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Heute

"WAS ist passiert?", rief ich und stellte meinen schweren Koffer auf den steinernen Boden. Meine Tante Minerva McGonagall rückte ihre quadratische Brille wieder zurecht und schürzte die schmalen Lippen.

"Du hast mich schon verstanden, Alexandria. Potter und Weasley sind in einem verzauberten Wagen nach Hogwarts gekommen und es ist deine Aufgabe mit den beiden fertig zu werden", meinte sie und ich rieb mir seufzend über die Stirn. Der erste Tag als neue Hauslehrerin der Gryffindors und dann so was.

"Wohl eher mit Professor Snape fertig werden", brummte ich und stieß die Tür zu meinem neuen Büro auf. Was ich vorfand brachte mich beinahe zum Lachen. Bei Merlins Bart, der junge Potter sah seinem Vater so unfassbar ähnlich, wie er so nervös auf seiner Unterlippe kaute.

"Also, Sie beide sind anscheinend völlig durchgeknallt", sagte ich laut und Ronald Weasley zuckte zusammen. Die beiden Jungs drehten sich mit blassen Gesichtern um und ich musste ein Grinsen unterdrücken. In deren Köpfen rauchte es, man konnte es förmlich sehen. Wahrscheinlich suchten sie fieberhaft nach einer Ausrede.

"Professor... ähm...", setzte Weasley an und schaute hilfesuchend und beinahe panisch zu Professor McGonagall.

"Professor Grey wird Ihnen auch nicht helfen können, Weasley. Jetzt ist es vorbei. Sie sitzen ganz tief in der Tinte", ertönte plötzlich eine kalte Stimme hinter uns. Professor Snape stand drohend in einer Ecke und grinste hämisch.

"Severus? Was tun Sie denn immer noch hier?", fragte Professor McGonagall und ich legte jeweils eine Hand auf die Schultern der Jungs. Sie versteiften sich und ich schloss kurz die Augen. Alles beim Alten in Hogwarts. Die Gryffindors lebten noch immer in Angst und Schrecken was Professor Snape betraf.

"Nun, wie ich sehe, scheinen Sie Hilfe mit diesen ungezogenen Regelbrechern zu benötigen, Minerva", sagte er und seine Stimme klang wie flüssiges Öl.

"So sehe ich das nicht, Professor. Wir kommen hier ganz hervorragend zurecht", fiel ich ihm ins Wort und richtete mich weiter auf. Sein kalter Blick schoss zu mir und sein Lächeln wurde breiter. Am liebsten hätte ich mir in die Hosen gemacht.
Potter und Weasley zitterten am ganzen Körper und schauten panisch zwischen uns Lehrkräften hin und her. "Ich bin die neue Hauslehrerin der Gryffindors. Wir brauchen sie hier nicht." Meine Stimme klang fest. Gut so!
Snape öffnete den Mund und in diesem Moment platzte eine weitere Gestalt herein, der eine Zweite folgte. Im Schatten der Kerzen konnte ich keine der beiden ausmachen, bis der erste Mann aus dem Schatten trat.
Es war Albus Dumbledore. Ich drückte beruhigend Ron und Harrys Schulter. Ich hatte Angst die beiden würden sonst vielleicht kollabieren.

"Lexie! Du bist ja schon da. Schön, Schön. Ein Abend voller Überraschungen, nehme ich an. Besonders wo ich feststellen muss, dass Sie, Severus, noch immer hier sind! Wollten Sie nicht längst auf dem Weg nach Durmstrang sein?", fragte Dumbledore und ich schaute gebannt zu Snape, der jetzt leicht den Kopf senkte und verbissen nickte.

"Ich mache mich sofort auf den Weg. Ich musste nur... die Stellung halten, bis mein Nachfolger eintreffen konnte. Aber da er jetzt hier ist, scheinen sich unsere Wege zu trennen. Vorerst", schnurrte er beinahe und drehte sich schwungvoll um. Er flüsterte der Person im Schatten etwas zu und verließ den Raum mit wehendem Umgang.

"Ihr beide seid auf eine sehr gefährliche Weise hergekommen. Und auch wenn euer Drang zur Schule zu kommen, löblich ist, so muss ich euch sagen, dass ihr-", begann der Schulleiter mit dem langen silbernen Haar, doch Harry unterbrach ihn.

"Bitte, schmeißen Sie uns nicht raus, Professor!"

"Niemand gedenkt, Sie beide rauszuschmeißen, Potter", sagte ich sanft und nahm die Hände von ihren Schultern. Dumbledore fuhr sich über seinen Bart und kratzte sich dann an der langen Harkennase.

"Professor Grey hat in diesem Punkt Recht, aber ich muss euch warnen. Ein weiterer Regelbruch und ihr müsst Hogwarts verlassen. Alles weitere klärt eure Hauslehrerin mit euch", meinte Dumbledore und verließ zusammen mit McGonagall den Raum. Die beiden Jungs atmeten tief ein und aus und folgten mir mit ihren Blicken, als ich um den Tisch herum trat und mich setzte.

"Sie beide werden jeweils eine Strafarbeit erhalten. Zu gegebener Zeit werden wir Sie darüber informieren", klärte ich die Jungs auf und Harry beugte sich mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck vor.

"Ähm, Professor Grey? Genau betrachtet, haben wir doch vor Beginn des Schuljahres gegen die Regeln verstoßen, nicht wahr?", sagte er mit piepsiger Stimme. Ich stellte den beiden einen Teller vor die Nase und tippte ihn mit meinem Zauberstab an. Er füllte sich sofort mit belegten Broten.

"Um Ihre Frage zu beantworten, Potter, ich werde Ihnen keine Hauspunkte abziehen", begann ich, doch der Unbekannte trat jetzt aus dem Schatten.

"Keine Punkte abziehen? Was ist Hogwarts in Ihren Augen? Ein Kindergeburtstag?", zischte er und Weasley schluckte schwer. Ich schaute auf und fühlte meine Gesichtszüge entgleisen.

"Devlin? Was machst du denn hier?", platzte es aus mir heraus. Eine kalte Hand schien mein Herz zu greifen und es zu zerquetschen.

"Professor Snape, bitte", wimmerte Ron und ich fuhr mir über das Gesicht. Devlin war also der Nachfolger seines Vaters. Großer Gott. Wenn Dumbeldore mir das vorher erzählt hätte, wäre ich nicht gekommen.

"Ruhe, Weasley. Sonst ziehe ich Ihnen doch noch Punkte ab", knurrte er und trat weiter hervor. Sein dunkler Umgang schwang um seine Beine.

"Niemand zieht hier irgendwem Punkte ab", meinte ich bestimmt, griff nach meinem Hut, packte Devlin am Arm und zog ihn mit mir Richtung Tür. "Sie werden jetzt essen und gehen dann sofort in Ihren Schlafsaal."

"Aber das Fest", rief Ronald und ich warf ihm einen scharfen Blick zu, der ihn zusammenzucken ließ.  "Hab schon verstanden", nuschelte er und griff hastig nach einem Brot.

Wir verließen den Raum und gingen den mit Fakeln beleuchteten Gang entlang. Unsere Schatten tanzten geheimnisvoll an den Wänden. Ich vermied es Devlin anzusehen und starrte stur geradeaus. Unsere Schritte hallten monoton voraus und er zog mich in eine Ecke, als die Menschen in den Gemälden neugierig die Köpfe nach uns reckten.

"Du bist hier", stellte er plump fest und musterte mich prüfend von Kopf bis Fuß.

"Das kann ich von dir auch behaupten", erwiderte ich. "Wie scharfsinnig, Devlin."

Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt