Und was hatte ich falsch gelegen. Das wusste ich nun. Drei Wochen später starrte ich auf Myrtes Körper, der auf einer Trage aus dem Mädchenklo getragen wurde. Mir war kotzübel. Gott. Ich wandte mich ab und eilte zum Raum der Slytherins. Ich musste mit Tom sprechen. Vielleicht hatte die Schlange auf eigene Faust gehandelt. Tief in mir wusste ich jedoch, dass dies nicht der Fall war. Ich prallte im Eingang des Zimmers beinahe in Jenna.
"Hast du Tom gesehen?", fragte ich sie unwirsch, doch sie verschränkte nur patzig ihre Arme vor der Brust. Sie nahm mir meine "Beziehung" zu Riddle übel.
"Hast du es noch nicht gehört? Er hat Myrtes Mörder entlarvt." Sie hörte sich überlegen an, arrogant. Ich stutzte. Hatte er seine Schlange oder etwa sich selbst ausgeliefert?
"Wer?" Mehr als dieses eine Wort kam mir nicht über die Lippen. Jenna rollte mit den Augen.
"Na Hagrid. Dieser Wilde. Er hat so eine fette, eklige Spinne im Schloss gehalten", erklärte sie und lächelte plötzlich. "Ah, da ist er ja. Hey, Tom."
Ich wandte mich um, mein Herz steckte in meiner Kehle fest. Tom schmunzelte, doch sein Lächeln bröckelte, als er mein Gesicht sah."Geht es dir nicht gut, Lex?", fragte er und streckte eine Hand nach meinem Gesicht aus. Ich wich zurück. Er schaute zwischen mir und Jenna hin und her und zischte dann: "Mason, verzieh dich." Sie nickte unterwürfig und verschwand. Hätte sie einen Schwanz gehabt, wäre er zwischen ihren Beinen eingeklemmt gewesen. Wir waren alleine. "Was ist los, Lex?"
Ich trat noch einen Schritt weg von ihm. Mir wurde schlecht bei seinem Anblick. "Hagrid hat nichts getan, nicht wahr? Du hast deine Schlange auf Myrte gehetzt." Tom seufzte und fuhr sich durch sein dichtes Haar.
"Natürlich war ich das. Sie war ein Schlammblut." Als würde das seine Taten rechtfertigen.
"Du hast mir versprochen, vorher mit mir zu reden, Tom", rief ich und rang nach Luft.
"Sie war ein Schlammblut. Nur ein Schlammblut", meinte er wieder und ich schüttelte energisch meinen Kopf.
"Und du? Was bist du? Ein Reinblut? Erklär mir das! Dein Vater ist ein Muggel", schrie ich und Riddle trat wütend auf mich zu.
"Woher weißt du das?", knurrte er und ich warf die Hände in die Luft.
"Zählt das noch? Du bist ein Monster. Ein unehrlicher Mann, der das Leben mit Füßen tritt." Ich hatte mich richtig in Rage geredet. Riddles Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. All der Charme darin verschwand und zurück blieb eine grausame Maske. Mit seiner Fassade verschwanden auch meine Gefühle für ihn. Liebe? Das war keine Liebe, jetzt war ich mir hundertprozentig sicher. Ich konnte keinen Menschen lieben, der sich so aufführte. Für Riddle gab es keine Hoffnung mehr. Es war wie bei einem beißenden Hund. Hatte der einmal die Grenze überschritten und einen Menschen gebissen, dann gab es kein Zurück mehr. Und Tom Riddle hatte diese Grenze ebenfalls übertreten. Er hatte einen Menschen getötet und Gefallen daran gefunden. Seine Augen glitzerten noch immer von dem High, das er empfand. Macht. Der Drang nach Macht hatte ihn verdorben. Mir wurde übel. Das erste Mal seit Monaten stand ich mit offenen Augen vor ihm und hatte das Gefühl in Voldemorts Gesicht zu blicken. Und ich war gleichzeitig todtraurig. Ich trauerte um den Menschen, der aus ihm hätte werden können, hätte er auf mich gehört. Ich trauerte um die Zukunft, die uns beiden versagt bleiben würde. Und ich trauerte um den Teil meines Herzens, der bei dieser Erkenntnis starb.
"Wenn ich ein Monster bin, warum bist du dann noch hier?", fragte er bissig und ich lachte trocken auf. Wo sollte ich denn hin?
"Hagrid, warum musstest du sein Leben zerstören?", meinte ich stattdessen und Riddle starre mich entgeistert an.
"Du verstehst das nicht, Lex. Warum auch? Besser er als ich", antwortete er simpel und ließ den Kopf sinken. "Ich liebe dich, das ist alles was zählt." Ich schaute auf und starrte in seine grünen Augen. Die Grausamkeit war daraus verschwunden. Trotzdem ließ ich mich nicht mehr täuschen. Die Wut in mir schwang in Hass über.
"Petrificus totalus", rief ich, zeigte mit meinem Zauberstab auf ihn und rannte davon. Manchmal waren die Klassiker alles was man brauchte. Ich rannte und rannte, bis ich vor Dumbeldores Büro stand und wie eine Wilde klopfte. Er öffnete mir verdutzt und senkte dann seine Augenlider.
"Du hast die Lösung, nicht wahr? Komm herein", sagte er sanft und schloss die Tür hinter mir.
"Es war nicht Hagrid. Es war-", setzte ich atemlos an, doch Dumbledore steckte sich seine Finger in die Ohren und begann zu singen. Verblüfft wischte ich mir die Tränen von den Wangen. Wann hatte ich angefangen zu weinen?
"Sag mir nichts, Alexandria. Wir wollen die Zukunft nicht verändern", meinte er geheimnisvoll. Ich wusste, dass meine Zeit hier beinahe rum war. Und das, obwohl ich noch einige unerledigte Angelegenheiten hatte.
"Professor? Können Sie mir einen Gefallen tun?", flüsterte ich aus Angst, dass Dumbeldore mir diesen Wunsch abschlagen könnte. Er betrachtete mich mit wachen Augen und nickte dann. "Sagen Sie Jo Walker, dass sie die beste Freundin war, die ich je hatte und dass sie sich in Zukunft vor Voldemort in Acht nehmen soll. Sie soll nicht den Helden spielen. Auf keinen Fall. Und richten Sie bitte Jenna aus, dass es immer einen anderen Weg gibt. Sie soll sich nicht von Riddle unterdrücken oder einschüchtern lassen. Sie allein bestimmt über ihr Leben." Ich atmete tief durch und Dumbeldore lächelte plötzlich beinahe traurig. Mein Herz saß mir wie ein fetter Kloß im Hals. Ich würde Jo schrecklich vermissen.
"Es war mir eine Freude dich kennenzulernen, und es wird mir eine Freude sein, dich in deiner Zeit wiederzusehen. Jetzt denk an den Ort, an dem du unbedingt sein möchtest", meinte er eindringlich, richtete seinen Zauberstab auf mich und ehe ich antworten konnte, erfasste mich ein Nebel. Ich wurde fortgerissen und prallte nach einigen Sekunden auf einem harten Holzboden auf.
"Was zur Hölle?", brummte eine raue Stimme und ich rollte mich erleichtert auf den Rücken. Devlin baute sich über mir auf. Ich lag in seinem Zimmer auf dem Boden. Durch die Fenster konnte ich den Sternenhimmel sehen. "Lexie? Was machst du hier? Du bist seit Monaten verschwunden." Jetzt klang er vorwurfsvoll. Ich wandte den Kopf ab, weil sich eine verdammte Träne aus meinem Augenwinkel stahl. Energisch wischte ich sie weg, doch es kamen immer mehr. Die scheiß Niagarafälle live in Hogwarts. Devlin kniete sich neben mich und zog mich in seine Arme. Ich bemerkte in meinem Zusammenbruch nur am Rande, dass er mich an seinen muskulösen und nackten, sehr nackten Oberkörper presste.
"Hey, was ist passiert? Schhhh, Baby. Alles wird gut", flüsterte er und drückte mich an sich. Ich klammerte mich an ihn und schluchzte. Erst nach einiger Zeit konnte ich mich beruhigen. Und dann erzählte ich Dev alles. Alles, sogar meine Beziehung zu Riddle. Ich erwartete, dass er mich verstoßen würde, doch das tat er nicht. Er musterte mich bloß und küsste eine einsame Träne weg.
"Du musst dich nicht schuldig fühlen, Liebling. Du warst alleine und ich kenne dich. Du suchst immer das Beste in den Menschen. Voldemort ist ein Monster, ein riesiges Arschloch und er hat dich ausgenutzt."
Ich schüttelte meinen zerzausten Kopf."Nein, das hat er nicht. Ich glaube, er wollte wirklich besser werden, doch jede Hilfe kam zu spät. Er tut mir irgendwie leid", flüsterte ich und Devlin drückte mir einen sanften Kuss auf den Scheitel.
"Hör mir zu. Mir gefällt nicht, dass dieser Bastard dich angefasst hat und mir gefällt auch nicht, dass er dein Herz schwer macht. Aber ich bin jetzt bei dir. Du musst dein Leid nicht mehr alleine tragen. Verstehst du? Ich bin für dich da." Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Wer hätte gedacht, dass aus Devlin Snape solche Worte kommen konnten? Andersherum, er war ein Snape. Seine Familie liebte nicht leichtfertig aber wenn sie es tat, dann leidenschaftlich.
"Ich liebe dich. Ich glaube, ich habe dich schon eine lange Zeit geliebt, Dev. Es hat nur lange gedauert es herauszufinden", flüsterte ich und Devlin küsste mich auf die Schläfe.
"Gefühle sind keine Wissenschaft, Lexie. Sie kommen und gehen und führen uns in die Irre. Ich weiß nur, dass ich dich schon immer wollte und liebte. Meine Gefühle für dich werden niemals weichen."
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Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction
FanficDie Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Erneut. Alexandria Grey findet sich als neue Hauslehrerin der Gryffindors und Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste in der magischen Welt von Hogwarts wieder. Zwischen Auseinandersetzungen mit i...