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Devlin seufzte und stemmte eine Hand an die steinerne Wand. Einige Strähnen seines dunklen Haares fielen ihm in die Stirn. Er sah älter aus. Die Jugendlichkeit war aus seinen Gesichtszügen verschwunden und einer markanten, kühlen Perfektion gewichen. Es war als kannte ich diesen Menschen, aber irgendwie auch nicht. Er sah auf eine erschreckende Weise umwerfend aus.

"Dein Ton gefällt mir nicht", knurrte er und ich rollte mit den Augen. Ich war mit Bergtrollen, Werwölfen, Vampiren und noch ganz anderen Wesen ausgekommen, Devlin Snape konnte mich mal dort wo Merlin niemals hinkommen wird.

"Und dein Gesicht gefällt mir nicht. Wir sind also quit", brummte ich und Dev schaute mich grimmig an. "Was machst du überhaupt hier?"
Er stemmte nun auch die andere Hand an die Wand. Mein Kopf war jetzt zwischen seinen Armen gefangen. Unwillkürlich atmete ich schneller ein und aus. Mein Herz schlug heftiger und ich verfluchte meinen Körper für diese Reaktion auf seine Nähe.

"Zaubertränke lehren, Slytherin zum Hauspokal führen, Gryffindor Punkte abziehen. Das Übliche. Die Frage ist, was du hier machst?", antwortete er und schob mir seinen Kopf entgegen.
Ich schluckte schwer und senkte mein Kinn. Nach so vielen Jahren, sollte man doch denken, dass ich über ihn hinweg war. Warum reagierte ich dann noch immer so stark auf ihn?

"Oh weißt du, Verteidigung gegen die dunklen Künste lehren, Gryffindor zum Hauspokal führen, Slytherin Punkte abziehen. Das Übliche", erwiderte ich patzig und Devlin zog die Augenbrauen zusammen.

"Verteidigung gegen die dunklen Künste?", fragte er verwirrt und ich schaute ihn fragend an.

"Was dagegen?" Ich hatte das Gefühl etwas verpasst zu haben. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht.

"Ich habe nichts dagegen, Gilderoy Lockhart allerdings bestimmt", höhnte er und ich legte meine Hände an seine Brust. Er atmete tief ein und ich drückte ihn weg.

"Was soll das heißen? Gilderoy Lockhart hat was dagegen? Du meinst doch wohl nicht den Romanfritzen", rief ich und fasste mir an die Stirn. Großer Gott, was ging denn nur hier vor sich? Devlin fuhr sich durch sein glänzendes Haar und grinste dann besonders aufgesetzt und so breit, dass ich fürchtete, sein Gesicht würde reißen.

"Darf ich vorstellen? Gilderoy Lockhart. Orden der Merlin, dritter Klasse, Ehrenmitglied des Bundes zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Preises für das charmanteste Lächeln, verliehen von der Hexenwoche", plapperte er los, seine Stimme mindestens eine Oktave höher als sonst. Zum Abschluss seiner kleinen Vorstellung schnippste er sich eine Strähne aus der Stirn. Das aufgesetzte Lächeln verschwand und Devlin rollte mit den Augen. "Ja genau den meine ich. Ein schleimiger Kerl, wenn du mich fragst. Aber aus irgendeinem Grund hat Dumbledore ihn eingestellt. Als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste."

Ein trockenes Lachen entfuhr mir und ich schüttelte meinen Kopf. Devlin erlaubte sich einen Spaß mit mir. Das musste es sein.
"Sehr erwachsen von dir. Ich hab die Nase voll von deinen Spielchen", zischte ich, drückte mich an ihm vorbei und ging mit großen Schritten zur Großen Halle.
Pah! Gilderoy Lockhart. Ich schüttelte erneut meinen Kopf. "Gilderoy Lockhart, dass ich nicht lache."
Ich betrat die Große Halle und hunderte von Spitzhüten drehte sich nach mir um. Ich lächelte ihnen sanft zu und setzte mich neben Hagrid auf einen freien Stuhl am Lehrertisch.

"Die kleine Lexie! Ich kann es kaum glauben, dass du schon so erwachsen bist", begrüßte er mich und seine lieben Augen glitzerten gerührt unter seinen buschigen Augenbrauen. Ich legte eine Hand auf Hagrids Arm und grinste ihn an.

"Hagrid, ich freue mich wirklich", sagte ich und nahm einen Schluck aus meinem Kelch. Eistee. Da kannten die Elfen in der Küche anscheinend noch immer meine Vorlieben. Ich unterhielt mich weiter mit Hagrid, als ich plötzlich etwas purpurnes neben mir aufflammen sah. Lgsam wandte ich mich um und kippte beinahe von meinem Stuhl. Gilderoy Lockharts hunderttausend Watt Strahlen brannte mit beinahe die Netzhaut weg.

"Kollegin, werte Kollegin!", rief er und wollte mir zwei Schmatzer auf die Wangen geben. Angewidert wich ich ihm aus und starrte ungläubig auf einen Stapel Bücher, den er mir zuschob. "Ich war so frei, Ihnen meine Werke zu signieren. Schließlich sind sie dieses Jahr die Lehrbücher. Ich brauche mich ja nicht vorzustellen, nicht wahr?" Fassungslos schaute ich ihn an und konnte nur daran denken, was Devlin mir gerade erzählt hatte. Der Arsch hatte Recht gehabt. Ich fühlte mich betrogen und stinkwütend. In Gedanken war ich bereits auf dem Weg zurück nach London.
"Alexandria?", rief Lockhart und riss mich damit aus meinen Überlegungen.

"Professor Grey", korrigierte ich ihn kühl. Sein Lächeln verrutschte ein wenig. Er schnippste sich eine Locke aus der Stirn und strahlte weiter. Trottel. Hagrid neben mir brummte vor sich hin. Hörte sich verdächtig nach einem Lachen an. Er warf mir noch einen vielsagenden Blick zu und verabschiedete sich dann, um Fang, seinen Saurüden, zu füttern.

"Sind Sie mit meinen Werken bekannt? In Tanz mit der Todesfee lassen sich ganz wunderbare Heldentaten nachlesen, wenn Sie mich fragen. Sollten Sie also Ihre eigenen Fähigkeiten aufbessern wollen, dann empfehle ich Ihnen-", begann Lockhart seine Lobeshymne über sich selbst, wurde aber von Devlin unterbrochen.

"Sie fragt aber niemand, Lockhart", zischte er und setze sich neben mich auf Hagrids freien Stuhl. Gilderoy Lockhart lachte hölzern auf und beugte sich zu Devlin vor.

"Wissen Sie, ich trage jetzt den Titel Professor", meinte er und ich glaubte, zu sehen, wie sich eine Spur Speichel aus seinem Mund davon machte. Eigenlob.

"Das wissen wir, Lockhart", erwiderte Dev und wandte sich dann mir zu. "Ich habe deine Veröffentlichung über Dementoren gelesen. Ich war gelinde gesagt, beeindruckt. Selten habe ich eine so profunde Ausführung über diese Kreaturen gelesen. Deine mag wohlmöglich die beste Schrift sein, die ich bisher studiert habe." Unwillkürlich musste ich lächeln. Es schmeichelte mir, dass er mein Werk wertschätzte. Ich hatte sehr viel Arbeit in diese Ausführungen gesteckt  und viel zu viel Zeit mit den Dementoren in Askaban verbringen müssen.

"Mein Gesuch sie als Wächter zu entlassen, ist leider fehlgeschlagen", sagte ich bitter und Devlin nahm brummend einen Schluck aus seinem Kelch.

"Das Ministerium ist ein Haufen von Hochstaplern. Es muss erst etwas passieren, bevor sie einschreiten", knurrte er und ich nickte. Bevor ich etwas erwidern konnte, mischte sich Lockhart ein. Ihm fehlte offenbar die Aufmerksamkeit.

"Dementoren, sagen Sie? Keine Angst, ich kenne mich prächtig mit diesen Kreaturen aus. Neulich habe ich-", begann er mit geschwellter Brust zu erzählen und Devlin stand zeitgleich mit mir auf.

"Entschuldigen Sie mich", rief ich und hechtete vom Lehrertisch weg. Devlin tat es mir gleich. "Ich muss unbedingt mit Dumbledore sprechen."

Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt