Kapitel 9 - Die ganz normale Angst -

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Auf dem Weg zu Felix nach Hause waren wir die ganze Zeit still. Aber es war eine angenehme Stille. So konnte ich den letzten Vögeln auf den Weg in den Süden lauschen. Es wurde schon richtig kalt, sodass ich eine richtige Gänsehaut bekam. Ich bin halt eine richtige Frostbeule, deshalb war Winter fast Selbstmord für mich. Nach kurzer Zeit waren wir an einem Mehrfamilienhaus angekommen.

Felix öffnete die Tür und wir gingen vom kalten Treppenhaus in seine Wohnung im obersten Stock. "Da drüben ist das Wohnzimmer. Setz dich schonmal hin, ich hol den Verbandskasten." sagte er und verschwand in einem anderen Raum. Ich ging also ins besagte Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch, während mein Handy vibrierte. Ich hatte 2 neue Nachrichten. Eine war mal wieder von Nancy.

Nancy: Ist alles ok bei dir? D: Lebst du noch? Wir müssen uns mal wieder treffen! C:

 Ich antwortete ihr, dass ich noch lebe und gerade bei Felix bin. Die zweite Nachricht ist von einer unbekannten Nummer...

?: Ich sehe dich immer und überall. Ich werde dir nie verzeihen, was du mir damals angetan hast. Pass bloß auf deinen Lover auf. -Lukas

Ungläubig und mit weit geöffneten Augen starrte ich auf mein Handy. Wie soll bitte mein toter Bruder Lukas mir eine SMS schreiben?

Lukas?: Erkennst du mich nicht, Trottel? Und du dachtest, ich habe dir damals geholfen.

War er...meine innere Stimme? Vielleicht, Trottel. Tränen liefen über mein Gesicht. Ich fühle mich gerade wie bei Akte X. Wie bitte kann das sein? Lukas ist tot! Aber wenn meine innere Stimme das selbst bestätigt...In was für einer Welt leb ich denn bitte! 

Lukas?: Heul nicht, oder dir passiert noch was!

Vor Wut und Angst schmiss ich mein Handy an die Wand gegenüber. Überall lagen Teile und Splitter im Zimmer herum. Na los, nimm die Splitter und verletz dich selbst, wie damals! Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Alles scheint in Zeitlupe abzulaufen. Als ich aufblickte, sah ich nur Felix, der etwas panisch an meinen Schultern rüttelte. Ich konnte ihn einfach nicht anschauen, also starrte ich leer an ihm vorbei. Ich stand einfach auf und begann, die Teile meines kaputten Handys aufzusammeln. Langsam hörte ich auch wieder was, ich beruhigte mich wieder. "Lisa, was machst du da?" Felix stand hinter mir und beobachtete mich. "Es tut mir leid. Ich kann das einfach nicht, sonst passiert dir noch was." sagte ich, nachdem ich alles aufgeräumt hatte. Ich verließ seine Wohnung, ohne noch weiter was zu sagen. Ist besser so, glaub mir. Werd´ bloß nicht zu glücklich. 

Schnellen Schrittes lief ich mit meinem Longboard im Arm und meinem blutenen Knie nach Hause. Felix macht sich noch nichtmal die Mühe, mir hinterher zu laufen. Ich glaube immer mehr, dass es das richtige war.

Darkness | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt