Kapitel 6 - Verwirrt und Verliebt -

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Als er sich von mir löste, schaute er mir tief in den Augen. Sie funkelten, und hatten etwas beruhigendes an sich. Um mich nicht in ihnen zu verlieren, schaute ich wieder auf den Boden. Was war das gerade? Ich meine, es hat sich nicht falsch angefühlt...aber auch irgendwie merkwürdig. Hast ja doch noch jemanden gefunden, der dich mag. Glückwunsch Trottel. Felix nahm mich wieder in den Arm. "Möchtest du vielleicht darüber reden?" flüsterte er leise in mein Ohr. Ich nickte kurz und schaute ihn an, nur um dann wieder auf meine Schuhe zu starren. Er hatte seine Hände in meine gelegt und er schaute mich auffordernd an. Willst du wirklich einen Typen, den du ein Tag kennst, deine Lebensgeschichte erzählen? Nicht dein ernst oder. Wieder liefen Tränen meine Wange hinunter. Kann diese verdammte Stimme nicht einmal ruhig sein?! "Hey, du musst es mir auch nicht erzählen. Ich kann schon verstehen dass du mir nicht gleich deine ganze Lebensgeschichte erzählen willst." sagte er während er meinen Kopf anhob. "Nein, ist schon gut." Ich wollte gerade anfangen zu reden, als ich bemerkte, dass Felix etwas geschockt auf meine Arme starrte. Verdammt, ich hab die Narben ganz vergessen! Schnell riss ich meine Hände aus seinen und krempelte meinen Pulli wieder hinunter.

Erschämt schaute ich aus dem Fenster hinter ihm und fing an zu erzählen:"Letztes Jahr an Weihnachten hat mein Bruder Selbstmord begangen. Er hielt es nicht mehr aus, dass ich immer von meinen Eltern bevorzugt wurde...ich ehrlich gesagt auch nicht. Er war aber auch irgendwie der einzige, der mich damals verstanden hatte. Ich wurde in der Schule immer nur von allen verarscht und ausgenutzt. Ich verbrachte die ganzen Pausen auf dem Klo und im Unterricht saß ich immer ganz hinten in der Ecke. Deshalb habe ich auch...naja. Damit angefangen." Ich zeigte auf meine Arme und fing wieder an zu weinen. Heulsuse, als ob der sich dafür interessiert. "Und manchmal werde ich einfach aggressiv, wenn mir die Stimme in meinem Kopf weis machen will, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin!" sagte ich etwas lauter. Ich war mir ziemlich sicher, dass Felix nicht wusste, was er sagen sollte. Er schaute mich nur traurig an. "Schon okay, musst nichts dazu sagen..."  "Du weißt gar nicht, wie unendlich leid du mir tust. Aber du musst deine Vergangenheit abschließen und hinter dir lassen. Und ich helfe dir dabei." sagte er nun doch, bevor er mich wieder küsste.

Ich versuchte zu lächeln. "Danke." Ich schaute auf die Uhr. Es war schon 20 Uhr, wie schnell vergeht die Zeit denn bitte? Ich glaube ich saß doch länger an der Tür als ich dachte. "Ich bin müde..." sagte ich mit einem gespielt leidenden Gesichtsausdruck. "Schläfst du bei mir?" fügte ich noch hinzu. "Klar." Ich zeigte ihm das Schlafzimmer, während, ich ins Badezimmer ging um mich dort umzuziehen. Als ich fertig war, ging ich zurück ins Schlafzimmer. Felix lag bereits nur in Boxershorts und T-Shirt auf meinem Bett und klopfte lächelnd neben sich. Grinsend legte ich mich neben ihn mit meinem Kopf auf seiner Brust. "Danke, dass es dich gibt." sagte ich und schloss die Augen. Er küsste mich auf die Stirn. "Ich liebe dich." Da waren sie, die drei Worte, die mein Herz für einen Moment zum Stillstand brachte. Aber konnte ich nach einem Tag sagen, dass ich ihn auch wirklich liebte? Mit diesem Gedanken und dem regelmäßigen auf und ab von Felix Brust schlief ich irgendwann ein.

Darkness | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt