Kapitel 30

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Bens Sicht:

1 Woche später.

Alegras Zustand hatte sich in der letzten Woche nicht geändert. Meine Hoffnung, dass sie es schaffen wird, wurde von mal zu mal kleiner. Das einzige, was ich bis jetzt in den Ferien getan hatte, war zu Alegra zu gehen um für sie da zu sein. Jeden Tag hoffte ich, sie würde endlich von alleine aufwachen, doch leider vergeblich. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, wenn sie es nicht schafft. Alegra ist in den letzten Monaten zu einer der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden. Ich konnte mir mein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen. Es war so einfach die Zeit mit ihr zu verbringen. Schon alleine ihre Anwesenheit beruhigte mich und ich war unendlich glücklich. Sie löste etwas in mir aus, was ich noch nie zuvor gespürt hatte. Und jetzt?! Jetzt war ich daran Schuld, dass sie im Koma lag und vielleicht nie wieder aufwachen wird. Egal wie sehr die anderen versuchten mir einzureden, es wäre ein Unfall gewesen und ich könnte da nichts für, desto klarer wurde mir, dass ich ganz allein Schuld war. Keiner konnte mir in dieser Zeit helfen, keiner außer Alegra.

Es ist Freitag. So wie jeden Tag machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus. Laura und Dennis würden heute nicht mitkommen, also ging ich alleine, was mir gerade auch besser passte. Ihre Eltern waren nicht da, aber sie würden bestimmt am Nachmittag kommen. Auf dem Weg zum Krankenhaus kam mir Patrick mit seinen neuen Freunden entgegen. Jason und Damian schauten mich nur komisch an. Sie kannten mich nicht mal und es kam so rüber, als würden sie mich abgrundtief hassen. Ich hatte ihnen nichts getan und hatte noch nie was mit ihnen zu tun, wo ich auch sehr froh drüber war, sonst würde ich wahrscheinlich auch so krumme Dinge reißen wie die beiden. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Patrick: Hey. 

Ich: Was willst du?!

Patrick: Bleib mal locker. Ich wollte fragen wie es Alegra geht? 

Ich: Das interessiert dich doch eh nicht!

Patrick: Doch! Es interessiert mich wirklich! Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Wenn ich könnte, dann hätte ich es schon längst getan! Also sagst du mir jetzt bitte wie es ihr geht?

Ich: Wenn es dich so interessiert, wie es ihr geht, wieso warst du dann kein einziges Mal bei Alegra, nachdem wir uns das letzte mal dort getroffen haben?!

Patrick: Du hättest mich so oder so wieder weggeschickt und einen Aufstand gemacht, deshalb hab ich mir gedacht, dass es besser wäre, wenn ich mich von ihr fern halte.

Ich: Ja es ist auch besser so und jetzt verschwinde!

Patrick: Erst wenn du mir sagst wie es Alegra geht?

Ich: Sie liegt immer noch im Koma und die Ärzte wissen nicht ob sie es schafft! Zufrieden?

Patrick: Ja danke.

Ich ging weiter und zum Glück ließ mich Patrick in Ruhe. Nach 5 Minuten war ich dann da. Auf dem Weg hatte ich noch Blumen für sie gekauft. 

Ich ging zu ihrem Zimmer in der Hoffnung, heute würde ein Wunder passieren und sie würde endlich wieder aufwachen. Ich glaubte da zwar nicht dran aber wie heißt es so schön „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Mit diesem Gedanken ging ich in ihr Zimmer. Ich stellte die Blumen auf dem Tisch neben ihrem Bett ab und setzte mich wie jeden Tag auf den Stuhl, der ebenfalls neben ihrem Bett stand. Jeden Tag saß ich da, nahm ihre Hand und erzählte ihr alles was so passiert ist, obwohl das ja nicht ganz so viel war, schließlich verbrachte ich meine gesamte Freizeit bei ihr im Krankenhaus. Ich erzählte ihr wie es bei Dennis und Laura lief und wie sehr ich sie vermisste. Jedes mal, wenn ich so neben ihr sitze, wird mir mehr bewusst, wie sehr ich sie eigentlich vermisse. Auch wenn ich gerade vor ihr sitze, ich vermisse sie einfach. Ihre Stimme, ihre wunderschönen Augen, die jedes mal leuchten, wenn sie lacht. Ihr wunderschönes Lächeln. Bei diesem Gedanken spürte ich ein Stich im Herz. Ich wollte Alegra endlich wieder in meine Arme nehmen, mit ihr Lachen. All die Dinge tun, die ich vorher mit ihr getan habe. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen, noch nie zuvor hatte ich so viel in so kurzer Zeit geweint. Ich wusste selber nicht was mit mir los war. 

Als ich mich gerade wieder bei ihr entschuldigte, wie jeden Tag, spürte ich, wie sie meine Hand kurz drückte. Ich schaute hoch zu ihr, doch ihre Augen waren geschlossen. Zu früh gefreut. Ich redete weiter, bis ich wieder etwas spürte. Ich schaute hoch und sah, wie sich ihre Augenlider leicht öffneten. 

Ich: Alegra?

Keine Reaktion. Wahrscheinlich bildete ich mir das auch alles nur ein. Eine Minute später hörte ich eine leise Stimme. Ich schaute hoch zu Alegra und tatsächlich. Sie war es die etwas gesagt hatte. Ich hatte es zwar nicht verstanden, aber das war mir in diesem Moment vollkommen egal. Sie ist wieder wach. 

Ich: Alegra? Kannst du mich hören?

Alegra: Wo bin ich?

Ich: Im Krankenhaus.

Alegra: Wer bist du und woher kennst du meinen Namen?

Bei diesen Worten verspürte ich wieder diesen Stich im Herzen. Sie hatte keinerlei Erinnerungen mehr. Sie kannte mich nicht mehr. Ich war völlig in Gedanken versunken, bis mir einfiel, dass ich ihr noch gar nicht geantwortet hatte.

Alegras Sicht:

Als ich meine Augen leicht öffnete, war alles hell. Ich schaute mich leicht um und stellte fest, dass ich nicht zuhause war, aber wo war ich dann?! Ich entdeckte einen Jungen vor mir sitzen. Er hielt meine Hand und schien traurig zu sein. Ich wollte meine Hand wegziehen, doch dazu fehlte mir die Kraft. Ich hörte auf einmal meinen Namen und der Junge schaute mich hoffnungsvoll an.

Ben: Alegra? Kannst du mich hören?

Ich: Wo bin ich?

Ben: Im Krankenhaus.

Ich: Wer bist du und woher kennst du meinen Namen?

Wer ist dieser Junge und woher kennt er meinen Namen. Ich habe ihn nie zuvor gesehen und jetzt sitzt er vor meinem Bett im Krankenhaus.

Ben: Ich bin Ben, dein bester Freund.

Ich überlegte kurz, doch ich konnte mich an keinen Ben erinnern. Es gab noch nicht mal einen Ben in meiner Klasse oder auf meiner Schule.

Ich: Okay. Wo sind meine Eltern?

Ben: Sie kommen bestimmt gleich.

Ich: Wieso bin ich überhaupt im Krankenhaus?

Doch bevor Ben, ich glaube so hieß er, mir antworten konnte, kam eine Krankenschwester ins Zimmer. Kurz danach folgten meine Eltern.

Meine Mutter kam auf mich zu und umarmte mich. 

Bens Sicht:

Eine Krankenschwester und ihre Eltern kamen ins Zimmer bevor ich ihr antworten konnte. Wie sollte ich ihr das alles nur erklären, wenn sie sich noch nicht mal an mich erinnern konnte. Bei diesem Gedanke verspürte ich mal wieder diesen Stich im Herzen. Ich war überglücklich, dass sie nun wieder wach war und es ihr anscheinend auch den Umständen entsprechend ganz gut ging, aber dieser Gedanke, dass sie mich nicht mehr kannte, machte mich einfach nur fertig. 

Ihre Mutter ging auf sie zu und umarmte sie, genauso wie ihr Vater kurz danach. Alegra war froh ihre Eltern zu sehen und von Minute zu Minute fühlte ich mich mehr und mehr Fehl am Platz, doch jetzt konnte ich nicht einfach so gehen. 

Die Krankenschwester bat uns mit raus zu kommen, damit der Arzt sie kurz untersuchen konnte, also gingen wir raus und warteten bis der Arzt raus kam. Nach 15 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, kam der Arzt aus Alegras Zimmer, aber sein Blick verriet schon nichts Gutes.

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