2nd

90 6 2
                                    

Nach diesem Gespräch war Taehyung nicht länger in der Wohnung seines Freundes geblieben. Er hatte seine Sachen genommen und war ohne ein weiteres Wort zu verlieren gegangen. Der ein oder andere würde diese Reaktion als zu übertrieben abstempeln, doch für ihn war dieses Handeln berechtigt. Immer wieder stellte er klar, dass er es hasste wenn man Dinge über seinen Kopf hinweg entschied. Und genau das hatte Liam trotzdem getan.

Nun saß Tae in der Uni und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sein Professor erzählte. Leider gelang ihm das nicht sonderlich gut. Eigentlich hätte er gleich zuhause bleiben können. Er konnte sich nach einem Streit mit Liam noch nie auf die Uni konzentrieren. Nicht so lange der Streit nicht geklärt war. Er verfluchte sich dafür. Warum nur war er so abhängig von seinem Freund, dass selbst der kleineste Streit ihm so zusetzte. Manchmal konnte er Nachts nicht schlafen, wenn sie sich gestritten hatten. So auch diese Nacht. Leider war das von großem Nachteil, denn das Modell hatte heute einen Auftrag und da sollte er eigentlich fit sein. Entnervt fuhr er sich durch sein Haar. War ja typisch, dass immer alles auf einmal kam.
Umso erleichterter war er als der Professor die Vorlesung endlich beendete. Schnell packte er seine Sachen zusammen und verließ den Saal. Jedoch bereute er es -sich beeilt zu haben- als er im Flur ankam. An die Wand gelehnt und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen erwartete ihn Liam. Augenverdrehend ging Taehyung an diesem vorbei. Er freute sich zwar dass der Blonde da war, doch wollte er nicht mit diesem reden. Einfach um ihm zu zeigen wie sauer er war. Doch der junge Schriftseller lies sich davon nicht abschrecken. Er kannte Tae und auch wie er in bestimmten Situationen drauf war. In Situationen wie dieser schwieg der Schwarzhaarige gerne alles tot. Er sagte ungerne was er wirklich wollte und er hasste es nachzugeben. Liam musste dran bleiben und sich wieder mit seinem Freund versöhnen. Vielleicht würde dieser doch nachgeben und nicht mehr so wütend sein, wenn Liam es nur intensiv genug versuchte. Also stieß er sich von der Wand ab und lief dem Modell hinterher. „Taehyung", rief er, als er zu dem jungen Studenten aufholte. Dieser würdigte ihn keines Blickes. Nicht einmal, als Liam direkt neben ihm lief. Stattdessen sah er nach vorne und fragte: „Was machst du hier? Du hast keine Kurse und musst an deinem Buch arbeiten." Sein Ton war kalt und abweisend, was Liam einen kalten Schauer über den Rücken laufen lies. Ihm wurde klar, dass er ziemlichen Mist gebaut hatte. Doch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Er setzte ein breites Lächeln auf und griff nach Taehyungs Hand: „Ich wollte meinen Freund sehen. Außerdem muss ich doch aufpassen, dass kein anderer Typ Interesse an dir bekommt. Und dich mir am Ende wegschnappt. Das würde mein Herz nicht ertragen." Um seine Aussage dramatischer wirken zu lassen, fasste er sich an sein Herz als würde es schmerzen. Tae verdrehte daraufhin die Augen, doch zog er seine Hand nicht aus der seines Freundes. Er freute sich über diese kleine Berührung. Denn diese waren viel zu selten geworden. Was der Tatsache geschuldet war, dass sich die Beiden kaum mehr sahen.
Liam sah dies als ein gutes Zeichen und redete weiter: „Tut mir leid." Er sagte es so leise, dass der Schwarzhaarige dachte sich verhört zu haben, doch nachdem er verwirrt seinen Blick auf Liam gerichtet hatte, sah er in dessen entschuldigenden Augen. Verwundert zog Taehyung seine Augenbrauen ein Stück zusammen. Der blonde Junge fuhr sich einmal über den Nacken und erklärte sich dann: „Das gestern Abend tut mir leid. Nein nicht gestern Abend.", er schüttelte kurz den Kopf, „Es tut mir leid, dass ich einfach über deinen Kopf hinweg entschieden habe, dass du einen Bodyguard bekommst. Dass deine Agentur etwas über dich hinweg entscheidet ist mehr oder weniger normal, aber ich bin dein Freund und hätte nicht auf den Zug aufspringen dürfen. Ich hätte vorher mit dir reden sollen."
Taehyung wendete seinen Blick wieder von dem etwas größeren ab. „Das hättest du.", sagte er leise und verstärkte den Druck auf ihre Hände ein wenig.
„Aber Tae", sprach Liam weiter, „Du musst einsehen, dass du dem niemals zugestimmt hättest. Du bist viel zu stolz und zu stur. Obwohl es nötig ist. Darum haben wir dir vorher nichts gesagt."
Taehyung seufzte geschlagen, was Liam etwas Hoffnung schöpfen ließ. „Na gut", lenkte er schließlich ein, „Ich gebe ihm eine Chance. Aber du sorgst dafür, dass ich nicht irgendeinen dummen, auffallenden Bullen bekomme. Wenn ich schon 24h mit ihm zusammenhängen muss, will ich mich wenigstens gut mit ihm unterhalten können. Außerdem sollte er an meiner Seite gut aussehen und nicht wie ein Fremdkörper wirken." Ein breites Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Blonden. Genau wie er es von seinem Freund gewohnt war, wollte dieser einen Kompromiss eingehen. Auch wenn seine Bedingungen wie immer etwas seltsam waren. Doch die waren noch nie ein Hindernis gewesen. Das einzige Problem war wahrscheinlich das 'Er soll nicht wie ein Fremdkörper neben mir wirken' neben Tae sah jeder aus wie eine Kartoffel. Aber zumindest war das ein Anfang. „Danke Tae!", brachte der Schriftsteller lächelnd hervor, „Ich werde mich persönlich darum kümmern."

„Worauf hab ich mich da nur eingelassen", stöhnend legte das Modell seine Hand auf die Stirn, „Echt du bringst mich dazu die schlechtesten Entscheidungen zu treffen." Mit einem vorwurfsvollem Blick strafte er seinen Freund. Dieser legte jedoch nur lachend einen Arm um Taehyung und zog ihn näher an sich ran. „Entschuldige. Wie wäre es wenn ich dich als Entschuldigung zu einem Date einlade?"
Die Augen des Schwarzhaarigen blitzten auf. Das letzte richtige Date, welches die beiden hatten war schon Ewigkeiten her. „Wann? Was machen wir?", fragte er daher viel zu aufgeregt. Daraufhin musste Liam wieder etwas lachen. „Wie wäre es in zwei Wochen? Da habe ich zu 100% Zeit.", fing der Größere an zu überlegen, „Lass uns zuerst ein wenig spazieren gehen. Danach gehen wir in ein Bücherkaffe. Wenn wir unsere Bäuche vollgestopft haben schauen wir uns im Kino einen Film deiner Wahl an und dann koche ich uns etwas Schönes?" Fragend blickte er zu Tae hinab. Dieser schaute dem Blonden verträumt in die Augen. Dieses Date war ein Traum. Lächelnd nickte er als Zustimmung. Doch ließ er kurz darauf die Schultern hängen. „Du hast wirklich erst in zwei Wochen wieder Zeit?", die unterschwellige Enttäuschung entging Liam nicht. Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen, da er immer so wenig Zeit für seinen liebsten hatte.
Natürlich hatte auch Taehyung viel zu tun. Doch es war kein Geheimnis das Liam sich nie Zeit nahm. Entschuldigend drückte er dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Stirn. „Tut mir leid.", meinte er leise und Taehyung nickt daraufhin schwach. „Dafür wird dass das beste Date deines Lebens. Versprochen.", versuchte Liam die Stimmung wieder zu lockern. Und es klappte. Der Kleinere lächelte wieder etwas. „Sollte es das nicht werden, trenne ich mich von dir. Verstanden?", drohte er noch und Liam hob abwehrend die Hände in die Luft. „Na wenn das mal keine Ansage ist."

Lachend traten die beiden durch die große Eingangstür der Uni und stellten fest, dass es wie aus Eimern schüttete. Einige Studenten rannten über den Campus und versuchten ihre Mitschriften irgendwie vor dem Regen zu bewahren. Andere spazierten gemütlich unter ihrem Regenschirm über den großen Platz. Ein paar Leute hatten sich Schutz unter den Überdachungen gesucht, welche über den breiten Eingangstreppen waren. Als Tae seinen Blick neugierig über die Leute fliegen lies erkannte er einen Haarschopf und führte Liam zu diesem.
„Ann!", sprach er das Mädchen mit dem hohen Zopf an. Sie drehte ihren Kopf schwungvoll in die Richtung der Jungs und lächelte breit, als sie Tae und Liam erkannte. „Hey Jungs.", begrüßte sie die beiden herzlich.
Taehyung betrachtete die junge Frau und stellte fest, dass sie nicht wirklich Wettergeeignet angezogen war. Sie trug eine kurze Jeans und einen lockeren gestrickten Pulli. Dieser war mit Sicherheit nicht warm. Noch dazu konnte Tae keinen Regenschirm entdecken. Liam schien das auch bemerkt zu haben, denn kurz darauf fragte er: „Sollen wir dich mitnehmen?"
„Nein danke", lehnte Ann das Angebot ab, „Ich werde abgeholt." Lächelnd und wissend nickten die beiden Männer.

Sie kannten Ann schon seit Beginn ihres Studiums. Das Mädchen war bekannt wie ein bunter Hund. Ihr Ruf eilte ihr voraus. Ann war unglaublich schön und nicht gerade dumm. In all ihren Kursen war sie Jahrgangsbeste und anfänglich hatte sie mehrere Studiengänge gleichzeitig belegt. Noch dazu war ihre Familie nicht gerade Arm. Daher war es nicht schwer für sie an Bekanntheit dazu zu gewinnen. Was jedoch noch auffällig war, war ihre Kalte abweisende Art. Es war schwer sich mit ihr anzufreunden und ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie hatte keine Skrupel Menschen -welche nicht ihrem Standard entsprachen- fertig zu machen. Ihr wurde sogar nachgesagt, dass sie eine Studentin in den Tot getrieben haben soll. Liam ist damals durch eine Wette zu ihrem Nachhilfeschüler geworden und durfte all ihre dunklen Seiten zu spüren bekommen. Jedoch hatte er nach einiger Zeit auch das wahre Gesicht von Ann sehen dürfen. Damals hatte er gemerkt, dass hinter der Kalten abweisenden Fassade nur ein freundliches, einsames und ängstliches Mädchen steckte. Sie war es, welche ihn damals ermutigte zu seinen Gefühlen zu stehen und Taehyung auszuführen. Was er nicht wusste war, dass sie und Tae damals schon befreundet waren. Beide Jungs haben diesem Mädchen ziemlich viel zu verdanken.

„Ach Taehyung, möchtest du eigentlich mal wieder bei mir vorbei sehen?", fragte Ann wie aus dem nichts. Taehyung lächelte: „Warum nicht. Bei dir zuhause oder in der Wohnung deines Verlobten?"
„Bei mir. Ich schicke dir dann eine Nachricht.",beantwortete sie seine Frage und sah auf ihr Handy. Nur wenige Augenblicke später fuhr ein schwarzer Land Rover vor und Ann verabschiedete sich schnell. Dann verließ sie die sichere Überdachung und sprang in den Wagen. Nachdem dieser weg gefahren war, machten sich auch Taehyung und Liam auf den Weg zu ihren Autos, wobei sie sich einen Regenschirm teilten. Genau wie zu der Zeit in der beide zusammen zur Uni gegangen waren und noch Zeit füreinander hatten.


















________________________________
Das war Kapitel 2😊.
Lg Solitaerchen💜💜

Always youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt