Tina konterte:
„Ich kann nicht verstehen, wie jemand in einem italienischen Restaurant Wiener Schnitzel essen kann."
„Wiener Blut. Für manche unwiderstehlich."
Ja, da hatte er recht. Tina war unzufrieden über ihre fleischgefüllten Nudeln. Sie schmeckten viel zu zerkocht.
„Gleich gehe ich rüber zu diesem Idioten und reiße ihm das Schnitzel vom Teller."
„Das werden sie mal schön bleiben lassen, Nyxie. Außerdem bevorzugen sie doch Fleisch im Rohzustand. Mit der Wärme des Körpers."
Tina wunderte sich und mutmaßte, dass ihre neue Leidenschaft vielleicht mit der Entgiftung zu tun hatte.
„Ist das normal, dass mir ständig Fleisch im Kopf herumspukt? Und diese einengenden Bewusstseinszustände. Kann man da nichts gegenunternehmen?"
„Sehen sie es nicht als Beschränkung an. Es ist vielmehr der noch zu schmale Spalt zu einer neuen Form der Gesundheit."
„Ferdinand, was passiert mit mir?"
„Essen sie ihre scheiß Tortellini auf und begleiten sie mich nach hause."
Frosch bezahlte und führte Tina nach draußen zu seinem Wagen. Nachdem Tina auf dem Beifahrersitz platzgenommen hatte, fischte Frosch eine Einwegspritze aus dem Handschuhfach und versetzte Tina in perfekter Überrumpelung eine schmerzlose Injektion, so als ob er ihr nur über den Handrücken gestreichelt hätte.. Das Mittel war dünnflüssig und dunkelblau. Auf der Spritze stand eine Nummer, aber kein Name. Tina konnte nicht mehr angemessen reagieren, denn ihr Blickfeld faltete sich zusammen wie ein schwarzer Prospekt. Eigentlich wollte sie fluchen, bekam aber nur ein schütteres Krächzen heraus. Von der Fahrt bekam sie nichts mit.
Der nächste verbuchungswürdige Eindruck war ein kahler Raum mit einem Bett und einem widerlich glänzenden Fleischerhaken, der von derDecke hing.
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Nyxie Zombie
Short StoryEine durch das Leben irrlichternde Alkoholikerin, die mit ihrem Entzug hadert und rückfällig wird, trifft auf einen seltsamen Arzt, der ihr eine experimentelle Droge verabreicht, die sie in etwas Anderes verwandelt.