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Wattpad lässt mich dieses Kapitel nicht an seinen richtigen Platz verschieben. Dieses Kapitel ist das vorletzte! Also bitte erst vor dem Epilog lesen!
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"Professor Snape, Sie müssen uns jetzt unsere Arbeit machen lassen." Eine genervte, weibliche Stimme drang an mein Ohr. War das etwa Mrs Pomfrey? Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch ich konnte nicht. Es war als hingen Gewichte an meinen Lidern.

"Ich habe sie aus den verdammten Tunneln getragen. Ich habe gespürt, wie ihr Herzschlag schwächer wurde. Ich habe bemerkt, wie sie aufhörte regelmäßig zu atmen. Ich bleibe hier, verdammt!" Das war Devlin, oder?
Mein Körper schmerzte, aber von Sekunde zu Sekunde überkam mich ein stärkeres Gefühl der Taubheit. Das Atmen schmerzte nicht mehr und mein Herzschlag schickte keine Welle des Schmerzes durch mein Innerstes. Auf einmal kam mir das alles gar nicht mehr so schlimm vor. Die Schule war sicher. Und ich, ich lag hier und irgendwie wurde mir ganz wohlig.

"Verdammt! Passen Sie doch auf! Sie atmet nicht! Ich schwöre, wenn sie stirbt, dann verlassen Sie diese Schule in Einzelteilen!", schrie Dev noch bevor sich alles irgendwie abschaltete. Nebel schien mich zu verschlucken und plötzlich fühlte ich mich leicht. Ich drehte mich um mich selbst und schaute mich überrascht um.
Ich erkannte die schummrige Umgebung wieder. Es war der Pub neben dem Eberkopf.
"Was zur Hölle?", flüsterte ich sanft und drehte mich erneut um die eigene Achse. Und erschrak.
Voldemort stand in einer Ecke. Und ich meinte damit wirklich Voldemort und nicht Riddle. Er sah fahl aus, seine Glatze reflektierte das Licht und anstatt einer Nase hatte er Schlitze. Mein Blick glitt über seine langen Finger und die lange Robe, die seine nackten Füße umhüllte.

"Das ist nicht die Hölle, Lex", sagte er und seine Stimme hatte den einlullenden Klang aus seiner Jugend verloren. Sollte ich nicht Angst haben? Ich stand schließlich Voldemort gegenüber. Und dennoch, ich blieb ruhig.

"Wo bin ich dann?", fragte ich ihn und suchte sein Gesicht nach seinen alten Zügen ab. Vergeblich. Sogar seine Augen hatten ihren Glanz verloren.

"Du stirbst, Lex. Das ist der Übergang zwischen dem Leben und dem Tod", erwiderte er und kam auf mich zu. Er wirkte nicht bedrohlich. Verblüfft starrte ich ihn an.

"Und was machst du dann hier?" Meine Stimme klang matt. Ich hatte das Gefühl etwas zu verpassen. Voldemort lächelte und entblößte eine Reihe von stumpfen Zähnen.

"Dein kleiner Potter hat mich in diesen Zustand versetzt. Aber das tut nichts zur Sache", begann er und ich schaute mich mit zusammengezogenen Augenbrauen um.

"Aber warum sind wir beide gerade hier?" Voldemort blickte sich auch um.

"Du hast diesen Ort für den Übergang bestimmt. Zauberer, die noch etwas in ihrem Leben offen hatten, suchen sich oft den Zeitpunkt aus, der ein Wendepunkt in ihrem Leben war", erklärte er und ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht.

"Kannst du... Könntest du vielleicht wieder, wieder... du sein?" Voldemort riss überrascht die Augen auf und schon nach einmal blinzeln, stand er wirklich als Tom Riddle vor mir. "Danke", flüsterte ich und Riddle lächelte.

"Wir haben nicht viel Zeit", ermahnte er mich und ich trat auf ihn zu. Ich wusste warum ich hier war. Als wir damals getanzt hatten und ich vor unserem Kuss kalte Füße bekommen hatte, hatte ich den einzigen wirklich echten Moment zwischen uns erlebt. Und unterbrochen.

"Tanzt du noch einmal mit mir?", fragte ich und Riddle zog mich beherzt in seine Arme. Leise Hintergrundmusik, die mir vorher nicht aufgefallen war, drang an mein Ohr und Riddle und ich wogen uns im Takt. Meine Wut auf ihn verflog und zurück blieb nur Bedauern.

"Ich weiß, woran du denkst, Lex", raunte er mir zu und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. "Du darfst dir selbst nicht die Schuld für mein Verhalten geben." Ich atmete tief ein und schaute dann auf. Riddles grüne Augen funkelten und er lächelte schief.

"Ich hätte dich so gerne von den dunklen Künsten weggeholt", gab ich zu und umarmte ihn. "Ich bedauere nicht viel in meinem Leben, aber das schon. Du hast so ein Leben nicht verdient." Riddle lachte leise und legte mir beide Hände an die Wangen.

"Ich habe mein Leben so gewählt, obwohl du mir einen anderen Weg gezeigt hast. Ich weiß, du hörst es nicht gerne, weil du im anderen Team spielst, aber ich mag mein Leben." Ich seufzte und schloss kurz die Augen. Ich hörte das wirklich nicht gerne.

"Warum konntest du nicht auf mich hören?", fragte ich ihn und jetzt war es an ihm zu seufzen.

"Ich bin, wer ich bin, Lex. Daran kannst du nichts ändern. Und vielleicht werde ich auch niemals wiederkommen. Sieh mich an. Ich bin ein Schatten meiner selbst und das so sehr, dass ich eine Sterbende auf ihrem Übergang abfangen kann."
Abfangen?

"Was meinst du damit?"
Er lachte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

"Lex, habe ich dein Gehirn auch geschmort oder warum bist du so schwer von Begriff?" Er wurde schlagartig wieder ernst. "Als ich dich mit dem Zauber traf, habe ich dich schwer verwundet. Du stirbst. Aber das kann ich nicht zulassen. Geh nicht durch diese Tür, sondern nimm den Geheimgang ins Schloss. Vertrau mir. Bitte wähle das Leben. Ich habe großes Unrecht getan, das ich nicht bereue, aber dich zu verlieren hat schon einmal fast mein Ende bedeutet. Ich kann das nicht noch einmal." Tränen traten mir in die Augen. Verließ ich diesen Pub durch die Eingangstür, wäre ich tot. Auf der anderen Seite, im Himmel, sonst wo. Ginge ich durch den Geheimgang, wäre ich wieder am Leben.

"Danke, Tom", flüsterte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen. "Dieser Tanz damals war unser einzig ehrlicher Moment, weißt du. Und da habe ich dich geliebt", gestand ich und drückte meine Lippen auf seine. Der Kuss war nicht leidenschaftlich. Aber deshalb nicht minder schön. Dieser Kuss so voller Sanftheit und Sehnsucht war unser letzte Moment als Freunde. Wir machten damit alles wieder gut. Denn wir wussten, wenn ich durch den Gang gehen würde, wären wir wieder Feinde. Und ich würde nicht zögern ihn umzubringen, sollte er sich erneut auf meine Schüler und die Welt stürzen.
Ich fing an zu zittern und Riddles Konturen wurden plötzlich unscharf. Er riss sich von mir los.

"Lex! Du musst jetzt gehen. Ich liebe dich, aber du musst gehen! Vergiss mich bitte nicht. Vergiss den jungen Mann nicht, den du fast auf einen anderen Weg gebracht hast! Geh und rette dein Leben." Und ich ging. Ich ging durch den Tunnel und drehte mich kein einziges Mal mehr um.

Ich atmete hastig ein und setzte mich kerzengerade im Bett auf. Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und blickte mich panisch um. Wo war Riddle? Hatte ich nur geträumt? Nein. Dieser Traum fühlte sich zu real an. Das alles war wirklich geschehen. Ich konnte seinen Kuss noch auf meinen Lippen spüren. Er hatte mich gerettet. Obwohl.... er hatte mich auch in diese Situation gebracht. Trotzdem war ich ihm dankbar.

"Bei Merlin!", rief Devlin aus und riss mich aus meinen Erinnerungen. Er nahm mich fest in seine Arme und ich hörte, wie er leise schluchzte. "Du warst tot. Lass das gefälligst in der Zukunft sein. Hast du mich verstanden!"

Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt