Nachdem ich hörte, wie die Tür ins Schloss viel, brach ich wieder in mich zusammen. Dass mein Knie immernoch nicht verbunden war, viel mir erst gar nicht auf. Erst, als ich mich wieder beruhigt hatte, viel mir einiges auf. Als erstes, klebte meine Jeans vom ganzen Blut und Dreck. Zweitens, warum zur Hölle ist mein Blut dunkelgrau? Ich habs dir gesagt, unser Spiel beginnt jetzt, mein kleiner Trottel. Hatte mich Lukas wirklich Farbenblind gemacht?! Panisch stand ich auf und blickte mich um. Mein beigefarbender Tisch war weiß. Mein grüner Flur, einfach grau. "Was soll der Mist?!" kreischte ich durch die ganze Wohnung. Ok, erstmal runter kommen. Wenn das ein 'Spiel' von ihm war, konnte er das auch wieder rückgängig machen.
Ich musste mich entspannen, und dabei darf natürlich das Lisa typische weinen nicht fehlen. Also lief ich ins Wohnzimmer zur Musikanlage und machte laut "Colorblind" von Counting Craws an. Wie gut das jetzt einfach passte.
I am colorblind,
Coffee black and egg white,
Pull me out from inside,
I am ready,
I am ready,
I am ready,
I am fine.Ich kauerte mich eng in mein Sofa gedrückt und weinte in mich hinein, bis es an der Tür sturmklingelte. Wiederwillig stand ich auf, drehte die Musik leiser und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Ein kalter Windzug durchfuhr mich. Vor mir stand Felix, der mich angespannt und verunsichert anschaute. "Lisa? Was ist mit deinen Augen passiert?" "Sind rot vom weinen. Und?" versuchte ich so lässig wie möglich zu sagen. "Nein, das mein ich nicht. Du hast eigentlich blaue Augen, aber jetzt sind sie grau." ungläubig schaute ich ihn an. In grau sieht er einfach so...farblos und unglücklich aus. Vielleicht war er das auch. Wow, you don't say. Sollte ich ihm das jetzt auch noch sagen? Das Lukas mit mir 'spielen' will und mein Farbsehen geklaut hat? "Du hast ja immernoch nichts mit deinem Knie gemacht." "Felix, ganz ehrlich. Ich versteh dich nicht. Ich bin einfach abgehauen und du kommst noch hierher um zu schauen was mit meinem Knie ist?" Er nickte und lächelte leicht gezwungen. "Ich weiß dass es dir nicht gut geht. Ich will dir nur helfen." Er drückte sich an mir vorbei in meine Wohnung und ging zielstrebig ins Badezimmer.
"Woher weißt du...?" "izzi hat doch die gleiche Wohnung wie du. Und anscheinend auch den Verbandskasten an der selben Stelle." sagte er als er zurück kam. Ich schüttelte nur den Kopf. Noch nie war jemand so ehrgeizig mir gegenüber. Anstatt dass er mich einfach in ruhe lässt. "Lass mich jetzt wenigstens dein Knie machen. Ich kann mir das nicht mehr mit anschauen." lachte er und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihm und sah, wie er erwartungsvoll auf meinem Sofa saß. "Willst du dir nicht wenigstens schonmal 'ne Jogginghose anziehen oder so? Die verklebte Jeans würde ich nicht mehr anziehen." Ich tat also, was mir gesagt wurde. Schnell kramte ich eine Jogginghose aus meinem Schrank und schmiss die Jeans gleich in den Müll. Im Wohnzimmer verarztete mich Felix unter schweigen. "Warum bist du eigentlich abgehauen, oder wichtiger, warum hast du dein Handy geschrottet?" unterbrach er die Stille. "Lukas...hat mir eine SMS geschrieben." "Lukas? Dein Bruder?" Ich nickte und schloss meine Augen. "Er meinte, dass mit mir spielen wolle. Jetzt bin ich Farbenblind." Felix zog eine Augenbraue hoch. "Wow...das ist komisch." Ich öffnete wieder meine Augen, und sah, dass er bereits fertig war und nurnoch vor mir hockte.
"Ich glaube, wir sollten es langsam angehen lassen. Ich will dich nicht noch weiter verletzen." sagte ich und schaute ihm in die vergrauten Augen. Warum gehst du so ruhig damit um Lisa? Du sollst Angst haben und dich darüber aufregen! kreischte Lukas mich an. "Wenn du meinst. Ich warte so lange du möchtest." antwortete er mir lächelnd und zerstrubelte meine Haare, was mich sofort wieder zum grinsen brachte. Er stand auf, machte die Depri-Musik aus und brachte den Verbandskasten wieder weg. Als er wiederkam, umarmte ich ihn. Mir wurde sofort warm und meine Muskeln entspannten sich. "Danke." nuschelte ich in sein Shirt.
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Darkness | Dner
Hayran KurguEr war es. Er war der, der mich fast in den Tod geritten hatte. Und das, obwohl er selber seit langer Zeit verschwunden war. Nur die Engel könnten mir helfen, sagte er immer. Aber wie soll man Engel finden, die noch nicht einmal auf die Erde gekom...