53rd

70 8 15
                                    

Es war schon Nacht, als Jeongguk schließlich hörte wie jemand die Treppe runtergelaufen kam. Und es war definitiv nicht Taehyungs Vater, denn der war eine halbe Stunde vorher ins Bett gegangen.
Das Model und sein Vater hatten komplett gegensätzliche Schlafrhythmen. Während Taehyung bevorzugt spät ins Bett ging und bis Mittag schlief, stand sein Vater unnatürlich früh auf und ging genau so früh auch wieder ins Bett.

Jeongguk -welcher sich gerade wieder einen neuen Tee gemacht hatte und mit einem Löffel den Zucker unterrührte- blieb in der Küchentür stehen und sagte: „Na Sleeping beauty? Auch mal aufgestanden?"
„Danke. Dabei hast du mich noch nicht einmal angesehen.", erwiderte Taehyung. Erst danach hob der Braunhaarige seinen Blick und betrachtete sein Gegenüber. Und was er sah verschlug ihm die Sprache. Eigentlich hatte er mit seinem Kommentar nur einen Spaß machen wollen. Was er nicht erwartet hatte war, dass der Schwarzhaarige tatsächlich umwerfend aussah. Er trug zur Abwechslung mal keine weite Stoffhose –welche er so sehr liebte- sondern eine enge schwarze Jeans. Zu dieser trug er ein locker sitzendes, silbernes Hemd mit Seidenoptik, welches er vorne in die Hose gesteckt hatte. Außerdem hatte er seine Haar gemacht. Sie waren leicht gewellt und hingen ihm ins Gesicht. Das sah ein wenig messi aus, aber auf eine ziemlich attraktive Art und weiße.
Bei genauerem Hinsehen, konnte Jeongguk erkennen, dass Taehyung sich geschminkt hatte. „Eh...", sprachlos und mit leicht geöffnetem Mund starrte er das Model an. Klar sah er seinen Mitbewohner nicht zum ersten Mal so rausgeputzt. Aber normalerweise waren sie bei einem Gig und nicht Zuhause.
„Mach den Mund zu, sonst kommen die Fliegen rein.", meinte Taehyung mit einem breiten Lächeln und stolzierte an seinem Bodyguard vorbei ins Wohnzimmer. Wie ein Idiot schloss Jeongguk daraufhin seinen Mund und folgte dem Älteren.
„Eh gibt es einen Grund, dass du dich so rausgeputzt hast?"
Taehyung -welcher in einem der Regale im Wohnzimmer rumwühlte- blickte, gespielt, geschockt auf und sagte: „Das hast du jetzt nicht wirklich gefragt oder?" Doch Jeongguk zuckte nur unwissend mit den Schultern. Also seufzte das Model theatralisch und erklärte: „Kookie heute ist Neujahr. Also zumindest auf dem Rest der Welt. Und was wäre ich für ein Sohn, wenn ich eines der Lieblingsfeste meiner Mutter ausfallen lassen würde?" Das war ein wenig geflunkert. Neujahr war nie wirklich ein Fest gewesen, welches Taehyungs Mutter zelebriert hatte. Klar, manchmal hatten sie ein paar Nachbarn eingeladen und ein kleines Feuerwerk gestartet, aber so richtig gefeiert –wie der Rest der Welt- hatten sie es nie. Doch das musste Jeongguk ja nicht wissen.
„Ein Feuerwerk haben wir zwar nicht da, aber ich glaube wir hatten hier noch irgendwo Sternchenfeuer.", erzählte Taehyung weiter, während er wieder durch das Regal wühlte. Jeongguk stad ein wenig überfordert im Raum. „Ehm", fing der Bodyguard an, „Dein Vater ist schon ins Bett gegangen. Sollen wir ihn wieder wecken, damit er uns Gesellschaft leistet?"
„Nein, nein.", antwortete der Ältere schnell, „Papa braucht seinen Schlaf. Ich denke es reicht wenn wir zu zweit feiern." Taehyung war es ganz recht, dass sein Vater schon schlafen gegangen war. Denn wenn er ehrlich war, wollte er mal wieder etwas Zeit mit Jeongguk verbringen, ohne dass jemand anderes dabei war. Mit einem triumphierendem: „Ah hier.", hielt er schließlich eine Schachtel Sternchenfeuer in die Luft. Breit grinste er den Jüngeren an und sah auf die Uhr. „Spät genug ist es, lass uns raus gehen und die Ersten anzünden." Ohne wirklich auf eine Reaktion zu warten, öffnete Taehyung die Terrassentür und lief raus in die Kälte der Winternacht. Dabei hatte er nur ein Feuerzeug und die Sternchenfeuer in der Hand und ein paar Hausschuhe an. Doch darauf achtete er nicht, und auch die Tatsache, dass er fast Augenblicklich fror ignorierte der Schwarzhaarige. Stattdessen nahm er die Packung mit dem Sternchenfeuer und fing an die ersten zwei Stäbe aus der Plastepackung zu fischen. Voller Vorfreude -und zitternd- stand das Model also im Garten und wartete ungeduldig darauf, dass sein Bodyguard neben ihm auftauchte.
„Jeongguk wo bleibst du?", rief er laut, während er schon anfing das erste Sternchenfeuer –mit zittrigen Händen- anzuzünden, oder es zumindest versuchte. Und nur einen Augenblick später hörte er Jeongguk neben sich „Ich bin ja schon da. Sei nicht so ungeduldig.", sagen und gleichzeitig spürte Taehyung, wie ihm etwas Warmes über die Schultern gelegt wurde. Seine Jacke. „Du kannst doch nicht ohne Mantel in diese Kälte rennen." Erklärte der Bodyguard tadelnd, während er dem Älteren half, das Kleidungsstück richtig anzuziehen. „Du wirst sonst krank und dann? Dann kannst du Uni und Modeln erst Mal vergessen. Und glaub mir", wie Automatisch begann der Braunhaarige, den Reisverschluss von Taehyungs Mantel zu schließen, „so unausgelastet wollen wir dich beide nicht ertragen." Damit hatte er dem Älteren den Reisverschluss bis unter sein Kinn gezogen. Was dafür sorgte, dass Taehyung warm ums Herz wurde. Und ehe er sich versah, hatte Jeongguk ihm auch noch eine Mütze aufgesetzt. Zärtlich strich er dem Model einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dabei streifen seine Finger immer wieder sanft über dessen Stirn und ließen seine Wangen rot werden. Was Jeongguk nicht zu bemerken schien. Stattdessen wendete er sich ab, schloss seinen eigenen Mantel und steckte fröstelnd seine Hände in die Manteltaschen. „So, können wir das schnell hinter uns bringen? Es ist echt scheiße kalt hier draußen."
Taehyung seufzte daraufhin und meinte: „Wenn man das Ganze hetzt, ist es nur halb so schön.", mit einem gewissen Vorwurf sah er zu dem Jüngeren. „Die schönsten Dinge brauchen Zeit.", erklärte er und Jeongguk ging auf die Aussage mit einem Schmunzeln ein. „Wie man heute ja an dir sehen kann.", sagte er und ließ den Schwarzhaarigen gleich wieder erröten. Hatte Jeongguk gerade mit ihm geflirtet?
„Eh...Danke.", stammelte er  zusammen und konzentrierte sich wieder darauf mit seinen gefrorenen Finger die Sternchenlichter anzuzünden. Er war ja so froh, dass es dunkel war und Jeongguk ihm wahrscheinlich nicht ansah wie unsicher er auf einmal war. Klar, Taehyung wollte dem Jüngeren irgendeine Reaktion entlocken. Aber dass er ihn jetzt komplimentierte, war dann doch unerwartet. Moment, hatte Jeongguk ihm denn überhaupt ein Kompliment gemacht? Vielleicht wollte er ihn ja auch nur ärgern. Taehyung wusste mal wieder nicht wohin mit seinen Gedanken und merkte erst, wie lange er schon grübelte, als sein Bodyguard ihm das Feuerzeug und die Sternchenfeuer mit den Worten: „Lass mich das machen, sonst stehen wir morgen früh noch hier.", aus der Hand nahm und innerhalb von Sekunden anzündete.
Lächelnd reichte er Taehyung einen der Stäbe und bekam ein leises „Danke." dafür.
Danach schwiegen die beiden, während sie den kleinen Sternchen aus Feuer dabei zusahen, wie sie sich an den Metallstäben runterarbeiteten. Taehyung ärgerte sich über seine plötzliche Unsicherheit und begann sich zu fragen, ob sein Plan von heute Morgen, wirklich so eine gute Idee war. Am Ende würde er sich doch total zum Affen machen und Jeongguk am besten ganz vergraulen. Mit einem Tonlosen seufzen schaute er auf das kleine Licht in seinen Händen.
Und während Taehyung sich selber in Frage stellte, erinnerte sich Jeongguk an den Abend, an welchem er zum ersten Mal ein Sternchenfeuer in der Hand hielt.

Always youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt