Kapitel 20- Geht das auch schneller?

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„Ok, wir fangen langsam an. Traust du dir zu alleine zu reiten?“, frage ich. „Klar“, antwortet er mir Schulterzuckend. „Wieso sollte ich nicht?“
„Also schön dann lass ich dich mal machen“, ich entferne den Strick von der Trense und gehe ein paar Schritte zurück. Louis rührt sich nicht. An seinem Blick kann man erkennen, dass er keine Ahnung hat was er machen soll. Ich lasse ihn noch ein wenig zappeln, weil es einfach zu komisch aussieht.
Dann scheint er sich an etwas zu erinnern und schnalzt mit der Zunge. Doch Freyja bewegt sich immer noch kein Stück. Sie dreht nur ihren Kopf zu mir und sieht mich an als wollte sie sagen: „Was für einen Trottel hast du denn da angeschleppt?“
Laut fange ich an zu lachen. Louis schaut beleidigt zu mir hinunter.
„Hey! Wie wäre es wenn du mir mal hilfst?“, zischt er mir zu. Immer noch lachend gebe ich zurück: „Du musst deine Beine an ihren Bauch drücken, solange, bis sie reagiert und losläuft.“
Verzweifelt versucht er es umzusetzen und holt weit aus, um seine Beine dann mit viel Kraft auf Freyjas Bauch zu schlagen. Vor Schreck macht sie einen Satz nach vorn. Louis hatte das anscheinend nicht erwartet und liegt nun auf dem Hallenboden.
Mit schnellen Schritten laufe ich auf ihn zu und beuge mich besorgt zu ihm hinunter.
„Alles klar?“ „Jaja, geht schon.“ Langsam richtet er sich auf, verzieht dann aber vor Schmerz das Gesicht.
„Aaah, fuck! Verdammt.“, flucht er.
„Ich hab dir ja gesagt freu dich nicht zu früh.“, gebe ich schmunzelnd von mir.
„Ach sei doch still! Ich habe keine Lust mehr. Mach es doch besser!“, knurrt er, drückt mir die Reitkappe in die Hand und verzieht sich dann hinter die Bande der Halle.
„Jetzt stell dich nicht so an und komm wieder zurück!“, lache ich. „Niemals. Das kannst du vergessen!“, wütend schnaubt er und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
„Aaaw, hat der Badboy Angst?“, versuche ich ihn zu provozieren. Und es klappt. Seine Miene ist wutverzerrt. Er kommt wütend wieder zu mir zurückgestampft, reißt mir die Kappe aus der Hand und quält sich wieder auf den Rücken des braunen Ponys. Und noch einmal versucht er es mit Zungenschnalzen und Schenkeldrücken. Tatsächlich läuft sie dieses Mal im gemächlichen Tempo los. Mit triumphierenden Grinsen auf dem Gesicht, dreht er ein paar Runden bis er fragt: „Geht das auch schneller?“
„Natürlich. Du musst nur mehr treiben.“ Also tut er das und nun trabt er an mir vorbei. Da er keinerlei Erfahrung hat, sitzt er da oben, wie ein Wassersack und wird kräftig durchgeschüttelt. Tapfer hält er durch und versucht verzweifelt eine bequemere Position zu finden, jedoch erfolglos. Da er wirklich sehr gequält aussieht, helfe ich ihm aus seiner misslichen Lage und bringe Freyja zum Stehen.
Zitternd gleitet er von ihrem Rücken. Langsam dreht er sich zu mir um. Ich muss ihn etwas stützen damit er nicht fällt. „Alles klar?“, amüsiert schaue ich ihm dabei zu, wie er zum Ausgang dackelt.
Schwach hebt er seinen ausgestreckten Daumen in die Höhe.
Also kümmere ich mich nicht weiter um ihn und schwinge mich selber aufs Pferd. In dem Moment erkenne ich eine wirklich gute Freundin von mir, die vor der Halle steht und uns anscheinend beobachtet hat. Sie hat genauso wie ich einen amüsierten Gesichtsausdruck. Da Louis verzweifelt versucht das Tor aufzubekommen, kommt sie ihm zu Hilfe und führt ihn dann zu einer nahe gelegenen Bank.
„Was hast du denn mit dem gemacht?“, fragt sie mich und zeigt auf den Jungen hinter ihr.
„Er ist selber schuld. Er wollte es so.“, gebe ich gleichgültig von mir. „Er hätte ja keine so große Klappe haben müssen.“ Wir fangen beide an zu lachen.
Dann reite ich los und zeige den beiden, was wir so alles drauf haben. Nachdem ich dann noch ein paar Runden im Galopp gedreht bin, steige ich wieder ab und geselle mich dann zu meinen Freunden.
„Hey Celina. Lange nicht gesehen. Wie geht’s dir?“, freudig komme ich auf sie zu und umarme sie stürmisch.
„Super, danke. Und wie ich sehe geht’s dir auch gut. Und du hast einen Freund. Wieso erzählst du mir das nicht?“, empört stemmt sie die Hände in die Hüfte.
Bevor ich ihr Widersprechen kann, unterbricht mich Louis schon.
„Genau, Kate. Wieso erzählst du ihr nicht, dass du einen Freund hast?“ Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu und zische: „Ganz einfach, weil ich keinen Freund habe!“ Empört schnaubt er aus und sagt dann: „Lass uns bitte einfach wieder gehen.“, steht dann auf und verschwindet humpelnd in Harrys Wagen. „Nächstes Mal geht es bestimmt besser!“, rufe ich ihm noch zu, bekomme aber nur ein ‘Es gibt kein nächstes Mal!‘ zurück.
Zusammen mit Celina laufe ich zum Stall zurück und sie hilft mir beim Absatteln.
„Sollen wir dich mitnehmen? Oder ich hab noch eine bessere Idee! Nein, noch eine viel, viel bessere. Du kommst heute mit zu mir. Wir haben uns so lange nicht gesehen! Lass uns einen Mädels Abend machen. Wir gucken Filme und essen und weinen und, und, und! Mit der Ausnahme, dass höchstwahrscheinlich Jungen dabei sein werden, aber davon lassen wir uns einfach nicht aufhalten! Ich muss nur Louis fragen, ob das ok ist und dann kann es auch schon losgehen. Hopp, hopp!“
Ich warte gar nicht auf ihre Antwort, sondern ziehe sie einfach hinter mir her. Noch vollkommen überwältigt von meinem Redeschwall, stolpert sie mir hinterher.
Am Auto angekommen, reiße ich die Tür auf, so dass Louis hochschreckt und mich vorwurfsvoll ansieht.
„Celina kommt mit zu uns.“, verkünde ich ihm freudig und drücke sie währenddessen auf den Rücksitz.
Auf sein Gesicht schleicht sich ein dümmliches Grinsen.
„Was?“, frage ich. „Du hast gesagt: „zu uns.““, erklärt er. Dann gibt er Gas und kutschiert uns wieder nach Hause.

The Badboy and his reason to changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt