Was genau antwortete man auf so etwas? Noch dazu, wenn man Voldemort höchstpersönlich gegenüber stand. Wofür sollte ich diesen Wunsch nutzen? Ich durfte nicht in die Geschichte eingreifen, aber direkt nach der Kammer zu fragen, erschien mir noch abwegiger. Dieser Gefallen, wenn man ihn denn so nennen konnte, hatte sicher seine Grenzen.
"Ich werde mir den Wunsch aufsparen", sagte ich nun und Riddle musterte mich interessiert. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Wenn ich ihn so sah, bedauerte ich beinahe, dass er sich in der Zukunft optisch so verschandelt hatte.
"Ich möchte dafür im Gegenzug allerdings ebenfalls etwas", meinte er nun und ich schüttelte stur meinen Kopf.
"Du hast die ganze Sache falsch verstanden. Wenn ich dir einen Gefallen zusage, hast du nichts gutgemacht, sondern einzig einen Deal abgeschlossen", brummte ich und versuchte erneut an ihm vorbei zu kommen, doch er griff sanft aber bestimmt nach meinem Handgelenk.
"Hör dir diesen Gefallen, doch erstmal an", tadelte er mich und ich zerrte an meinem Handgelenk. Ich würde mich doch nicht von einem Schüler tadeln lassen.
"Lass mich los", zischte ich und seltsamerweise zog er seine Hand zurück. Ein wenig Autorität hatte ich vielleicht doch behalten, allerdings glaubte ich eher, dass er daran interessiert war, seinen Wunsch durchzubringen.
"Lex, du bist etwas besonderes. Das habe ich sofort gemerkt. Hör mir also zu. Ich sichere dir einen Gefallen jeglicher Art zu und dafür verbringst du Zeit mit mir. Du lernst mich kennen, ich lerne dich kennen. Wie findest du das?"
Mein Mund klappte beinahe auf. Wie ich das fand? Es war wie eine Fahrkarte für die Titanic. Eine Reise in den Tod und doch voller Abenteuer. Wenn ich diesen Deal annahm, wäre ich direkt am Herd des Geschehens. Niemand würde Fragen stellen und Riddle wäre kein Hindernis für mich. Die Kammer des Schreckens, wenn Riddle tatsächlich der Erbe war, läge direkt vor meinen Füßen. Trotzdem wäre ich gefährlich nahe an Tom selber dran. Die kurze Distanz zu ihm rückte mich ins Zielkreuz der Gefahr und jung sterben wollte ich nicht. Ich musste also eine Entscheidung treffen. Entweder riskierte ich mein Leben um die Schule zu retten oder ich sicherte mich ab und stellte mein Wohl über das von vielen.
"Deal", sagte ich und schlug in Toms Hand ein. Ich hatte es getan, ich hatte einen Vertrag mit dem Teufel geschlossen. Warum fühlte es sich so aufregend an?
Einige Tage später saß ich in der Bibliothek und bearbeitete meine Hausaufgaben in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Merrythought unterrichte das Fach und ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, jeden einzigen Aufsatz perfekt anzufertigen. Warum? Mein Ego könnte als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste eine schlechtere Note als eine 1 nicht verkraften. Doch ich hatte gehört, dass Galatea Merrythought zwar äußerst schlau aber auch schrecklich anspruchsvoll war. Das machte mein Vorhaben nicht gerade leichter.
"Kann ich mich setzen?", fragte ein Mädchen mit roten Haaren und Sommersprossen. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gesagt, dass sie eine Weasley war. Aber das schien mr doch schier unmöglich. Ginny war das erste Mädchen bei den Weasleys seit Generationen. Trotzdem gab es Wege, dass sie mit ihnen verwandt war. Eine Cousine zweiten Grades vielleicht oder so etwas.
"Klar. Such dir gerne einen Platz aus", sagte ich und überspielte meine Skepsis mit einem Lächeln. Die halbe Bibliothek war leer und doch setzte sie sich zu mir. Eine Gryffindor wollte neben einer Slytherin sitzen. Ob es das jemals in der Geschichte Hogwarts gegeben hatte? Ich bezweifelte es.
Das Mädchen setzte sich mir gegenüber und schlug ihre Bücher auf. Ich wollte kein Spanner sein und widmete mich wieder meinem Aufsatz. Doch lange ließ ein Räuspern und das zögerliche Raunen eines Namens nicht auf sich warten. "Ich bin Josephine Walker." Ich hob überrascht den Blick. "Du kannst mich aber Jo nennen." Dazu streckte sie mir ihre Hand entgegen. Ich reichte ihr die meine und Jo lächelte matt."Alexandria de Vincent", erwiderte ich und Jo nickte wissend. Dumbledore hatte glänzende Arbeit geleistet. Die ganze Schule wusste von mir und ich konnte mich durch Ausflüchte vor unangenehmen Fragen drücken. Doch Jo hier schien von einem anderen Kaliber zu sein. Ich nahm ihr die schüchterne Nummer nicht so ganz ab. Eine Gryffindor, die den Mut besaß die Gesellschaft einer Slytherin über die des eigenen Hauses zu stellen, nun ja, die musste tatsächlich eines von zwei Dingen sein. Mutig oder interessiert am sozialen Tod. Letzteres kam Hand in Hand mit unserer Begegnung. Außer ihre Freunde hatten sie geschickt.
"Also Jo, was kann ich für dich tun?", fragte ich gerade heraus und Jos Wangen liefen leicht pink an. Sie räusperte sich und fummelte an ihrem Block rum, ehe sie sich zu mir vorbeugte. Interessiert betrachtete ich ihre wachen, grünen Augen und deren hektisches Umherschauen.
"Ich habe von deiner Begegnung mit Myrte gehört", setzte sie an und ich nickte. Ja, Tratsch und Neuigkeiten verbreiteten sich auch 1942 wie ein Lauffeuer in Hogwarts. "Eigentlich haben alle davon gehört. Und ich bin, wir sind neugierig. Wir wollen wissen, wer du bist, woher du kommst und wieso du ausgerechnet in Slytherin gelandet bist." Ich starrte sie überrascht an. Das Mädchen redete nicht um den heißen Brei herum, so viel war klar. Ich schaute mich in der fast leeren Bücherei um und beugte mich zu ihr vor.
"Deine Freunde und du seid ganz schön neugierig", stellte ich trocken fest. Jo lachte zu meiner Überraschung auf. Sie zuckte mit den Schultern.
"Tom Riddle scheint einen Narren an dir gefressen zu haben und wir wollen wissen, wie du das in weniger als zwei Wochen bewerkstelligt hast", meinte sie und kritzelte auf ihrem Block herum. Ich hätte mir denken können, dass meine
Verbindung zu Riddle einen Einfluss auf die anderen Schüler haben würde."Tom Riddle scheint euch alle aber wirklich sehr zu interessieren", raunte ich. In Hogwarts hatten selbst die Wände Ohren und das manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Jos Lächeln verblasste und sie wurde plötzlich ernst.
"Du solltest dich von ihm fernhalten, Alexandria. Riddle bedeutet Ärger. Seltsame Dinge geschehen in seiner Gegenwart, unerklärliche Dinge. Du scheinst ein gutes Herz zu haben. Pass bitte auf dich auf."
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Our Time - Eine Harry Potter/ Tom Riddle Fanfiction
FanfictionDie Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Erneut. Alexandria Grey findet sich als neue Hauslehrerin der Gryffindors und Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste in der magischen Welt von Hogwarts wieder. Zwischen Auseinandersetzungen mit i...