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"Das war die beste Stunde meines Lebens!", rief Harry und verschwand vor mir aus dem Klassenzimmer. Ich musste schmunzeln als ich die Tür verschloss und Ronald Weasley zustimmen hörte. Ich wollte eine gute Lehrerin sein. Das war mein Ziel. Heute hatte ich es geschafft. 

So gingen die Wochen dahin und schon bald war Halloween. Die Große Halle war wunderbar geschmückt und jeder drängte sich um die langen Tische. Ich allerdings wartete in der Bibliothek auf Devlin, der mich um Hilfe gebeten hatte. Ich sollte ihm helfen seine nächste Stunde vorzubereiten. Alleine hätte dies für 30 Schüler Tage dauern können. Mittlerweile bewegten wir uns auf beinahe freundschaftlichem Terrain. Trotzdem konnte ich die Spannung zwischen uns nicht leugnen.
Devlin kam heraus und eine Reihe von Büchern schwebte hinter ihm her.

"Auf den Gängen wird nicht gezaubert, Mr. Snape", tadelte ich ihn grinsend und Dev verdrehte die Augen. Allerdings tat er dies nicht ohne zu lächeln. Wir gingen schweigend die Treppen in die Kerker hinab und hörten schrecklich schiefe Musik.

"Der fast kopflose Nick feiert seinen 500. Todestag", brummte Dev und sein kühler Blick suchte den Boden vor uns ab. "Wenn Peeves mir wieder einen seiner Streiche spielt, bringe ich ihn ein zweites Mal um."
Ich reckte den Hals und erhaschte einen Blick auf den blutigen Baron, der mit dem fetten Mönch redete.

"Vielleicht sollten wir ihm gratulieren", meinte ich und Devlin lachte trocken auf. Verdutzt sah ich ihn an.

"Komm schon, Lexie. Du willst doch deine Zeit nicht damit verschwenden", erwiderte er und öffnete die Tür zu seinem Klassenzimmer. Ich folgte ihm und schaute ihn aufgebracht an.

"Verschwenden? Hast du sie noch alle? Dieser Mann hat mir immer durch Dick und Dünn geholfen. Ich kann nicht mal sagen, wie oft er mich vor Filch gerettet hat. Also halt deinen Mund", fuhr ich ihn an und musste mich zusammenreißen, Devlins Zutaten sanft auf den Tisch zu stellen. Er lachte erneut trocken auf.

"Mann? Geist, meinst du wohl eher", korrigierte er mich herablassend und ich verzog wütend das Gesicht.

"Dich nennen doch auch alle Professor. Arschloch, passt allerdings besser", zischte ich und stürmte aus dem Raum.

"Lexie! Die Vorbereitungen!", rief Devlin mir hinterher, doch ich ignorierte ihn wohlwissend.
Sir Nicholas war mir beinahe ein Freund. Als Hausgeist von Gryffindor lag er mir seltsam am Herzen. Er war anders als Peeves kein Poltergeist und wollte für alle nur das Beste. Er verdiente es, dass ich ihm gratulierte.
Vorsichtig trat ich ein und wäre beinahe durch den fetten Mönch der Hufflepuffs gelaufen. Gerade noch rechtzeitig blieb ich stehen. Auf das Gefühl in eiskaltes Wasser zu fallen, konnte ich gut verzichten. Außerdem erachtete ich es als äußerst unhöflich durch Geister hindurch zu laufen.

"Verzeihung", sagte ich lächelnd und der fette Mönch grinste zurück. Er hielt sich seinen runden Bauch und schaute mich lieb an.

"Suchen Sie Nick, Professor? Er schwebt gerade am Buffet!", rief er und gluckste, als ich mich bedankte. Ich bahnte mich durch die Menge an durchsichtigen Geistern und blieb schließlich vor Nick stehen.

"Ich wünsche Ihnen einen schrecklichen 500. Todestag, Sir Nicholas!", sagte ich herzlich und Nick wischte sich eine silbrige Träne aus dem Augenwinkel. Er räusperte sich und richtete seine Halskrause.

"Alexandria! Ich freue mich, dich zu sehen!", meinte er gerührt und deutete auf das Essen. "Bedien dich!" Ich verzichtete und versuchte nicht allzu sehr auf das Essen zu starren. Es war ganz typisch für eine Geisterparty vergammelt. Nicht so sehr mein Geschmack. Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen und entdeckte Ronald, Hermine und Harry, die sich zitternd die Hände rieben. Die ohnehin schon kühlen Temperaturen in den Kerkern wurden durch die Geister noch verstärkt.
Trotz der Kälte, die Nick ausstrahlte, bemerkte ich plötzlich eine wärmende Hand oberhalb meines Beckens. Verdutzt blickte ich auf.

"Ich hoffe, Sie genießen Ihren 500. Todestag, Sir Nicholas", schnurrte Devlin und lächelte gestellt. Nick schien sich daran allerdings nicht zu stören. Er grinste vor sich hin und plapperte davon, wie sehr er sich über alle Anwesenden freute. Doch auch nach einer halben Stunde hielt selbst ich es nicht mehr in der Kälte aus. Devlin und ich verabschiedeten uns und verließen den Raum.

"Merlin, habe ich da drin gefroren", brummte ich und Devlin nahm überraschender Weise meine kalten Hände in seine. Ich blickte zu ihm auf, doch er konzentrierte sich auf den Weg vor uns.

"Du hättest dir etwas Wärmeres anziehen sollen", knurrte er und seine Stimme klang rauer als sonst. Ich wollte ihm meine Hände entreißen, doch er hob sie an die Lippen und pustete sanft. Sein warmer Atem ließ meine tauben Muskeln allmählich auftauen. "Er hat sich wirklich Mühe gegeben", sagte er leise und ich musste lächeln.

"Das hat er. Er war unheimlich stolz", erwiderte ich und selbst Devlin lachte leise auf. Unter seiner harten Schale steckte ein welcher Kern. Wir stiegen die Treppen hinauf und ich wunderte mich, dass ich laufendes Wasser hörte.

"Er hat sogar Potter und seine Freunde eingeladen", kam es von Dev, doch ich hörte ihm nicht mehr zu. Ich konnte das Geräusch nicht ignoierien. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und ich beschleunigte meine Schritte. Ich hastete die Stufen in den ersten Stock hoch und folgte dem Plätschern bis zum Mädchenklo, das die Maulende Myrte beherbergte. Was ich sah, verschlug mir den Atem. Mrs Norris hing versteinert von der Decke und Potter, Weasley und Granger standen mit offenen Mündern um sie herum. Ich glaubte für keine Sekunde, dass sie die Katze versteinert hatten. Was mich schockierte war die rote Schrift an der Wand: Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben nehmt euch in Acht.

Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt