"Wir sehen uns nachher", meinte Riddle und wollte nach dem Essen davon schlendern. Allerdings in die falsche Richtung, da Verwandlungen im ersten Stock lag und er schnurstracks zum Gemeinschaftsraum in den Kerkern steuerte.
"Was hast du jetzt vor?", fragte ich ihn und Jenna packte mich am Arm. Überrascht blickte ich in ihre weit aufgerissenen Augen. Hatte sie... Angst? Riddle hatte sich zu mir umgedreht und fuhr sich mit seinen feingliedrigen Fingern durch sein glänzendes Haar.
"Wir gehen jetzt. Nicht wahr, Alexandria?", sagte Jenna gehetzt und zerrte an meinem Unterarm. Sie ließ jedoch sehr plötzlich los, als Riddle auf mich zu kam und auf mich herunter lächelte.
"Neugierig", stellte er fest und beäugte mich mit einem Grinsen im Gesicht. Gar nicht mal so schlecht. Ich begann mich zu entspannen. "Du hast Glück, dass ich dich mag. Dass du mich faszinierst." Ich wagte es ebenfalls ein wenig zu grinsen. Doch dieses Grinsen sollte mir so schnell vergehen, wie es gekommen war. Seine blasse Hand schoss hervor und legte sich um meinen Hals. Er drückte mich mit einer schier unbändigen Kraft gegen die steinerne Wand. Der Aufprall war so hart, dass ich beinahe Sterne sah. Seine Augen blitzten gefährlich, als er sein Gesicht vor schob und seine Lippen an mein Ohr legte. Sein Atem tanzte über meine Haut und ich wagte es nicht mich zu bewegen. Seine Hand lag um meinen Hals wie ein Schraubstock. "Es geht dich nichts an, was ich tue. Es wäre zu schade, wenn ich dein hübsches Gesicht umsortieren müsste, weil du deine kleine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen. Verstanden?" Ich nickte, nicht möglich zu sprechen. Er lächelte breit und nahm dann seine Hand weg. Ich widerstand dem Drang, zurück zu weichen und fuhr mir mit der linken Hand über meinen schmerzenden Hals.
"Wir sehen uns in Verwandlung, Lex. Halte mir einen Platz neben dir frei", sagte Riddle und klang so beschwingt, als hätte er mich eben gerade nicht beinahe umgebracht.
"Leck mich", schoss es aus mir heraus und meine Stimme hörte sich rau an.
"Wie bitte?", fragte Tom nach. "Ich habe mich wohl verhört."
"Oder auch nicht. Fass mich bloß nie wieder an", stellte ich heiser klar und ließ ihn dann zusammen mit seinem Fanclub aus Versagern stehen. Die Wahrheit war, dass ich gerade mein Leben vor meinem inneren Auge vorbeirauschen gesehen hatte. Es hätte nicht viel gefehlt. Und ich war zu feige gewesen, mich zu wehren. Und das hätte ich getan, wenn nicht Voldemort höchstselbst meinen Hals hätte umdrehen können.
"Alexandria! Warte!", rief Jenna und holte mich auf einer der Treppen ein. Sie musterte mich aufmerksam und legte eine Hand auf meine Schulter. Skeptisch beäugte ich sie. "Tom... Er kann etwas überreagieren", meinte sie schließlich und versuchte mit mir Schritt zu halten. Überreagieren? No shit, Sherlock. Überreagieren würde ich das allerdings nicht nennen. Wohl eher komplett durchdrehen. Trotzdem kam ich nicht umhin mir immer wieder zu sagen, dass ich kein Recht dazu hatte, überrascht zu sein. Voldemort war schließlich kein Lamm. Er war ein Wolf im Schafspelz, ein wildes Tier mit dem Antlitz einer liebenswürdigen Kreatur.
War es denn wirklich erst einige Stunden her, dass ich hier angekommen war? Es fühlte sich wie ein Jahrhundert an. Als kannte ich Riddle schon seit Monaten.
"Alexandria? Du solltest ihm vergeben. Er ist kein schlechter Mensch. In seinem Herzen ist er wirklich gut und er ist unfassbar talentiert, was das Zaubern angeht." Jenna ratterte förmlich eine Lobeshymne auf Voldemort herunter und ich warf ihr einen scharfen Blick zu. Für Feinsinn war es zu spät."Liebst du ihn?", fragte ich sie direkt und Jennas Wangen erröteten. Volltreffer. Sie fummelte an ihrem Haarreifen herum und vermied es mir in die Augen zu blicken. In diesem Moment verschwand ihre gehässige Art und wich einem verletzlichen Mädchen.
"Es ist kompliziert", erwiderte sie und seufzte dann laut auf. "Er stößt mich immer wieder weg und dann... dann gibt es wieder Momente, in denen er mir zuhört und sich für mich interessiert." Er manipulierte sie. Schamlos spielte er mit ihren Gefühlen. Ein verliebtes Mädchen war schon immer die beste Gehilfin.
"Hast du mit ihm über deine Gefühle geredet?", hakte ich nach und sie lachte auf. Überrascht warf ich ihr einen Blick zu, als wir uns der Mädchentoilette näherten. Es drangen entfernt Stimmen an mein Ohr. Ich ignorierte sie.
"Tom ist kein Mann mit dem man einfach so über Emotionen spricht. Er bestimmt den Zeitpunkt. Er hat die Zügel in der Hand", erklärte sie und wurde von einem spitzen Schrei unterbrochen. Ich horchte auf.
"Hübsche Brille. Sind das noch Brillengläser oder schon Flascheböden?", hörte ich ein Mädchen spotten. Darauf folgte Gelächter, aber auch ein unterdrücktes Wimmern. Ich mochte zwar hier eine Schülerin sein, aber der Lehrer in mir erwachte förmlich zum Leben. Ich eilte dem Gelächter nach in die Toilette und fand mich einer Gruppe Ravenclaws gegenüber, die vor einer geschlossenen Kabine standen. Vorne weg hatte sich eine großgewachsene Blondine platziert.
"Was ist hier los?", fragte ich und die Schülerinnen drehten sich um.
"Wir unterhalten uns nur mit dem kleinen Maulwurf, nicht wahr?", meinte das blonde Mädchen und winkte Jenna kurz zu.
"Olive Hornby, du kannst gnadenlos sein", meinte diese und ich runzelte die Stirn. Dieser Name... woher kannte ich ihn?
"Ihr nehmt euch dieses Mädchen öfter vor?" Alle Augenpaare fokussierten sich wieder auf mich. Olive lachte auf.
"Sie macht es uns aber auch zu leicht", erklärte sie und ich hatte genug davon.
"Eine tolle Leistung. Zu viert auf einen Schwächeren einzuprügeln", zischte ich und Olive grinste hämisch.
"Niemand hat je Hand an sie angelegt. Niemand hat geprügelt", kicherte sie und schaute mich an, als sei ich dumm.
"Ich dachte Ravenclaws seien so schlau? Da sollte man doch meinen, sie hätten die Bedeutung von Metaphern verstanden", erwiderte ich und Olive zuckte zurück.
"Abmarsch, Mädels. Soll sie doch allein mit dem Blindfisch klarkommen", meinte sie und schob sich an mir vorbei. "Viel Spaß mit der guten Myrte. Du wirst ihn schon bald verlieren."
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Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction
FanfictionDie Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Erneut. Alexandria Grey findet sich als neue Hauslehrerin der Gryffindors und Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste in der magischen Welt von Hogwarts wieder. Zwischen Auseinandersetzungen mit i...