„Hier Ferdinand. Ich nehme an, sie sind satt geworden. Die nächste Dosis ist erst in zwei Tagen fällig. Bis dahin lasse ich sie in Ruhe. Es wird sie vielleicht interessieren, dass Doktor Stratus bereits in ihre Fußspuren tritt, auch wenn sie ihm ein wenig zu groß sind. Noch einen Hinweis habe ich für sie: Es wird ihnen etwas schwerer fallen zu schlafen. Harren sie einfach aus und warten sie auf den neuen Hunger. Und es wird sie erstaunen, dass sie nicht mehr die Toilette aufsuchen müssen. Die Nährstoffe ihrer Nahrung werden zu hundert Prozent von ihrem Körper absorbiert. Das ist furchtbar hygienisch, nicht wahr? Denken sie ein wenig an die Cote d'Azur. Das hilft manchmal. Oder an Inverness. Adieu."
„Krrrähhuähhuähh... Mmhh ... Rrrrr ..." sagte Tina.
Irgendwo harrte sie aus, in einem Versteck hinter einem Autoparkplatz. Eigentlich ging ihr nichts Besonderes durch den Kopf, vielleicht ein wenig Venedig und das Endspiel von 1990 mit dem Elfmetertor von Andi Brehme.
„Rrrrhhh... Acha ...Ffff ..."
Auf einmal tauchte eine Reminiszenz in ihrem Kopf auf. Luca hatte einmal seinen Bruder Tedesco zitiert, kurz nach der Trennung. Tedesco soll über Tina gesagt haben:
„Je besser ich sie kannte, desto weniger wusste ich, wer sie eigentlich war."
Ein typischer Satz ihres Exfreundes.
Im Morgengrauen schlich sich Tina von gaffenden Blicken verfolgt nachhause und begegnete ihrer Nachbarin Beate im Treppenhaus.Erstaunlicherweise war Tina in der Lage, nett zu lächeln und ihre Sprechunfähigkeit zu übertünchen. Dass die Nachbarin bereits die Tageszeitung gelesen und unter anderem von mörderischen Irren gelesen hatte, konnte Tina nicht wissen. Und Beate konnte nicht wissen, dass damit Tina gemeint war.
Der Nyxie-Zombie inspizierte diese Wohnung der alten Tina und fand sie verhältnismäßig angenehm. Doch was sie üblicherweise tat,frühstücken und Kaffee trinken, erschien ihr nun völlig abwegig. Aber es konnte nicht schaden, den Fernseher einzuschalten. In den Nachrichten gab es ebenfalls Meldungen über herumstromernde Individuen, die wahllos Menschen anfielen. Als man Passanten auf der Straße dazu befragte, fiel zwei Mal das Wort Zombie. Tina wusste es. Was sie war. War es besser als Alkoholikerin? Besser als Fußballtrainierende Regisseurin?
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Nyxie Zombie
Short StoryEine durch das Leben irrlichternde Alkoholikerin, die mit ihrem Entzug hadert und rückfällig wird, trifft auf einen seltsamen Arzt, der ihr eine experimentelle Droge verabreicht, die sie in etwas Anderes verwandelt.