Nyxie Zombie Part 1

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Tina-Nyx Dubillard wollte gestern Abend nicht über ihre Eltern reden. Nicht schon wieder. Und vor allem nicht in der neuen Selbsthilfegruppe, die sie nur unter Zwang besuchte, nachdem sie mit den Leuten aus der vorigen nicht mehr zurecht gekommen war.

In der Gruppe wurde sie Tina genannt, so wie auch ihre Eltern sie nannten. Leute, die sie gut kannten und was auf sich hielten, nannten sie Nyxie. Ihr zweiter Vorname Nyx kam aus dem Griechischen und bedeutete Nacht. Die Eltern fanden das damals schick, so wie man bekifft so manches schick findet.

Nun war glücklicherweise Samstag, der perfekte Tag, um sich die Decke nicht auf den Kopf fallen zu lassen. Sie schluckte eine Tablette Distraneurin und fuhr mit der Bahn in die Stadt, um etwas Handfestes zu sich zu nehmen. Auf ihrem Handy wartete eine SMS:

„Tina,haben Sie eigentlich einen Freund?"

Tina hatte noch nicht darauf geantwortet. Der Fragende war interessanterweise Doktor Frosch, der sie vor ein paar Wochen in der Notaufnahme behandelt und mit dem sie nach ihrer Entgiftung einen Kaffee in der Lobby des Krankenhauses getrunken hatte. Bei dieser Gelegenheit hatten beide routinemäßig ihre Nummern ausgetauscht. Über Privates wurde jedoch kaum geredet, mehr über Süchte und Therapien im Allgemeinen und die Anstrengungen des Dienstes als Notfallmediziner. Tina erkannte damals, dass Frosch erkannte, dass sie nicht besonders gesprächig war, was ihre Sauferei anging. Selbst in der alten Selbsthilfegruppe sprach sie nur ungern über die Ursachen, was daran liegen mochte, dass sie sie selbst nicht so recht lokalisieren konnte. Es hatte keine wirkliche Katastrophe oder Tragödie in ihrem Leben gegeben, nichts Dramatisches, nur kleine Beben, Traurigkeitsschauer und Depressionstünnelchen. Doch vielleicht war es gerade die Summe, die Tina zermürbt odergeschunden hat, getrieben hat in die Freuden des Feuerwassers.



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