dass er dich liebt? Wahrscheinlich ist er sowieso schwul." Unter normalen Umständen hätte ich bestimmt angefangen zu heulen. Aber jetzt, konnte ich nicht anders, als meine Fäuste zusammen zu ballen und ihm in die Allwertesten zu schlagen.
Während er sich schmerzhaft zusammen krümmte, hatte ich lässig meine Arme verschränkt und wenn Blicke töten könnten, läge er neben Bertrude Heinrich tod auf Fensterbank Nummer vierzehn.
"Hör mir mal zu Tom. Du kannst mich verspotten, Vorurteile von mir haben. Aber wenn du über Jungkook auch nur ein dreckiges Wort verlierst, hast du beim nächsten mal nichts mehr, mit dem du jemanden flach legen könntest." Vor lauter Wut, hatte ich gar nicht bemerkt, wie uns einige Schüler umzingelt hatten.
"Wow." Kommentierte Lina. Jetzt fühlte ich, wie meine Kräfte wieder zurück kamen. "Merk dir das." Somit wandte ich mich schnell ab und rannte den Gang Richtung Pausenhof entlang. "Scheiße." Fluchte ich, als Lina und ich uns hinter einem Busch versteckt hatten. "Meinst du ich fliege jetzt von der Schule?"
"Quatsch! Alle Lehrer werden dich dafür lieben, glaub mir. Du bist nicht die erste, die dem Arschloch eine reinhauen wollte."
Der Rest des Schultages verging schnell. Als es endlich zum Schulschluss klingelte, packte ich meine Sachen und lief die Treppenstufen nach unten. Am Pausenhof angelangt, sah ich den Hausmeister, der wie immer mit zu gut gelaunter Stimmung über den trostlosen Hof summte und wenige Apfallreste zusammen fegte. Dann stand da noch jemand anderes. Dieser lehnte gegen die weiße Wand des Schulgebäudes und winkte.
Ich drehte mich um, jedoch war da niemand. Meinte der...mich?
"Man! Y/N! Ich bins doch nur. Yoongi. Was guckst du so verstört?"
"Yoongi?" Himmel, war ich froh ihn zu sehen. Er lächelte, asl würde es ihm genauso gehen. "Also, gehen wir?" Ich legte meinen Kopf schief. "Wohin?" Er zuckte mit den Schultern. "Kookie hat mir eine Adresse aufgeschriebn. Louis Vuitton. Ich soll wohl das Ballkleid von dir abholen." Ich biss auf meine Unterlippe und lief neben Suga die vollbefahrenen Straßen der Stadt entlang.
"Hey, Y/N, alles gut?" Yoongi blickte mich stirnrunzelnd von der Seite an. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich Dummkopf. Natürlich geht es dir nicht gut. War eine beschissene Frage."
"Yoongi?" Verwundert blickte mich der Rapper an. "Was ist?" Wenn ich mit ihm sprach, hatte ich das Gefühl, dass er mich verstehen würde. Egal was ich ihn fragte. "Warst du schon mal so sehr in jemanden verliebt, dass du für denjenigen sogar den Weltfrieden beiseite geschoben hättest?"Zu meiner Überraschung nickte er und blickte in den Himmel. "Ja. Meine erste und einzige Liebe. Aber sie hat mich verlassen müssen und ich habe es akzeptiert." Ich hörte ihm aufmerksam zu. Bevor ich BTS persöhnlich kennengelernt hatte, hatte ich sie alle immer nur als Idole gesehen. Aber jetzt, wo er so neben mir stand, realisierte ich, wie unsinnig diese Vorstellung gewesen war. Wir waren doch alle einfach nur Menschen.
"Warum musste sie dich verlassen?" Hakte ich vorsichtig nach. "Idole dürfen keine feste Beziehung haben. Und sie wollte nicht, dass BTS wegen ihr untergeht." Er lächelte mich an. "Aber weißt du Y/N?" Der Spätsommerwind durchwehte seine Frisur durcheinander und ich wartete gebannt auf seine nächsten Worte.
"Wenn ich eine Sache im Leben gelernt habe, dann die, dass ein Name manchmal Grund genug ist alle Gesetzte der Natur zu brechen. Weißt du was Shakespeare in seinem Drama Sommernachtstraum geschrieben hat?" Ich verneinte.
"Wenn treue Liebende immer aus Hindernisse gestoßen sind, steht das wie ein Edikt im Schicksal geschrieben." Er klopfte mir auf die Schulter.
"Gib Jungkook nicht auf,Y/N. Kämpfe um ihm."
945 Wörter
Wir nähern uns langsam dem Ende der Fanfiction Leute!! Lasst mir gerne Kommentare und Votes da!!
Daisuki~
DU LIEST GERADE
Euphoria [JK x READER]
FanfictionSTATUS: ABGESCHLOSSEN Ich bin single. Nun ja, ich war single. Bis ein weltberühmter K-Pop Idol in mich hinein gerannt ist. Okay, vielleicht bin ich auch gegen ihn gerannt. Jedenfalls ist er lebensmüde und platzt einfach so im Unterricht herein, ver...