25th

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„Und bei dir?", durchbrach Jeongguk nach einer weile die Stille, welche sich über die Beiden gelegt hatte, „Was hast du so getrieben nach unserem Abschluss?" Der Braunhaarige hatte sich auf die Seite gelegt und seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt um besser zu dem Model aufsehen können.
Taehyung sammelte seine Gedanken einen Moment und begann zu erzählen: „Naja wie du weißt war die Zeit um unseren Abschluss nicht die schönste Zeit die ich hatte. Erst hatten meine Eltern diesen furchtbaren Unfall und dann ist Puma nach Seoul gegangen. Mein Vater hat sich zum Glück relativ schnell von besagtem Unfall erholt. Er wurde nach wenigen Monaten aus dem Krankenhaus entlassen und war in der Lage wieder arbeiten zu gehen. Auch wenn er sich einen neuen Job suchen musste. Aber das weißt du ja, schließlich bist du erst kurz darauf gegangen.", er sah einen Augenblick lang zu dem Jüngeren und atmete einmal laut aus. Jeongguk erinnerte sich gut an den Autounfall von Taehyungs Eltern -auch wenn glücklicherweise keiner der Beiden dabei gewesen war-. An einem Wochenende -nur ein paar Monate vor ihren Abschlussprüfungen- waren die Eltern des Models zu seinen Verwandten gefahren. Ihren Sohn hatten sie zuhause gelassen.
Taehyung und Jeongguk hatten gerade irgend ein Spiel an der PS4 gespielt, als der schreckliche Anruf von der Polizei kam. Mr. und Mrs. Kim sind mit ihrem Fahrzeug unter einen Lastwagen geraten. Ihr Auto war völlig zerstört und auch den beiden Passagieren ging es alles andere als gut. Mr. Kim hatte mehrere schwere Brüche von der Hüfte abwärts, und natürlich blieb auch der Rest seinen Körpers nicht unversehrt. Mrs. Kim hatte es jedoch noch viel schlimmer erwischt. Sie musste sogar in ein künstliches Koma gelegt werden. Taehyung war nach dem Anruf unglaublich aufgelöst und die beiden Jungs sind augenblicklich ins Krankenhaus gefahren. An dem Tag hatte Jeongguk den Älteren das erste Mal weinen gesehen. Und leider war es für eine lange Zeit nicht das letzte Mal. „Meine Mutter lag noch immer im Koma und ich wollte meinen Vater eigentlich nicht alleine lassen.", fuhr das Model seine Erzählung fort, „Jedoch hatte er mir gesagt, dass ich ein Stipendium bekommen hatte und diese Chance nicht einfach verstreichen lassen sollte. Erst recht nicht nach dem Unfall. Wir hatten nicht mehr so viel Geld wie vorher und mein Vater hätte die Gebühren für die Uni nicht zahlen können. Also bin ich kurz nach deinem Verschwinden nach Seoul gezogen. Leider ist es nicht so einfach als Student und ohne Geld über die Runden zu kommen. Ich habe neben der Uni noch zwei weitere Jobs annehmen müssen um zu überlegen. Nach den ersten zwei Jahren hatte ich das Gefühl durchzudrehen und habe mich entschlossen mein Studium zu pausieren und meinen Wehrdienst zu erledigen. Um ehrlich zu sein bin ich froh mich so entschieden zu haben.", ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen des hübschen Jungen. Er erinnerte sich gerne an die ersten 4 Jahre nach seinem Abschluss zurück. Klar die Zeit war hart, und doch hatte es ihn zu dem gemacht, wer er nun war. „Nach den zwei Pflichtjahren habe ich mich wieder in mein Studium reingehängt. In der Zeit habe ich auch Liam und Ann kennen gelernt. Naja und vor etwas mehr als einem Jahr habe ich dann das Angebot zu Modeln bekommen.", mit einem leichten Schulterzucken beendete der Schwarzhaarige seine Erzählung und sah den Bodyguard neben sich an. Jeongguk hatte nicht ein Wort gesagt und nickte nun leicht. „Was...was ist aus deiner Mutter geworden?", fragte der Jüngere nach kurzer Zeit und setzte sich in den Schneidersitz. Bedrückt schaute Taehyung aus seine Hände und flüsterte: „Nach einem Jahr haben wir die Geräte abstellen lassen, so wie sie es immer wollte." Erschrocken weiteten sich die Augen des Bodyguards. Er konnte sich noch gut an die Mutter des Schwarzhaarigen erinnern. Sie war eine wunderschöne aufgeweckte Frau gewesen, und ab einem gewissen Punkt wie eine zweite Mutter für ihn. Dass sie nun nicht mehr da war und das seit etwas mehr als fünf Jahren, traf den jungen Mann sehr. Gerne wäre er zu ihrer Beerdigung gegangen und hätte ihr die letzte Ehre erwiesen. Mit einem Schlag wurden seine Schuldgefühle größer. Wäre er nicht einfach gegangen ohne Taehyung zu sagen wohin, hätte dieser ihn sicher eingeladen. Ein kurzer Blick zu dem Älteren zeigte dem Bodyguard, wie sehr der Tod seiner Mutter ihm noch zusetzte. Also schluckte Jeongguk seine Schuldgefühle runter. „Das tut mir leid.", sagte er so leise, dass es beinahe ein Flüstern war. Das Model zuckte daraufhin mit den Schultern: „Wieso? DU kannst ja wohl von allen Menschen am wenigsten für ihren Unfall. Es war alleine die Schuld von dem Lastwagenfahrer."
„Trotzdem", erwiderte der Braunhaarige, „Wir waren wie Brüder, ich hätte für dich da sein sollen. Schließlich war ich dein bester Freund und-"
„Halt! Jeongguk! Stopp!", energisch hob Taehyung seine Hände und brach den Jüngeren somit zum Schweigen, „Lass uns einfach nicht über diese Zeit reden ok? Nicht jetzt." Er blickte Jeongguk direkt in die Augen und der Bodyguard hatte das Gefühl ihm würde direkt in die Seele geblickt werden. Taehyung wollte auf keinen Fall mehr über die Zeit kurz nach seinem 'Verschwinden' mehr sprechen und Jeongguk sah es ein. Es war einfach ein Thema, welches die gute Stimmung komplett zerstören würde. Keiner der jungen Männer war bereit dieses Gespräch zu führen, also blieben sie still und sahen über die Dächer Hongdaes. Zumindest so lange, bis dem Bodyguard die nächste Frage auf der Zunge lag.

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