ETHAN

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"Hast du sie noch alle!?", schrie jemand, so laut, das die Musik im Vergleich klang wie ein Radio, welches nur spielte, um die Stille zu überspielen. Und es ließ nicht nur Dorothee und mich zusammenzucken, sondern auch alle anderen, die scheinbar den Kontext verpasst hatten. Man erkannte sie daran, dass sie ihre Köpfe wie eine Schildkröte eingezogen hatten. Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich die Quelle dieser lauten Stimme gefunden, ich musste nur den Blicken der anderen folgen und schon erblickte ich Isabella. Oh nein...
"Ich muss los.", sagte ich sofort zu Dorothee und stand auf.
"Twila, warte!", rief sie mir noch hinterher doch Melissa konnte jetzt gut Hilfe gebrauchen und ich fühlte mich dafür verantwortlich, denn ich hatte schließlich Dorothee um Hilfe gebeten.

"Du wagst es, mir die Party zu ruinieren!?", schrie Isabella weiter und es wurde nicht besser, umso näher ich ihnen kam. Im Gegenteil.
"So wie du mir meine ruinieren wolltest? Ja!", schrie Melissa zurück.
"Glaub bloß nicht, das hätte irgendwas mit dir zu tun. Hättest du hier keine Nutten angeschleppt, wären immer noch alle bei mir!" Ähm... Diese sogenannten 'Nutten' konnten sie hören. Außerdem war es was anderes sexy zu tanzen und dafür Geld zu bekommen als Geld für Sex zu erhalten.
"Und du glaubst, das hätte etwas mit dir zu tun? Dann sage ich dir mal was, absolut niemand kann dich leiden!" Plötzlich erhob Isabella ihre Hand, die ich glücklicherweise noch abfangen konnte, bevor sie Melissas Gesicht erreichte.
"Für wen hältst du dich eigentlich!?", fuhr ich sie an und drückte ihr Handgelenk so fest ich konnte, was auch Wirkung zeigte.
"Erst versuchst du ihre Party kaputt zu machen und jetzt tauchst du hier auf, ganz sicher nicht mit einer Einladung, und willst sie schlagen? Du hast echt Nerven!"
"Halt dich da raus!", schrie mich an und riss sich los.

"Miss Adams, wir müssen Sie bitten zu gehen.", sagte ein Mann hinter Isabella. Er trug einen Anzug und hinter ihm standen nochmal zwei weitere Männer im selben Dresscode.
"Ich gehe nirgendwo hin!" Oh, sowas sollte man niemals zur Security sagen. Die zwei hinteren Männer führten Isabella daraufhin eigenhändig weg.
"Muss toll sein Security zu haben.", sagte ich zu Melissa, die noch völlig überfordert schien.
"Ja, nur frage ich mich woher die kommen.", sagte sie dann.
"Also gehören die nicht zu dir?", fragte ich und wusste sofort, wenn sie nicht zu ihr gehörten, konnte es nur eine andere Person gewesen sein. Also sah ich zur Liege auf der wir bis vor kurzem noch gesessen hatten. Sie lächelte mich an und erhob kurz ihre Flasche Bier. Und nun fragte ich mich, wieso ich mir sorgen gemacht hatte. Es hätte mir klar sein müssen, dass sie auf so etwas vorbereitet war. Dennoch konnte ich Melissa vor einer Ohrfeige bewahren.

"Melissa!", rief jemand aus der Menge und ich konnte genau sehen wie diese Person die Leute zur Seite stieß, um durch zu kommen. Kurz darauf stand ein ziemlich großer Typ vor uns und nahm Melissa in den Arm.
"Alles ok?" Sie nickte natürlich.
"Dank Twila.", sagte sie und sah mich an.
"Twila, darf ich vorstellen? Mein Bruder Ethan." Wir reichten uns die Hand. Wo hatte der sich bis jetzt versteckt?
"Ich weiß zwar nicht, was du getan hast aber danke. Es wurde schon lange mal Zeit, dass Isabella die Stirn geboten wird." Da konnte ich ihm nur zustimmen. Kaum vorzustellen, wie es sein musste bevor wir aufs College gekommen waren. Ob Okka recht hatte und es alles begann, nachdem ich von der Schule gegangen war?

Das Problem hinter dieser Theorie war nur, dass es keinen Grund für Isabella gab mich nachzuahmen und das über Jahre hinweg. Ich konnte mich ja nicht einmal daran erinnern mit ihr zusammen auf einer Schule gewesen zu sein. Allgemein hatte ich keine besonderen Erinnerungen an diese Highschool außer mein Kennenlernen mit Okka. Mehr war da nicht... Oh, und das eine mal, wo ich jemanden in die Schranken weisen musste, weil er ein Mädchen belästigt hatte. Aber was hatte das schon mit Isabella zu tun? Das Mädchen damals hatte eine Brille und trug immer Übergröße Klamotten. Ich erinnerte mich noch genau an sie. Ihre langen braunen Haare waren zu einem strengen Zopf gebunden gewesen und ihre leuchtend grünen Augen konnten von der Brille nicht verdeckt werden. Schon komisch, wie ihr Äußeres so gut mit Isabella übereinstimmte. Holy shit... Wo war meine Glühbirne , wenn ich sie brauchte? Dieses Mädchen war Isabella! Das war die einzige Erklärung!
"Twila?", fragte mich Dorothee und legte eine Hand auf meine Schulter.
"Alles ok?"
"Hat sie denn nichts dazu gelernt?", murmelte ich vor mich hin
"Wer? Wovon redest du?"

Ich musste ihr hinterher. Auch wenn das bedeutete Dorothee einfach so stehen zu lassen. Bis ich sie eingeholt hatte, war sie mit der Security bereits auf der Straße. Sie lief anscheinend zu ihrem Auto auf der anderen Straßenseite.
"Isabella!", rief ich nach ihr, woraufhin sie sich umdrehte. Sobald sie mich aber sah stöhnte sie auf und lief weiter. Ich musste also schneller sein und so knallte ich ihre Autotür wieder zu, sobald sie diese öffnete. Daraufhin packte ich sie an den Armen, damit sie nicht weg lief.
"Ich habe dir geholfen damals. Erinnerst du dich?"
"Seltsame Art ein Gespräch anzufangen, wo wir uns doch nichts zu sagen haben.", sagte sie und versuchte mich abzuschütteln.
"Kyle? Ich weiß, du hast das nicht vergessen, auch wenn ich dich bis heute nicht wiedererkannt habe."
"Ich weiß nicht, wovon du sprichst.", sie gab nicht nach.
"Gut, spiel die dumme aber das damals hätte dir eine Lehre sein sollen. Matthew ist nicht besser als Kyle."
"Du hast sie doch nicht alle."

Twila Got A TongueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt