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"Was meinst du? Was für komische Dinge geschehen?", fragte ich sanft und Jo legte den Bleistift in ihrer Hand nieder. Sie schaute sich rasch um und kam dann näher. Aufgeregt wartete ich darauf, dass sie zu sprechen anfing. Es war die erste Spur, die ich hatte. Ein erster Lichtblick, wenn man es so formulieren wollte. Sie öffnete gerade ihren Mund, als eine blasse Hand nach meinen Hausaufgaben griff und sich der Besitzer dieser Hand neben mir nieder ließ.

"Walker, was hatte ich dir gesagt?", durchschnitt seine kalte Stimme die unangenehme Stille und ich sackte kaum merklich zusammen, als ich Riddle einen kurzen Blick zu warf. Er war vollkommen auf Jo fixiert, die sich nervös an ihren Haaren zu schaffen machte.

"Ich habe nichts gemacht", verteidigte sie sich hilflos und schaute panisch zu mir rüber. Verwirrt blickte ich zwischen den beiden hin und her. Was ging hier vor sich? Wieso sollte ein Slytherin Macht über eine Gryffindor haben?

"Ich habe dich davor gewarnt, weiter in meinen Angelegenheiten herum zu schnüffeln, Walker", knurrte Riddle und richtete sich bedrohlich auf. Jo schien sich vor Angst fast in die Hosen zu machen, Tom schien in der Situation eben diese anzuhaben und ich? Ich hielt es in meinen eigenen kaum aus, da ich so ein Verhalten einfach nicht gutheißen konnte.

"Jetzt fahr mal einen Gang runter, Riddle. Sie hat nur nach meinen Hausaufgaben gefragt", warf ich ein und entriss ihm mein Pergament. Seine grünen Augen verengten sich und sein Gesicht wirkte hart wie Stein. Ich stand auf und sammelte meine Sachen ein. "Jo, wenn du möchtest, helfe ich dir. Wir sollten uns nur einen anderen Platz dazu suchen." Sie starrte mich entsetzt an, grinste dann aber und lief mit gesenktem Kopf an Riddle vorbei und aus der Bibliothek raus. Ich wollte ihr folgen, als Tom sich mir in den Weg stellte.

"Dieses Mädchen bedeutet Ärger, Lex. Ich will nicht, dass du dich mit ihr abgibst", sagte er eindringlich und umfasste mein Kinn. Mein Herz schlug schneller, völlig zerrissen zwischen der Angst vor seiner Unberechenbarkeit und der Anziehung zwischen uns. Ich schlug seine Hand weg.

"Es sind nur Hausaufgaben", meinte ich und zog ein Gesicht. "Außerdem bist du nicht mein Boss." Er lächelte plötzlich gefährlich und schüttelte seinen Kopf, sodass das sanfte Licht der Fackeln auf seinem dunklen Haar tanzte.

"Sie schnüffelt herum, versucht über dich, Dinge über mich zu erfahren", flüsterte er und streifte mit den Lippen mein Ohr. Ich bekam sofort eine Gänsehaut. Das war der Durchzug, sagte ich mir. Das lag nicht an Riddles Nähe...

"Wenn es nichts zu finden gibt, musst du dir auch keine Sorgen machen", entgegnete ich und rollte mit den Augen. Da tat er etwas, das mich überraschte, völlig von Stuhl haute.

"Wer sagt, es gäbe nichts zu finden?"
Ich starrte ihn an. Offen und unverhohlen. Er hielt meinen Blick, seine grünen Augen glänzten im schummrigen Licht wie Smaragde.

"Was für Dinge wären das?", fragte ich flüsternd und er lachte laut auf. Ich war mir nicht sicher, weshalb er so reagierte, aber es ängstigte mich. Ich bemerkte, dass ich immer weiter in diese Zeit und diese Rolle gesogen wurde. Es fiel mir schwer, nicht zu vergessen, wer ich eigentlich war. Was Devlin nur davon halten würde? Dev. Es war, als durchzöge mich ein Blitz. Ein Blitz voller Erinnerungen. Devlin hatte ich vollkommen vergessen. Ich rückte von Riddle ab. Dev und ich waren kein Paar, aber ich vertaute darauf, dass er mich in unserer Zeit nicht aufgeben würde. Ich musste das gleiche für ihn tun.

"Ich verrate dir meine Geheimnisse, wenn ich allein dein Herz besitze und es mit niemanden teilen muss", riss mich Tom in die Gegenwart oder gegenwärtige Vergangenheit zurück.

"Wer sagt, dass ich dich lieben könnte?", rutschte es mir heraus und er griff sanft nach einer Strähne meines Haars. Ich konnte mich nicht in ihn verlieben. Denn Tom Riddle war Voldemort, bereits jetzt lagen ihm seine Freunde zu Füßen. Ein solches Monster konnte man nicht ohne Geisteskrankheit lieben. Grüße gingen an dieser Stelle an Bellatrix Lestrange raus.
So jemanden könnte man nicht lieben. Oder etwa doch?

"Wer sagt, dass du es noch nicht tust?"

"Denkst du ich könnte dir vertrauen? Du musst mir schon etwas geben, das mir zeigt, dass du mir traust", forderte ich ihn heraus und Riddle tippte mit seinen Fingern auf die Tischplatte. Das dumpfe Geräusch erschien plötzlich viel lauter, als es eigentlich war. Die Anspannung brachte mich um den Verstand.

"Du spielst gerne Spielchen, nicht wahr? Und du glaubst, dass du mich dabei besiegen kannst", flüsterte er und kam von Wort zu Wort näher. Sein minziger Atem tanzte kribbelnd über meine Wange und seine Knie berührten beinahe die meinen. Ich schlug die Augenlider nieder und Tom lachte leise. " Du hast Glück. Einer Herausforderung kann ich nicht widerstehen."
Er hob seinen Zauberstab und ich hielt gebannt den Atem an. Ein Stück Pergament erschien in der Luft und ich griff wie in Trance danach. Meine Finger brannten angenehm und Wärme durchflutete meinem Körper.

"Was ist das?", fragte ich, den Blick noch immer auf das Papier gerichtet. Riddle verneigte sich kurz und schritt dann rückwärts fort von mir.

"Deine Eintrittskarte für die Kammer", sagte er grinsend und ich sprang auf.

"Welche Kammer?", rief ich und die Bibliothekarin reckte genervt den Kopf nach mir. Sie presste sich mit einer solchen Gewalt ihren Zeigefinger an die Lippen, dass ich befürchtete, sie könnte sich den Kiefer brechen. "Riddle, welche Kammer?", flüsterte ich erneut, doch er grinste nur weiter und ließ mich stehen. Etwa die Kammer?

Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt